Valentino Rossi: MotoGP-Konkurrenz hakt ihn im WM-Kampf ab

Nach seinem Beinbruch ist Valentino Rossi zur Zwangspause verdammt und seine MotoGP-Kollegen glauben, dass seine WM-Chancen damit so gut wie vorbei sind

(Motorsport-Total.com) - Auch wenn Yamaha-Star Valentino Rossi beim Großen Preis von San Marino an diesem MotoGP-Wochenende nicht dabei sein kann, war der Italiener am Donnerstag in der obligatorischen Pressekonferenz natürlich dennoch Thema. "Es ist schade, dass Valentino nicht hier sein kann, insbesondere weil es seine Heimstrecke ist", bedauert etwa Rossis Teamkollege Maverick Vinales die Zwangspause des "Doktors", der mindestens zwei Rennen ausfallen wird.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Valentino Rossi ist WM-Vierter, fällt aber verletzungsbedingt vorerst aus Zoom

Für Vinales fällt damit nicht nur ein Konkurrent weg, sondern auch eine Art Hilfe, denn der Yamaha-Pilot erklärt: "Das wäre auch für uns interessant gewesen, die Motorräder und Daten zu vergleichen. Aber Yamaha gibt immer 100 Prozent. Wir werden versuchen, ein Podium einzufahren oder vielleicht sogar mehr, um die Lücke nach vorn zu schließen." Aktuell liegt Vinales mit 13 Punkten Rückstand auf dem dritten WM-Platz.

Die Gesamtwertung führt sechs Rennen vor Saisonende Andrea Dovizioso (Ducati) an, der die letzten beiden Läufe in Spielberg und Silverstone für sich entscheiden konnte. Rossis WM-Chancen schätzt er nach der Verletzung als gering ein: "Es wird schwierig für ihn werden, weiter um die WM mitzukämpfen. Er verpasst zwei Rennen. Es kommt sicherlich auch darauf an, wie viele Punkte wir holen können, aber es ist schon so schwer genug, die WM zu gewinnen."

Marquez: "In zwei Rennen verliert man zu viele Punkte"

An seiner Herangehensweise habe Rossis Ausfall nichts geändert, versichert der WM-Leader. "Es sind noch immer viele Fahrer, die um die WM kämpfen", erklärt Dovizioso. "Und es bleiben sechs Rennen, in denen alles passieren kann. Viele Punkte sind noch offen. Jeder muss sein Maximum geben. In dieser Weltmeisterschaft ist es wichtig, keinen Nuller zu schreiben. Und wenn man gewinnen kann, muss man die Chance nutzen."

Ähnlich äußert sich sein direkter Verfolger Marc Marquez (Honda), der momentan neun Zähler zurückliegt. Er weiß: "Es kann sich von heute auf morgen ändern. Ich konnte eine kleine Lücke aufmachen, ich fühlte mich gut auf dem Motorrad und dann passierte etwas Unerwartetes in Silverstone (Motorenplatzer; Anm. d. R.). Jetzt liege ich zurück, aber in sechs Rennen ist noch viel möglich. Ich werde jeden Sonntag zu 100 Prozent pushen."


Fotos: MotoGP in Silverstone, Rennen


Auch er glaubt, dass Rossi es schwer haben wird, noch einmal in den WM-Kampf einzugreifen. "Wenn er nur dieses Rennen verpassen würde, hätte er vielleicht noch eine Chance. Doch in zwei Rennen verliert man zu viele Punkte. Und das Problem für ihn ist auch, dass er nicht nur gegen einen Konkurrenten kämpft. Es sind drei, vier Fahrer. Das Wichtigste für ihn wird sein, sich gut zu erholen und wieder stark zurückzukommen."

MotoGP-Fahrer einig: Risiko kann man nicht abschalten

Kritik an zu gefährlichen Trainingsmethoden, wie sich nach Unfällen wie dem von Rossi immer wieder aufkeimt, kann Marquez nicht verstehen. Auch er selbst wird damit häufig konfrontiert. "Ich lese oft: Warum fährt du Motorrad? Das ist zu gefährlich! Aber das ist Teil des Jobs. Natürlich würde man vielleicht lieber am Strand entspannen. Aber davon wird man nicht besser. Um seine Fähigkeiten zu schulen, muss man zu Hause trainieren", erklärt der Spanier.

Verletzungen könnten immer und überall passieren. "Selbst beim Kochen - wie bei Cal", verweist Marquez auf seinen MotoGP-Kollegen Cal Crutchlow, der sich jüngst mit einem Küchenmesser so tief in den Finger schnitt, dass er sogar ins Krankenhaus musste. Auf dem Motorrad trainiert der LCR-Honda-Pilot abseits der Rennwochenenden nicht. "Vielen Fahrern hilft es dabei, schneller zu sein. Das denke ich für mich nicht", sagt Crutchlow.

"Aber das ist meine Sicht und ich habe vollstes Verständnis dafür, warum die anderen fahren. Fußball- oder Tennisspieler machen es in ihrem Sport nicht anders. Für mich funktioniert es nicht. Deshalb will ich nicht fahren. Das Risiko ist aber kein Grund", betont der Brite weiter und witzelt: "Wenn ich nichts riskieren wollen würde, dann würde ich auch die Küche meiden." In Misano muss Crutchlow nach seinem Haushaltsunfall mit einer Schiene fahren.

Vinales: "Das Level ist extrem hoch - man muss trainieren"

Neben ihm ergreifen auch die anderen MotoGP-Piloten Partei für den verletzten Rossi. "Wir müssen mit anderen Motorrädern trainieren, weil wir in der MotoGP nicht viel Gelegenheit haben, um zu testen", erklärt etwa Dovizioso. "Man muss fit sein. Und die Konsequenz daraus ist, dass man Risiken eingehen muss. Natürlich muss man versuchen, es gering zu halten. Aber wenn man sich verbessern will, muss man pushen. Und da kann sowas immer passieren."

Auch Rossis Teamkollege Vinales meint: "Es ist unmöglich, sich fit zu halten, wenn man nur auf dem Sofa rumhängt. Man muss aktiv sein, aufs Bike steigen, Fahrrad fahren oder ähnliche Dinge machen. Ein Risiko gibt es dabei immer. Aber wenn du fit sein willst, musst du es eingehen. Natürlich versucht man, es zu minimieren. Doch das Level in der MotoGP ist extrem hoch. Man muss trainieren, um mitkämpfen zu können."