• 08.04.2017 01:37

  • von Maria Reyer & David Emmett

Ärger & Optimismus zugleich: Ducati-Stars abgeschlagen

Andrea Dovizioso (14.) und Jorge Lorenzo (18.) können in Argentinien nicht mit ihren Markenkollegen mithalten - Abraham (3.) und Bautista (4.) überraschen

(Motorsport-Total.com) - Ducati erlebte in Argentinien einen kuriosen Trainingsauftakt. Die Satellitenteams konnten die Werkspiloten überraschend klar abhängen und landeten mit teilweise herausragenden Rundenzeiten in den Top 10, während sich Andrea Dovizioso und Jorge Lorenzo nur mit den Rängen 14 und 18 begnügen mussten. Dem Italiener fehlten dabei 0,9 Sekunden auf die Topzeit von Maverick Vinales, dessen Vorgänger Lorenzo musste 1,1 Sekunden Rückstand einstecken.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo ist am Freitag in Argentinien der langsamste Ducati-Pilot Zoom

"Das war ein schwieriger Tag heute", muss Dovizioso zugeben. Er schildert, dass etwas an der Desmosedici nicht korrekt funktioniert habe. "Vielleicht war es die Kupplung, wir wissen es noch nicht. Wir arbeiten derzeit daran, unser Problem zu verstehen. Ich denke nicht, dass es etwas Großes ist. Aber es war jedenfalls sehr schwierig, das Bike zu fahren, weil der Grip auf der Strecke sehr niedrig war." Er konnte seine Linie nicht halten und nicht gleiten, wie er wollte, schildert der frustrierte Italiener.

Besonders hadert der Zweite von Katar mit dem 14. Platz: "Die Position ist das wirklich Negative daran. Das ärgert mich sehr, weil es morgen nass sein könnte." Kann er sich im dritten Training nicht steigern, muss er den Umweg über das Q1 im Zeittraining gehen. "Es geht am Freitag und am Samstagvormittag darum, in den Top 10 zu sein. Man muss nicht Zweiter oder Siebter sein. Natürlich ist es nett, an der Spitze zu sein, aber viele Fahrer sind in den Trainings Siebter oder Achter und kämpfen dann im Rennen um den Sieg", weiß der erfahrene Pilot.

Lorenzo vergreift sich bei den Reifen

Teamkollege Jorge Lorenzo erwischte es noch härter. Der Ex-Weltmeister reihte sich im hinteren Feld als schlechtester Ducati-Pilot ein. "Am Vormittag waren wir sieben Zehntel hinten, am Nachmittag war es schlimmer", blickt er der Realität ins Auge. Der Mallorquiner hat eine Erklärung für das Debakel parat: die falsche Reifenwahl. "Das Team hat einen Fehler bei der Reifenwahl gemacht. Wir haben uns für den weichen entschieden, die Bedingungen waren dafür aber nicht perfekt. Ich wusste es nicht, weil ich dachte, dass es der Medium wäre. Ich habe nicht verstanden, warum die Front so sehr zumacht. Danach habe ich es verstanden. Dieser Fehler hat es mir nicht erlaubt, mich zu verbessern."


Fotos: Ducati, MotoGP in Termas de Rio Hondo


Lorenzo fuhr sowohl an der Front als auch auf der Hinterachse den Soft-Pneu von Michelin. Trotz dieses Missgeschicks ist er nicht am Boden zerstört: "Zwar stehe ich auf Platz 18, zu den anderen ist es aber sehr eng. Mit dem richtigen Vorderreifen sind wir bestimmt besser im Qualifying." Auf Dovizioso fehlen ihm genau zwei Zehntelsekunden.

"Wenn es trocken ist, können wir ein gutes Rennen fahren. Vielleicht ist auch das Qualifying trocken", hofft er. "Ich bin optimistisch, weil ich ein gutes Gefühl in manchen Kurvenausgängen hatte. Wir werden jedes Mal besser werden. Uns fehlt natürlich noch etwas Pace mit dem Bike, aber ich bin optimistisch. Ich kann mit dem richtigen Vorderreifen explosiver sein und mehr pushen auf einer Runde", glaubt Lorenzo.

Abraham will in die Top 10: "Wäre ein Traum"

Ganz ein anderes Bild zeigte sich bei den Ducati-Kundenteams. Mit Karel Abraham auf dem dritten und Alvaro Bautista auf dem vierten Rang konnte das Aspar-Team ein starkes Ausrufezeichen setzen. Für die Werkspiloten ein Schlag ins Gesicht, denn der Tscheche ist auf einer 2015er-Ducati unterwegs, sein Teamkollege auf dem Vorjahresmodell. Abraham zeigt sich am Freitagabend dementsprechend glücklich: "Am Ende sind wir auf eine schnelle Runde gegangen. Davor haben wir verschiedene Dinge ausprobiert. Wir haben einen sehr guten Job gemacht, weil das Bike wirklich gut funktioniert hat."

