• 11.01.2011 11:54

Verletzter Rossi: "Ich brauche noch Monate"

Valentino Rossi präsentiert sich nun endlich in Rot, stapelt aber gleich richtig tief: Vor den ersten Ducati-Siegen müsse er sich erst einmal auskurieren

(Motorsport-Total.com/SID) - Der Körper streikt, das Motorrad zickt, doch der Superstar will die Krallen zeigen: Die italienische Traumehe zwischen Ducati und Valentino Rossi wird für den neunmaligen Weltmeister nach eigener
Auskunft zur "größten Herausforderung meiner Karriere". Grund für Rossis Skepsis sind die anhaltenden Probleme an der operierten Schulter.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Valentino Rossi begrüßt die Presse im italienischen Skiort Madonna di Campiglio

"Ich sage euch gleich: Es wird nicht möglich sein, vom ersten Rennen an Ergebnisse einzufahren", verkündet der Italiener bei seiner Vorstellung als neuer Fahrer des Traditionsteams am Dienstag. "Es wird sicher noch fünf oder sechs Monate dauern, bis ich wieder der Alte bin." Kämpfer Rossi, der im Vorjahr sieben Monate mit der im April bei einem Motocross-Training verletzten Schulter fuhr und nach einem später erlittenen Schienbeinbruch in Rekordgeschwindigkeit zurückkehrte, steht damit abseits der Strecke vor seinem größten Kampf.

"Das wird ein schönes Duell zwischen mir und meiner Schulter", sagt er schmunzelnd. "Ich werde auch hier versuchen, schneller zu sein als alle anderen. Aber mein Körper entscheidet, ich wohne nur darin." Seinen zehnten WM-Titel hält er 2011 aber praktisch für unmöglich, Rossis Favoriten in der MotoGP sind Titelverteidiger Jorge Lorenzo (Yamaha) und der von Ducati zu Honda abgewanderte Casey Stoner.

Kann Rossi die Ducati bändigen?

Bis zur vollständigen Heilung könnte Rossi schon einen entscheidenden Rückstand im Titelrennen haben, zumal er nicht die Möglichkeit hat, sich bei Tests an die als störrisch geltende Ducati zu gewöhnen. "Historisch gesehen ist die Desmosedici ein schlimmes, ein böses Motorrad", sagt Rossi.

"Sie ist anders als alle anderen Maschinen, man muss sie mit den Krallen fahren." Valentino Rossi

"Sie ist anders als alle anderen Maschinen, man muss sie mit den Krallen fahren." Sobald er fit ist, will er die Ducati zu seinen Gunsten entwickeln. "Es ist unmöglich, sie völlig umzukrempeln, aber ich will dafür sorgen, dass ich das Instrument in meiner Tonart spielen kann, denn nur dann kann ich gewinnen."


Fotos: Ducati-Wrooom in Madonna di Campiglio


Vorwürfe, er habe die Verletzung unterschätzt, ließ der "Doktor" nicht gelten. "Nicht einmal die Ärzte konnten absehen, dass diese Verletzung schlimmer ist als gedacht", sagt er. Die Möglichkeit, die Schulter-OP zeitgleich mit dem Eingriff am Bein durchzuführen, bestand für den Italiener nicht: "Ich hatte solche Schmerzen am Schienbein, dass es unmöglich gewesen wäre, beides zu ertragen. Außerdem hätte ich dann wochenlang ruhig im Bett liegen müssen, und das ist bei mir absolut unmöglich."

Das Karriereende war nie ein Thema

Ein vorzeitiges Karriereende zog der 31-Jährige jedoch nie in Betracht: "Ich habe nie daran gedacht, aufzuhören", versichert er: "Ich bin sicher, ich habe noch einige gute Jahre vor mir. Und der Frust der letzten Monate hat meine Motivation nur noch gesteigert." Der Antrieb ist klar: Der Titel mit der unglaublich schnellen, aber auch schwierigen Ducati, die bis dato nur Stoner im Jahr 2007 zum Weltmeister machte, wäre für Rossi nach neun Titeln in vier verschiedenen Klassen und mit drei unterschiedlichen Fabrikaten die Krönung der Karriere.

"Ich bin sicher, ich habe noch einige gute Jahre vor mir." Valentino Rossi

Zumal mit seinem Wechsel von Yamaha für viele Fans in seiner motorradbegeisterten Heimat ein Traum in Erfüllung ging. 95 Prozent der Italiener hatten sich die Verbindung zwischen ihrem laut zahlreicher Umfragen beliebtesten Sportler und der Zweirad-Traditionsmarke gewünscht. Rossis typischer Konter: "Ich werde versuchen, auch noch die anderen fünf Prozent zu überzeugen."

Seine Lockerheit hat er trotz all der Schmerzen und Rückschläge nicht verloren. Ob er reifer und ruhiger geworden sei, fragt ihn ein Journalist nach der Pressekonferenz, die um 10 Uhr begonnen hatte. "Nein, nein, keine Angst", antwortet Rossi mit seinem bekannt spitzbübischen Lachen: "Es ist einfach nur zu früh, vor 12 Uhr bin ich noch nicht auf der Höhe." Das wird er auch zum Saisonstart nicht sein. Doch einer wie Valentino Rossi gibt niemals auf...