• 22.04.2017 15:08

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Cal Crutchlow fordert Kurswechsel bei Honda

HRC konzentrierte sich seit 2016 beinahe ausschließlich auf die Entwicklung des Motor/Elektronik-Pakets - Laut Cal Crutchlow ist das ein fataler Fehler

(Motorsport-Total.com) - Nachdem Marc Marquez in der Saison 2014 dominant zum zweiten WM-Titel in der MotoGP fuhr, fiel Honda ein Jahr später in ein tiefes Loch. Zu Beginn der Saison 2015 war die RC213V nicht konkurrenzfähig. Die Honda-Piloten kämpften mit unterschiedlichen Chassis-Varianten und waren sich nicht einig, mit welchem Rahmen sie die Saison bestreiten sollen. Die Yamaha-Werkspiloten machten den WM-Titel unter sich aus.

Titel-Bild zur News: Cal Crutchlow

Cal Crutchlow wundert sich, warum sich Honda kaum ums Chassis kümmert Zoom

Und auch im vergangenen Jahr war die Honda zu Beginn der Saison nicht das beste Motorrad im Feld. Dass sich Marquez schlussendlich den Titel sicherte, war eher auf die Fehler seiner Gegner zurückzuführen. Honda beschäftigte sich intensiv mit der Motorcharakteristik und der Elektronikabstimmung, um die Lücke zu Yamaha zu schließen, was schlussendlich auch gelang.

In der neuen Saison hadern die Honda-Piloten aber erneut mit ihren Maschinen. Das Paket scheint nicht besonders stimmig zu sein. Bisher gelang lediglich ein Podium durch LCR-Pilot Cal Crutchlow. Weder Weltmeister Marquez noch Teamkollege Dani Pedrosa fuhren bisher in die Top 3. Laut Crutchlow ist der Grund offensichtlich: Honda hat sich bei der Entwicklung der RC213V zu sehr auf das Motor/Elektronik-Paket konzentriert.

"Wir müssen uns ein bisschen intensiver mit dem Chassis auseinandersetzen", fordert der Brite, der bemüht ist, nicht so viel Druck auf Honda und sein LCR-Team auszuüben: "Ich möchte aber weder mein Team noch den Hersteller angreifen. Es ist mehr eine allgemeine Aussage. Wir haben uns jetzt zwei Jahre lang auf den Motor konzentriert. Ich denke, dass es beim Chassis noch viel Raum für Verbesserungen gibt."


Fotos: MotoGP in Austin


"Bei der Elektronik sind sicher auch noch Fortschritte möglich, doch daran wird bereits gearbeitet", betont Crutchlow, der seine Erfahrungen gern teilen möchte. Von 2011 bis 2013 fuhr der Brite für das Tech-3-Team von Herve Poncharal eine Yamaha M1. 2014 saß Crutchlow auf der Werks-Ducati und seit 2015 tritt er für Lucio Cecchinellos Honda-Team an.

Cal Crutchlow

Hilfsbereit: Cal Crutchlow möchte seine Erfahrungen bei Honda einbringen Zoom

"Ich fuhr die anderen Maschinen und weiß, ob ein Chassis gut ist oder nicht. Ich denke, wir können uns deutlich steigern", erklärt er diplomatisch und hofft, dass er von den Honda-Verantwortlichen erhört wird. Honda-Werkspilot Dani Pedrosa testete beim Auftakt in Austin einen neuen Auspuff, der die Charakteristik des Motors positiv beeinflussen soll. Doch die ersten Eindrücke waren ernüchternd. An den Motorinnereien darf Honda im Laufe der Saison ohnehin nichts modifizieren. "Der Motor ist versiegelt. Daran können wir nichts mehr ändern", bestätigt Crutchlow, der auf Fortschritte beim Fahrwerk hofft.