Karel Abraham

Karel Abraham ist zufrieden mit seiner Leistung am Freitag in Rio Hondo Zoom

Schon am Vormittag war er in den Top 5 zu finden. "Das war schon richtig gut. Jetzt bin ich sogar in den Top 3." Angesprochen auf die Probleme der Werkspiloten gibt er sich zugeknöpft: "Ich weiß wirklich nicht, warum sie Probleme haben." Im Qualifying und im Rennen strebt der 27-Jährige die Top 10 an. "Das wäre ein wahr gewordener Traum. Wenn ich Punkte mache, wäre ich schon glücklich. Der dritte Platz ist natürlich toll, aber im Renntrimm ist es nicht einfach, mit den Jungs mitzuhalten."

Den Unterschied zur 2016er-Desmosedici würde er in ein paar Bereichen merken, erklärt Abraham. Teamkollege Bautista freut sich über einen guten Start ins Wochenende nach seinem Sturz in Katar. "Am Nachmittag haben wir nicht viel am Motorrad geändert, sondern uns darauf konzentriert, verschiedene Reifen auszuprobieren, um uns ein klares Bild zu verschaffen für den Fall, dass es morgen regnet", schildert der 32-Jährige. "Auf dem Medium-Vorderreifen war ich recht schnell, beim Hinterreifen war die Medium-Variante etwas besser als die harte. Der weiche Reifen war recht instabil, auf ihm ist es unmöglich, eine Renndistanz zu fahren", weiß er.

Petrucci bester Fahrer mit 2017er-Bike: "Bin nicht überrascht"

Der dritte Ducati-Pilot in den Top 5 war am Freitag Danilo Petrucci, der durch einen Virus etwas gehandicapt war. Er war gleichzeitig auch der schnellste Pilot auf einer 2017er-Desmosedici. Schon im ersten Training ließ er mit dem zweiten Platz aufhorchen, am Nachmittag setzte er sich auf Rang fünf. Er freut sich über seine Leistung, ihm fehlte knapp eine halbe Sekunde auf Vinales. "Das war ein guter Tag, weil ich auch ohne Attacke in die Top 5 gefahren bin. Das ist eine normale Evolution der Wintertests. Ich bekommen nun das Gefühl auf dem neuen Bike, meine Lösungen funktionieren derzeit. Darüber bin ich glücklich. Ich bin nicht überrascht", gibt er zu Protokoll.

Danilo Petrucci

Petrucci ist am Freitag der schnellste Ducati-Fahrer auf dem 2017er-Bike Zoom

Seine Zeit würde nach dem zweiten Training für den Einzug in das Q2 reichen, dies war sein erklärtes Ziel vor dem Wochenende. "Weil das Wetter morgen nicht gut werden soll. Ich habe das Bike sehr genossen, weil das eine meiner Lieblingsstrecken ist." Er merkt aber auch an, dass noch genügend Arbeit für Sonntag zu erledigen ist: "Natürlich gibt es noch ein paar Baustellen, wie der Verschleiß des Hinterreifens, weil der Abfall des Reifens, speziell hinten, sehr groß ist. Wir müssen uns noch für einen Rennreifen entscheiden, der Soft ist jedenfalls keine Option für mich", stimmt er mit Bautista überein. Zumindest mit der Balance sei er sehr zufrieden.

Auch er kann sich die Probleme seiner Kollegen in Rot nicht erklären, denn wären ihm weniger Fehler unterlaufen, hätte er sogar noch schneller gekonnt, verrät Petrucci. Er war immerhin um 0,439 Sekunden schneller als Dovizioso. Auch sein Pramac-Teamkollege Scott Redding auf dem Vorjahresmodell konnte nicht mit dem Italiener mithalten, der Brite wurde Elfter. Er hatte Probleme damit, den richtigen Vorderreifen zu wählen. Er findet es "ziemlich komisch", wie gut die GP15 auf dem Kurs in Termas de Rio Hondo abliefert. Redding könnte am Samstagvormittag noch in die Top 10 fahren.

Baz: "Hätte noch schneller fahren können"

Loris Baz

Daumen hoch für P6: Auch Loris Baz darf sich am Freitag freuen Zoom

Auch Loris Baz unterstreicht die gute Ducati-Leistung mit seinem sechsten Platz im zweiten Training. Der Franzose, der am Vormittag noch technische Probleme hatte, kam am Nachmittag auf dem harten Reifen gut zurecht. Der Avintia-Fahrer auf der GP15 blieb 0,6 Sekunden hinter der Bestmarke von Yamaha. Trotz einer Magenverstimmung ist er zufrieden mit seiner Leistung: "Mit dem weichen Hinterreifen und mit Maverick als Referenz gelang mir eine sehr gute Runde. Ich denke, ich hätte noch schneller fahren können, wenn ich den harten Reifen verwendet hätte. Aber ich bin sehr zufrieden."

Somit brachte Ducati zwar vier Fahrer in die Top 10, allerdings keinen der beiden Werkspiloten. Sowohl Dovizioso, als auch Lorenzo, Redding und Barbera (15.) müssten nach derzeitigem Stand im ersten Qualifying-Abschnitt antreten, sollten sie morgen in einem womöglich nassen dritten Training keine Verbesserungen erzielen. Abraham, Bautista, Petrucci und Baz sind derzeit gesetzt für Q2. (Zum FP2-Ergebnis!)