Maverick Vinales: Der Druck gibt ihm den Extra-Punch

Zum ersten Mal in seiner Karriere ging Maverick Vinales als Favorit in ein MotoGP-Rennen - Dem Druck hielt der Spanier stand und konnte ihn sogar für sich nutzen

(Motorsport-Total.com) - Schon während der Wintertests entpuppte sich Maverick Vinales nach seinem Wechsel zu Yamaha mit konstant schnellen Rundenzeiten und beeindruckenden Longruns als Überflieger der Wintersaison. Für viele Kollegen und Experten war spätestens da klar, dass der junge Spanier nach ersten Erfolgen bei Suzuki in einem Topteam wie Yamaha regelmäßig um Siege und auch den WM-Titel mitkämpfen können würde.

Titel-Bild zur News: Maverick Vinales

Maverick Vinales glänzte in Katar mit seinem ersten Sieg für Yamaha Zoom

Zugleich waren viele gespannt, wie Vinales mit dieser neuen Erwartungshaltung umgehen würde. So sagte Honda-Pilot Dani Pedrosa noch vor dem MotoGP-Saisonauftakt in Katar am vergangenen Wochenende: "Vinales ist die unbekannte Größe. Wie wird er mit dem Druck umgehen, ein Sieganwärter zu sein? Es ist ein Unterschied, ob man ein Überraschungssieger ist oder den Druck hat zu gewinnen."

Seit Sonntag wissen wir: Vinales ist dem Druck gewachsen. Seiner Favoritenrolle wurde der 22-Jährige schon im ersten Rennen für Yamaha gerecht und reihte sich mit zwei MotoGP-Siegen auf unterschiedlichen Herstellern - 2016 gewann er einmal mit Suzuki - in eine illustre Runde ehemaliger und aktueller Motorrad-Stars ein. Denn vor ihm gelang das nur Valentino Rossi, Max Biaggi, Casey Stoner und Andrea Dovizioso.

Großer Preis von Katar war für Vinales kein Spaziergang

"Es war auf jeden Fall anders", sagt Vinales selbst auf sein erstes MotoGP-Rennen in der Favoritenrolle. "Aber wenn man diese Art von Druck spürt, dann pusht man sich umso mehr. Du hast diesen Extra-Punch, den du nur geben kannst, wenn du motiviert bist, zu gewinnen und den Pokal zu holen", erklärt der Spanier weiter, gibt aber zugleich zu, dass der Große Preis von Katar kein Spaziergang für ihn war.

"Als es angefangen hat zu regnen, sind auch bei mir Zweifel aufgekommen. Die ersten Runden waren wirklich schwierig", blickt Vinales zurück, "aber als ich dann meine eigene Pace gefunden hatte, habe ich mir gesagt: Okay, konzentriere dich und versuche, die Reifen bis zum Ende des Rennens zu schonen. Und das hat funktioniert." Doch bis dahin musste Vinales, der vom Start auf Platz fünf zurückgefallen war, erst ins Rennen finden.

Denn auch er hatte Probleme: "Im dritten Sektor hatte ich nicht den Speed, den ich dort normalerweise hatte in all den Trainings. Aber als ich die Konzentration und das Gefühl zurückgewonnen hatte, wurde ich schneller. Ich sah die Fahrer hinter mir näher kommen, auch Valentino (Rossi; Anm. d. R.). Ich musste mich fokussieren und versuchen, so schnell wie möglich zu überholen", so die Strategie des Spaniers.

Vinales: Kampf um die Top 6 oder den Sieg ist anders

Er kämpfte sich schließlich in die Spitzengruppe vor und ging an Marc Marquez (Honda) auf Rang zwei vorbei. In Führung lag zu dem Zeitpunkt Ducati-Pilot Andrea Dovizioso. "Ich sah, dass Dovi einige hohe 1:56er-Runden gefahren ist. Ich konnte innerhalb von zwei Runden aufschließen, aber als ich dann an ihm dran war, hat er angefangen zu pushen", erinnert sich Vinales. Am Ende hatte er im Zweikampf jedoch die Nase vorn.

"Es war schwierig und ich bin glücklich, dass wir es so gut hinbekommen haben", resümiert der 22-Jährige. "Im vergangenen Jahr war es schwer für mich, mit den Anderen zu kämpfen. Aber in diesem Jahr fühlt es sich gut an, ich bin motiviert und kann sehr gut pushen." 2016 wurde Vinales auf der Suzuki Sechster. Er gibt zu: "Es ist ein Unterschied, ob man wie damals um Platz sechs kämpft oder um den Sieg. Das ist total anders."


Fotos: Maverick Vinales, MotoGP in Doha, Training