• 21.08.2016 21:38

  • von Maria Reyer & David Emmett

Falsche Reifenwahl in Brünn: Ducati zerbröselt im Mittelfeld

Andrea Iannone konnte nach starkem Beginn in Brünn nicht nachsetzen und wird wie auch Teamkollege Andrea Dovizioso Opfer der weichen Reifen

(Motorsport-Total.com) - Freud und Leid innerhalb einer Woche bei Ducati: Durfte man sich am vergangenen Sonntag noch über den ersten Doppelerfolg seit 2007 freuen, musste man am Sonntag in Brünn erleben, wie sich alle Sieghoffnungen förmlich in schwarzem Gummi auflösten. Andrea Iannone fiel von einer aussichtsreichen Position im Spitzenfeld noch auf den achten Platz zurück, Andrea Dovizioso konnte das Rennen nicht beenden.

Titel-Bild zur News: Andrea Iannone

Das war wohl nichts: Andrea Iannone wird auf den achten Platz zurückgereicht Zoom

Iannone startete von der dritten Position und konnte sich über weite Strecken des Rennens in der Spitzengruppe behaupten. In Runde vier übernahm er die Führung von Teamkollegen Doviziso, der einen guten Start von Platz sieben erwischte. Gemeinsam mit Scott Redding bildeten die beiden Werkspiloten bis Runde neun das Spitzentrio.

Danach wurde Dovizioso langsamer, sein Vorderreifen war komplett zerstört. Es lösten sich bereits größere Gummistücke. Er fuhr an die Box und diskutierte dort mit seiner Crew, ob er das Rennen überhaupt noch einmal aufnehmen sollte. Schließlich fuhr er auf Intermediates zurück auf die Strecke. In Runde 15 gab er endgültig auf.

Iannone konnte die Führung hingegen bis Runde 15 behaupten, erst Premierensieger Cal Crutchlow überholte ihn in einem heißen Duell. Ab diesem Zeitpunkt verlor der Spielberg-Gewinner immer mehr Boden auf die Konkurrenz, er wurde durchgereicht und beendete das Rennen schließlich auf dem achten Rang.

"Über den Großteil des Rennens bin ich glücklich", erklärt der "Maniac". "Wir waren vorne und ich habe versucht, die Reifen bestmöglich zu managen." Beide Ducatis waren sowohl auf dem weichen Vorderreifen als auch dem weichen Hinterreifen losgefahren. "In den letzten sieben Runden wurde es immer schwieriger, die Situation zu kontrollieren. Der Vorderreifen war komplett hinüber. Wir sind mit weichen Reifen vorne und hinten gestartet, das ist schwierig, wenn du nicht genügend Wasser auf der Strecke hast. Daher konnten wir hinten raus keine gute Pace mehr fahren", schildert Iannone.

Andrea Iannone, Scott Redding, Andrea Dovizioso

Zu Beginn des Rennens konnten drei Ducatis das Tempo vorgeben Zoom

Er verrät, dass er sich sicher war, dass der Tschechien-Grand-Prix ein Flag-to-Flag-Rennen werden würde: "Daher haben wir diese Reifen genommen. Doch die Strecke trocknete nur sehr langsam auf. Trotzdem bin ich glücklich, weil ich mein Gefühl im Nassen verbessern konnte. Heute haben wir aus diesem Rennen viel gelernt. Das nächste Mal werden wir sicherlich mehr nachdenken", mahnt der 27-Jährige.

Beide Piloten berichten von "gefährlichen" Situationen

Die Problemzone bei der Desmosedici lag in Brünn eindeutig auf der Vorderachse: "Wir hatten kein Problem auf dem Hinterreifen, da hatte ich das gesamte Rennen über guten Grip. Das Problem lag am Vorderreifen, den habe ich mir zerstört. Nein, ich habe nicht von Anfang an zu viel gepusht - vielleicht 70, 80 Prozent. Am Ende war es fast unmöglich, zu fahren. Das war sehr gefährlich", gibt der Italiener zu.

Teamkollege Dovizioso erwischte es noch schlimmer. "Ich habe den Vorderreifen mehr beansprucht als den Hinterreifen, ich habe nicht die volle Power abgerufen", erklärt auch er in seiner Medienrunde am Abend. "Ich habe versucht, sanft mit dem Hinterreifen umzugehen. Daher hat mein Vorderreifen überhitzt, und daher verlor ich ein paar Teile."

Er stimmt Iannone zu: "Jeder hat ein Flag-to-Flag-Rennen erwartet, weil das Wasser vor dem Start, nachdem der Regen aufgehört hatte, überraschenderweise schnell zurückging. Aber wie dem auch sei, meine Pace war nicht so gut." Zu seinem Besuch an der Box in Runde neun hatte der 30-Jährige Folgendes zu sagen: "Wenn du das Bike wechselst, dann sind meistens die Slicks drauf. Es war schwierig, die richtige Entscheidung zu treffen, wenn du nicht mit den Mechanikern sprechen kannst."


MotoGP in Brünn

Über die Reifenwahl war man sich nicht ganz einig: "Ich habe den Intermediate genommen. Bei diesen Bedingungen hat es ganz gut funktioniert, ich habe weniger Grip erwartet, aber die Strecke war total nass." Das Risiko sei einfach zu groß gewesen, weil noch Wasser auf der Strecke stand, daher fürchtete er einen Crash. Von Beginn an die härtere Variante zu nehmen, wäre besser gewesen, gibt er zu: "Natürlich. Cal ist mit dem gefahren, das wäre viel besser gewesen. Aber der Reifen ist wirklich hart. Es hat hier funktioniert, weil der Grip gut war und wenig Wasser auf der Strecke war." Grundsätzlich geht Dovizioso mit Reifenhersteller Michelin hart ins Gericht, er ist mit den Reifenmischungen nicht zufrieden.