Valentino Rossi nach Jerez: "Es ist ein großer Sieg"

Mit einer selten gesehenen dominanten Leistung deklassiert Valentino Rossi in Jerez die Konkurrenz - Die 27 Führungsrunden waren ein wichtiges Zeichen

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem phänomenalen Sieg in Jerez zeigte Valentino Rossi der Welt, dass er auch in seiner 21. Saison in der Motorrad-WM noch lange nicht zum alten Eisen zählt. Vor allem die Art und Weise wie der Italiener den Triumph holte, beeindruckte. Es war ein Rennen, wie man es schon sehr lange nicht mehr von ihm gesehen hat. Tatsächlich war es eine Premiere. In seinen bisherigen 247 Rennen in der Königsklasse gelang es Rossi noch nie von der Pole-Position aus einen Start-Ziel-Sieg einzufahren. Obendrein stellte er auch die schnellste Rennrunde auf.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Mit seinem 113. Sieg rückt der Rekord von Giacomo Agostini ein Stück näher Zoom

Grundstein für seinen 87. MotoGP-Sieg war auch seine in dieser Saison bessere Leistung im Qualifying. Im Gegensatz zum Vorjahr muss er nicht mehr in den ersten Runden einige Fahrer überholen, um zur Spitze aufzuschließen. "Im Vorjahr haben mir Führungsrunden gefehlt. Ich konnte zwar vier Rennen gewinnen, bin aber immer erst gegen Ende nach vorne gekommen", erinnert Rossi an 2015. "In dieser Saison hatte ich noch keine Führungsrunden. Deshalb sind diese 27 Runden sehr wichtig."

Es war sein siebter MotoGP-Sieg in Jerez. Dazu kommen je ein Triumph in der 125er und der 250er-Klasse. Zum ersten Mal gewann Rossi 1997 in Jerez. Damals waren einige aktuelle Moto3-Fahrer noch nicht geboren. Zum Beispiel ist sein Nachwuchsmann Nicolo Bulega, der am Sonntag zum ersten Mal auf das Podest fuhr, Jahrgang 1999. Dass Rossi nach 20 Jahren immer noch auf diesem Niveau fahren und die jüngere Konkurrenz deklassieren kann, beeindruckt die Fans weltweit.

Motivation vor 20 Jahren einfacher

Trotzdem gibt der 37-Jährige zu, dass es jetzt anders als vor 20 Jahren ist: "Es ist jetzt schwieriger, man muss viel mehr dafür tun und trainieren. Ich glaube, dass man bis mindesten 40 MotoGP fahren kann. Der Unterschied ist die Motivation und was man fühlt - ob man weitermachen und gewinnen will. Das ist schwieriger, denn vor 20 Jahren war alles einfacher. Ich fühle mich aber nicht zu schlecht."

Motivation und Freude sind vorhanden, Rossi feiert seine Siege als hätte er zum ersten Mal gewonnen. Seit der Trennung von Linda Morselli gilt seine Liebe ausschließlich dem Rennsport. "Ich dachte mir schon zuhause, dass ich in Jerez stark sein könnte. Es war aber mehr eine Hoffnung als eine Vorhersage", lacht er nach dem Rennen. "Mein letzter Sieg war im Vorjahr in Silverstone. Anschließend haben Marquez, Lorenzo und Pedrosa gewonnen. Heute dachte ich mir, dass ich an der Reihe bin."

Valentino Rossi

Valentino Rossi führte von der ersten Kurve weg bis zur Zielflagge Zoom

Ein wesentlicher Baustein für seinen Erfolg sind die Michelin-Reifen. Viele Fahrer hatten im Rennen Schwierigkeiten mit Wheelspin, aber Rossi und seine Yamaha konnten das am besten kompensieren. "Ich fühle mich mit diesen Reifen gut, ich bin mit ihnen aufgewachsen", denkt er an die Zeitspanne von 2000 bis 2007. "Sie sind für mich viel vertrauter. Bridgestone war auf einem hohen Level, einem hohen Limit. Als Bridgestone kam, war ich schon etwas älter. Mit Michelin fühle ich mich in Jerez sehr wohl."

Auch für die Weltmeisterschaft war dieser Sieg wichtig. Als Dritter fehlen Rossi 24 Punkte auf Spitzenreiter Marc Marquez. "Mein Fehler in Austin ist natürlich schade. Ich war dort schnell und hätte viele Punkte mitnehmen können, aber ich machte einen Fehler", seufzt Rossi und will derzeit nicht an die WM denken: "Ich muss mich von Rennen zu Rennen konzentrieren. Wir arbeiten sehr gut im Team. Außerdem war es wichtig, hier in Europa stark zu beginnen, wenn man um den WM-Titel kämpfen will."


Fotos: MotoGP in Jerez, Girls


Klassenübergreifend war es sein 113. Gand-Prix-Sieg. Nur ein Fahrer hat in der Geschichte mehr Rennen gewonnen. Giacomo Agostini kreuzte 122 Mal als Erster die Ziellinie. Rossi ist von diesem Rekord nicht mehr weit entfernt. Aber auch daran möchte er nicht denken: "Jedes Rennen hat seine eigene Geschichte. Aus Erfahrung weiß ich, dass ich jetzt diesen Sieg genießen muss. In zehn Tagen kann alles anders sein. Es ist ein großer Sieg."