MotoGP-Saison 2016: Fahrer rechnen mit sehr engem Feld

Viele MotoGP-Piloten glauben, dass es 2016 eine der engsten Meisterschaften aller Zeiten geben könnte - Wie groß ist der Einfluss der neuen Regeln wirklich?

(Motorsport-Total.com) - In der Saison 2016 startet die MotoGP in eine neue Ära. Wenn die Piloten am Donnerstag in Katar beim ersten Freien Training des Jahres auf die Strecke gehen, werden alle 21 Piloten erstmals mit der neuen Einheitselektronik von Magneti Marelli an einer offiziellen Session teilnehmen. Darüber hinaus hat Michelin Bridgestone als Hersteller der Einheitsreifen abgelöst. In Katar wird sich erstmals zeigen, welche Auswirkungen die neuen Regeln auf die Königsklasse des Motorradsports haben.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez, Jorge Lorenzo, Valentino Rossi

Erleben wir in der MotoGP in diesem Jahr regelmäßig enge Kämpfe an der Spitze? Zoom

"Früher war die Elektronik ein Aspekt, der einen Unterschied machen konnte. Jetzt haben alle die gleiche Elektronik, und damit fällt dieser Faktor weg", erklärt Weltmeister Jorge Lorenzo, der bei den Wintertests einen starken Eindruck machte. "Im vergangenen Jahr haben wir schon gesehen, dass der Wettbewerb enger geworden ist. Ich denke, mit dieser neuen Regel wird es sogar nicht enger werden", so der Spanier.

"Alles wird enger zusammen sein", vermutet auch Honda-Pilot Marc Marquez. "Ich weiß nicht, ob sich die Reihenfolge ändern wird, aber alle werden enger beisammen liegen", so der Spanier, dessen Saisonvorbereitung nicht ganz so rund lief. Honda scheint momentan noch die größten Probleme zu haben, sich auf die neuen Regeln einzustellen, nachdem die Elektronik der Japaner jahrelang als die beste im Feld galt.

Spannung zumindest "auf dem Papier"

"Es ist schwer zu sagen, wir müssen die ersten Rennen abwarten", gibt sich Rekordchampion Valentino Rossi derweil zurückhaltend und erklärt: "Auf dem Papier können die neuen Reifen und vor allem die neue Elektronik dafür sorgen, dass es noch enger wird. Wenn das passiert, dann wird die Meisterschaft noch besser als im vergangenen Jahr. Bei den Tests sah es danach aus, denn fünf oder sechs Fahrer hatten eine sehr starke Pace."


Fotos: MotoGP in Doha, Pre-Events


Das bedeutet, dass in diesem Jahr auch kleine Fehler sofort bestraft werden. Das weiß auch Marquez. Der zweimalige MotoGP-Champion erklärt: "Im vergangenen Jahr hatten wir manchmal nicht das beste Setup und sind trotzdem noch Vierter oder Fünfter geworden. Wenn uns das in diesem Jahr passiert, dann werden wir Siebter oder Achter und verlieren viele Punkte."

"Die Situation in diesem Jahr erinnert mich etwas an die Moto2, weil alle Fahrer sehr eng beisammen sind." Andrea Iannone

Teamkollege Dani Pedrosa sieht es währenddessen wie Rossi und erklärt: "Es ist noch zu früh, um etwas zu sagen. Wir müssen abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Aber natürlich sieht es auf dem Papier danach aus, dass es enger wird." Eine große Chance könnten die neuen Regeln daher vor allem für Ducati und Suzuki sein, die im vergangenen Jahr noch einen Rückstand auf Yamaha und Honda hatten.

Chance für Ducati und Suzuki

"Die Situation in diesem Jahr erinnert mich etwas an die Moto2, weil alle Fahrer sehr eng beisammen sind", erklärt Ducati-Werkspilot Andrea Iannone beispielsweise. "Die Lücke ist sehr klein und alle sind sehr schnell, auch die Satellitenteams. Ich denke, dass das gut für die Meisterschaft ist. Aber für die Fahrer ist es schwerer", so der Italiener, der in diesem Jahr möglicherweise zu den Geheimfavoriten zählt.


Aleix Espargaros Saisonvorschau 2016

Suzuki-Pilot Aleix Espargaro blickt im Video auf die kommende MotoGP-Saison, in der der 26-Jährige wieder voll angreifen möchte Weitere Motorrad-Videos

Das trifft auch auf Maverick Vinales zu. Der Suzuki-Werkspilot überzeugte im Winter mit guten Zeiten. Trotzdem möchte der Spanier lieber noch abwarten und erklärt: "Wir haben zwar eine Rennsimulation absolviert, aber die fand nicht unter echten Rennbedingungen statt. Wir wissen also noch nicht, ob die Reifen das ganze Rennen durchhalten werden, und welcher Fahrer vorne sein wird."

Und so wird wohl frühestens der Saisonauftakt in Katar Aufschluss darüber geben, wie sehr das Feld in diesem Jahr wirklich durchgemischt wird. Möglicherweise wird es sogar noch etwas länger dauern, bis sich das echte Kräfteverhältnis in der Saison 2016 herauskristallisiert. Im vergangenen Jahr konnte Ducati beispielsweise in Katar um den Sieg kämpfen, fiel im Laufe des Jahres aber doch wieder klar hinter Yamaha und Honda zurück.