Poncharal von Schrötter beeindruckt

Herve Poncharal wollte unbedingt Marcel Schrötter verpflichten - Der Deutsche hat die richtige Einstellung, muss aber den nächsten Schritt in die Top 5 machen

(Motorsport-Total.com) - Marcel Schrötter ist in diesem Jahr einer von drei Deutschen in der Moto2. Der 21-Jährige wurde zu Beginn seiner Karriere von Toni Mang gefördert. Mang, selbst fünffacher Motorrad-Weltmeister ermöglichte Schrötter 2008 auf dem Sachsenring seinen ersten Wildcard-Start in der WM. 2009 wurden es neben einem souveränen zweiten IDM-Meistertitel drei WM-Starts. Seit 2010 ist Schrötter Fixstarter, wartet aber noch auf seinen ersten großen Erfolg. Nach einer 125er-Saison bei Honda wurde der Youngster vom neuen indischen Mahindra-Rennstall verpflichtet.

Titel-Bild zur News: Marcel Schrötter

Marcel Schrötter entwickelt in dieser Saison die Tech 3 Mistral weiter Zoom

Zu Beginn der neuen Moto3-Klasse 2012 war das Motorrad nicht konkurrenzfähig. Schrötter fungierte mehr als Testfahrer und es kam während der Saison zur Trennung. Er wechselte zu Bimota und stieg direkt in die Moto2 auf. Doch auch dieses Chassis war veraltet und nicht konkurrenzfähig. Schrötter war einmal mehr der Testfahrer. Deshalb wollte er für 2013 unbedingt Kalex-Material. Im Winter gestaltete sich die Fortsetzung seiner Karriere aus finanziellen Gründen zu einer Zitterpartie, bis es klappte.

Doch auch mit der Vorjahres-Kalex stellten sich nicht die erhofften Erfolge ein. In Mugello 2013 startete Schrötter zumindest erstmals aus der ersten Reihe. Im Herbst wurde Schrötter von Herve Poncharal für das Moto2-Projekt verpflichtet. Tech 3 setzt in der mittleren Klasse ein eigenes Chassis für zwei Fahrer ein. Schrötter ist wieder in der Rolle des Test- und Entwicklungsfahrers. Bei Tech 3 gibt es aber die Verbindungen zum MotoGP-Team.

Toni Mang empfahl Schrötter

Wieso hat sich Poncharal ausgerechnet für Schrötter entschieden? "Ich verfolge die Karriere von Marcel schon sehr lange. Ich habe seinen Namen zum ersten Mal gehört, als mir mein Freund Toni Mang gesagt hat, dass er einen jungen Fahrer mit großem Potenzial mit einer Wildcard an den Start bringen wird. Ich glaube, dass war im Jahr 2008. Seither habe ich ihn genau verfolgt", sagt Poncharal im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Er hat im Vorjahr einen guten Job gemacht. Er ist auch keine Primadonna."

Marcel Schrötter

In den Jahren 2008 und 2009 wurde Schrötter IDM-125-Meister Zoom

Tech 3 kämpft in der Moto2 nicht um den WM-Titel. In der Herstellerwertung ist das französische Team hinter Kalex, Suter und Speed Up punktgleich mit Caterham-Suter auf Platz vier. "Unser Projekt ist sehr speziell, denn nur wir setzen dieses Motorrad ein. Wenn man nicht daran glaubt, nicht arbeitet und nicht die richtige Einstellung hat, führt das zu nichts", so Poncharal. Er hält nach Fahrern mit der richtigen Einstellung Ausschau. "Ich habe im Vorjahr mit Marcel gesprochen. Er hat mir die richtigen Fragen gestellt."

"Er war sehr ruhig und hat zu mir gesagt, dass er darüber nachdenken will. Je mehr ich mit ihm gesprochen habe, desto mehr glaubte ich daran, dass er der richtige Mann ist." Rein von den Ergebnissen her konnte Tech 3 keinen Sprung nach vorne schaffen. "Im Vorjahr waren wir in einer sehr schwierigen Situation. Danny Kent war bei uns. Ich weiß aber nicht warum, denn er wollte zu uns kommen. Er hat aber nie an dieses Projekt geglaubt. Deshalb wollte ich Marcel."

Schrötter hat die richtige Einstellung

"Er hat Erfahrung in der Moto2 und ist im Vorjahr eine Kalex gefahren. Er war nicht mit allem zufrieden. Ich konnte ihm etwas mehr, etwas anderes bieten. Seine Erfahrung war für uns sehr wichtig. Zu diesem Zeitpunkt wollten wir Alex Marinelarena nehmen, der nicht so viel Erfahrung hat", blickt Poncharal auf die Gründe seiner Entscheidung zurück. "Deshalb war uns Marcel als Nummer-1-Fahrer sehr wichtig. Ich hatte auch mit seinem Manager von Anfang an ein gutes Gefühl."

"Je mehr ich mit ihm gesprochen habe, desto mehr glaubte ich daran, dass er der richtige Mann ist." Herve Poncharal über Schrötter

Marinelarena hatte bei den Wintertests allerdings einen schweren Unfall und kann in diesem Jahr keine Rennen fahren. Als Ersatz wurde Ricky Cardus verpflichtet. Somit hat Poncharal inklusive dem Moto2-Team zwei Spanier (Cardus, Pol Espargaro), einen Briten (Bradley Smith) und mit Schrötter einen Deutschen unter Vertrag. "In meinem Team herrscht immer eine Familienatmosphäre. Ich möchte, dass sich die Menschen wohlfühlen", beschreibt Poncharal. "Manchmal denke ich mir, dass ich britischen oder deutschen Fahrern näherstehe, als Spaniern und Italienern. Sie sind temperamentvoller."


Fotos: Moto2 auf dem Sachsenring


Die heißblütigen Südländer haben eine andere Einstellung. "Marcel ist nie aufgeregt, aber auch nicht extrem wütend. Er ist auch nie zufrieden. Ich bin sehr zufrieden mit ihm", betont Poncharal. Die nackten Zahlen werfen für Schrötter in den ersten neun Rennen 36 WM-Punkte aus. In Austin und in Barcelona wurde er Neunter. "Wenn ich es positiv sehe, dann hat Marcel mit uns seine besten Moto2-Ergebnisse eingefahren. Er wurde zweimal Neunter", bewertet der Tech-3-Teamchef die bisherige Leistung.

"Er braucht etwas länger, bis er warm wird. Wir wissen, was nicht ganz passt. Er braucht immer länger, bis er auf Tempo kommt. Auch in der ersten Rennhälfte ist er etwas zu vorsichtig. Er weiß das. Die Moto2 ist eine sehr verrückte Klasse. Natürlich muss das Motorrad auch besser werden. Wenn wir die ersten 30 Prozent des Rennens verbessern, dann ist er sicherlich den Top 5 viel näher." Schrötter hat bereits um drei Zähler mehr auf dem Konto als in der kompletten Saison 2013.