Bridgestone: Asymmetrischer Vorderreifen besteht Härtetest

Der asymmetrische Vorderreifen besteht den Härtetest auf dem Sachsenring - Honda dominiert das Rennen auf dem harten Reifen und sorgt für Verwunderung

(Motorsport-Total.com) - Das Rennen auf dem Sachsenring war in gewisser Weise auch ein Reifenpoker. Im Mittelpunkt standen die Vorderreifen, denn erstmals in der Saison brachte Bridgestone den asymmetrischen Pneu mit an die Strecke. Im Rennen war dieser Reifen zwar auch die bevorzugte Variante, doch ganz vorne standen mit Marc Marquez und Dani Pedrosa am Ende ausgerechnet die beiden einzigen Piloten im Feld (zur Reifenliste), die sich für den klassischen harten Vorderreifen entschieden. Das sorgt nach dem Rennen durchaus für Verwunderung.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Valentino Rossi entschied sich für den asymmetrischen Reifen und wurde Dritter Zoom

"Ich bin sehr überrascht. Ich bekam es in der Startaufstellung mit und ehrlich gesagt dachte ich, dass das eine schlechte Wahl wäre", berichtet beispielsweise Tech-3-Pilot Bradley Smith, der selbst auf den asymmetrischen Reifen setzte und am Ende Sechster wurde. "Er war sehr gut", berichtet der Brite und ergänzt: "Vielleicht hätte ich den 33er (Medium; Anm. d. Red.) fahren können, aber die Rechtskurven waren meine Stärken, weil ich Vertrauen in die Front hatte. Das wollte ich nicht hergeben."

Daher sei der asymmetrische Reifen die "sicherste und konstanteste Option" für die Yamaha-Piloten gewesen. Im Hinblick auf den harten Vorderreifen erklärt er: "Es gab keine Möglichkeit, das wir diesen Reifen hätten fahren können." Ganz anders sah es bei Honda aus. Rennsieger Marquez erklärt: "Mit dem 33er war ich über zehn Runden schneller, aber gestern probierte ich den 38er (Hard; Anm. d. Red.) aus und ich sah, dass ich zwar rund ein Zehntel langsamer war, aber dafür sah er in den letzten Runden etwas konstanter aus."


Fotos: MotoGP am Sachsenring, Rennen


"Mit dem 33er wäre ich in den ersten 15 Runden vielleicht schneller gewesen, aber danach wäre es ein Fragezeichen gewesen, dann hier muss man 30 Runden auf der linken Flanke pushen und das ist eine Menge. Im Warmup sah ich, dass mein Rhythmus gut genug war, um den 38er zu nehmen", berichtet der Spanier, der sich durch die ungewöhnliche Wahl am Ende des Sieg sicherte.

Chaos in der Startaufstellung

"Gestern probierte ich den 38er aus und damit fühlte ich mich etwas stabiler", sagt auch Teamkollege Pedrosa und fügt hinzu: "Ich habe mich für den 38er entschieden, um am Ende des Rennens mehr Sicherheit zu haben. Für mich war das eine gute Wahl." Kurios: Während die Yamaha-Piloten davon überrascht waren, dass Marquez und Pedrosa auf die harte Mischung setzten, wunderte es die Honda-Fahrer, dass man sich bei Yamaha für den asymmetrischen Pneu entschied.

"Ich habe ehrlich gesagt gedacht, dass es niemals funktionieren würde", wundert sich LCR-Pilot Cal Crutchlow nach dem Rennen. Der Brite selbst hatte mehr oder weniger versehentlich den Medium-Pneu verwendet, da seine Crew die Fehlinformation hatte, dass auch Marquez den 33er-Reifen gewählt hatte. Im Rennen fuhr Crutchlow anschließend nur hinterher.


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Bridgestones Entwicklungschef Shinji Aoki liefert eine mögliche Erklärung für den Fauxpas: "Die steigende Streckentemperatur hat in der Startaufstellung für einige späte Wechsel des Vorderreifens gesorgt." Dadurch verloren einige Personen unmittelbar vor dem Start wohl kurzzeitig den Überblick. Doch obwohl die große Auswahl an Vorderreifen vor dem Rennstart für ein kleines Chaos sorgte, ist man bei Bridgestone insgesamt zufrieden.

"Die steigende Streckentemperatur hat für einige späte Wechsel des Vorderreifens gesorgt." Shinji Aoki

"Wir haben im Rennen nur sehr wenige Vorfälle gesehen und die Pace war extrem schnell und es gab einen neuen Streckenrekord", freut sich Aoki. Tatsächlich gab es vor allem in der gefürchteten Kurve elf am gesamten Wochenende deutlich weniger Stürze als noch in den Vorjahren. Daran dürfte auch der asymmetrische Vorderreifen einen Anteil haben.

Keine Erfahrung am Sachsenring

"In der Vergangenheit haben einige Piloten Bridgestone gebeten, einen asymmetrischen Vorderreifen für den Sachsenring zu entwickeln", berichtet Aoki und erklärt: "Diese Entwicklung war nicht einfach, da kein Team privat auf dem Sachsenring testet. Also haben wir auf der Basis unserer vorhandenen Daten eine Menge Simulationen durchgeführt. Wir konnten diesen Reifen nicht auf dieser Strecke testen."

"19 der 25 Piloten wählten den asymmetrischen Vorderreifen für das Rennen. Wir haben viel gutes Feedback bekommen", freut sich der Japaner, den es ebenfalls überraschte, dass Honda auf den harten Vorderreifen setzte - der für das Rennen eigentlich gar nicht vorgesehen war. "Die besten Optionen waren in diesem Jahr die weiche Mischung bei kühlen Bedingungen und der asymmetrische und mittlere Vorderreifen als Hauptoption."


MotoGP am Sachsenring

Weil die Wettervorhersage für das Rennwochenende allerdings extrem heiße Temperaturen ankündigte, entschied man sich dazu, denn Teams auch die harte Mischung anzubieten. "Die Regeln der FIM besagen, dass der Reifenhersteller das reguläre Reifenangebot verändern kann, um mit extremen Bedingungen zurechtzukommen. Diese Klausel hatten wir im Hinterkopf", erklärt Aoki.

"Die Entwicklung war nicht einfach, da kein Team privat auf dem Sachsenring testet." Shinji Aoki

"Es hat sich herausgestellt, dass es eine gute Entscheidung war, denn am Renntag hatten wir die höchste Streckentemperatur des gesamten Wochenendes", so der Japaner, der allerdings nicht davon ausgeht, dass es im Laufe des Jahres noch einmal ein Rennen geben wird, bei dem man vier verschiedene Vorderreifen anbieten wird. "Drei Optionen sind in der Regel mehr als genug", erklärt er.

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