• 23.10.2016 10:05

  • von Roman Wittemeier

Rennsieger Cal Crutchlow: "Oh nein, da kommt der Rossi"

Phillip-Island-Sieger Cal Crutchlow über seine Fahrt in Australien und den zwischenzeitlichen Druck von Valentino Rossi: "Hat nicht jeder ernst genommen"

(Motorsport-Total.com) - Cal Crutchlow hat sich beim Motorrad-Grand-Prix von Australien 2016 bereits den zweiten Saisonsieg sichern können. Nach dem Sturz des führenden Weltmeisters Marc Marquez konnte der LCR-Honda-Pilot souverän die Spitze gegen anfängliche Angriffe von Valentino Rossi (Yahama) behaupten und am Ende mit einem Vorsprung von 4,218 Sekunden ins Ziel fahren (alle Infos im Live-Ticker!). Der 30-Jährige, der bereits in Brünn gesiegt hatte, ist nun einer von nur sieben Briten, die in einer Saison mehr als einen Erfolg verbuchen konnten.

Titel-Bild zur News: Cal Crutchlow, Valentino Rossi

Valentino Rossi gratuliert Cal Crutchlow zum zweiten MotoGP-Sieg Zoom

"Vor dem Rennen hatte man mich nach meinen Zielen für Phillip Island gefragt. Ich habe gesagt, dass ich siegen will. Das hat bestimmt nicht jeder ernst genommen. Ich aber schon", erklärt der Sieger voller Selbstbewusstsein. "Ich hatte ein tolles Tempo, viel besser als im Vorjahr. Ich konnte das Niveau locker über 20 Runden hoch halten. Das ist überraschend, wenn man bedenkt, dass wir am gesamten Wochenende kaum auf trockener Strecke haben arbeiten können."

Im Warmup hatte Crutchlow bei erstmals trockenen Bedingungen ein gutes Setup weiter verfeinert, sich anschließend für das Rennen als einer der wenigen Piloten für den harten Vorderreifen entschieden. Diese Variante hatte auch der anfangs führende Marquez gewählt, dem in Runde zehn das Vorderrad einklappte. "Als ich Marc abfliegen sah, war ich überrascht, dass es in Kurve vier passierte und nicht in der sechsten Ecke. Dort ist mir nämlich so etwas schon mal passiert, als ich vier Sekunden Vorsprung auf Vale hatte. An jener Stelle war ich immer zurückhaltend, nie zu spät auf der Bremse."

Und plötzlich taucht Rossi schon am Heck auf

"Es war klar, dass ich die Temperatur im Vorderreifen halten muss", beschreibt der Sieger seine Erkenntnis aus dem Ausfall des Champions. "Als Marc weg war, sah ich auf meiner Boxentafel, dass Vale nur noch 1,2 Sekunden hinter mir liegt. Ich hatte in der Runde zuvor nicht geschaut, wusste die Entwicklung nicht. Ich dachte nur: 'Oh nein, der kommt von Platz 15 und hat mich gleich schon'. Der Vorsprung wuchs dann aber stetig an."

Überraschend souverän konnte sich Crutchlow in der zweiten Rennhälfte vom Yamaha-Superstar absetzen. Nach eigener Aussage sogar ohne große Mühe. "Es ist immer kurios: Wenn man bequem vorne fahren kann, könnte man es sich eigentlich leisten, etwas weniger zu pushen. Aber dann sind da die Reifen. Lässt du es zu locker angehen, dann ist die Temperatur weg." So fuhr Crutchlow nach dem Motto: Im Schatten Vollgas, bei Sonne entspannt.

"Ich hatte Cal sowieso stark erwartet. Er ist in der zweiten Saisonhälfte bisher überall und bei allen Bedingungen schnell gewesen, außerdem passt die Strecke gut für ihn", lobt der zweitplatzierte Rossi. Podestbesucher Maverick Vinales stimmt mit ein: "Im vergangenen Jahr habe ich hier gegen ihn kämpfen können, aber in diesem Jahr war er nicht zu packen. Freut mich für ihn. Er wird auch in Malaysia wieder von dabei sein. Ich würde mir wünschen, in den kommenden Rennen auf seinem Niveau fahren zu können."

"Schade, dass meine beiden Liebsten das heute nicht vor Ort miterleben konnten. Aber sie sind jetzt auf dem Weg nach Malaysia. Morgen früh sehen wir uns dort wieder", meint Crutchlow mit Blick auf Ehefrau Lucie und Töchterlein Willow. Der Nachwuchs war im August auf die Welt gekommen. Folgt nun gleich noch mehr? "Lucie ist nicht schwanger. Glaube ich jedenfalls. Eigentlich ist da nichts in Planung, aber man weiß es ja nie", scherzt der LCR-Pilot.