Jorge Lorenzo nur Vierter: "Vale ist besser gefahren"

Jorge Lorenzo kann auf dem Sachsenring nur in der Anfangsphase um das Podest kämpfen - Reifen und Asphalt liegen ihm nicht: "Es ist wie bei einem Tennisspieler"

(Motorsport-Total.com) - Vier Siege in Folge, Platz drei in Assen und Rang vier auf dem Sachsenring. Bei Jorge Lorenzo zeigt die Formkurve nach unten. Der Rückstand auf seinen Yamaha-Teamkollegen Valentino Rossi ist auf 13 WM-Punkte angewachsen. "Es war ein schlechtes Rennen für mich, aber er konnte Dani nicht überholen und wurde Dritter. Wenn er Zweiter geworden wäre, wäre mein Punkterückstand größer geworden", versucht Lorenzo den positiven Aspekt zu sehen. "Drei verlorene Punkte sind nicht viel, wenn ich meine Probleme im Rennen bedenke."

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo

Nur in den ersten Runden konnte Jorge Lorenzo die Spitze behaupten Zoom

Lorenzo startete explosiv in den Grand Prix von Deutschland. Er setzte sich in der ersten Kurve auf die Außenbahn, in der nächsten Links war er innen und schnappte sich mit diesem Manöver die Führung. Seine einzige Chance Marc Marquez zu schlagen lag in der Flucht nach vorne. Das Vorhaben ging aber nicht auf. "Ich bin nur zwei gute Runden gefahren. Am Anfang hatte ich eine gute Beschleunigung und habe auf der Bremse nicht zu viel verloren. Leider drehte der Hinterreifen sehr bald durch, ich verlor den Grip", seufzt Lorenzo.

Marquez, Pedrosa und Rossi überholten. Lorenzo lag von der elften Runde bis ins Ziel auf dem vierten Platz. Durch den durchdrehenden Hinterreifen verlor er Speed. "Außerdem konnte ich das Motorrad nicht wie zu Rennbeginn verzögern. Das größte Problem war, dass ich bei der Beschleunigung so viel verloren habe." Auch Rossi hatte Marquez nichts entgegenzusetzen, aber der Italiener griff Pedrosa an.


Fotos: MotoGP am Sachsenring, Girls


Warum konnte Lorenzo das nicht? "Mit meinem Fahrstil kann ich nicht alles aus den Reifen herausholen. Valentino hat einen anderen Stil, er öffnet das Gas anders, wenn der Hinterreifen abbaut. Ich habe mein Bestes gegeben und habe versucht, Valentino so gut wie möglich zu folgen." Das klappte nicht. Darum gibt Lorenzo offen zu: "Er ist heute aber besser gefahren als ich."

"Valentino hat einen anderen Stil, er öffnet das Gas anders, wenn der Hinterreifen abbaut." Jorge Lorenzo

Im Aufwärmtraining fuhr der Spanier bessere Rundenzeiten als sein Teamkollege, doch im Rennen wendete sich das Blatt. Warum? "Mein Fehler im Warmup war, dass ich nicht das zweite Bike probiert habe. Das zweite Motorrad war nicht so stabil, aber bei der Beschleunigung und auf der Bremse besser. Damit hätte ich im Rennen nicht so große Probleme gehabt", glaubt Lorenzo im Nachhinein. "Bei den kühlen Bedingungen im Warmup war der Grip besser."

Lorenzo hadert mit den Reifen

Bleibt festzuhalten, dass Lorenzo auch wegen der Reifen in Assen und auf dem Sachsenring nicht seine Bestform abrufen konnte. Als Ausrede will er das nicht gelten lassen, sondern analysiert sachlich: "Der Reifen ist zu hart, es geht um die hitzeresistente Konstruktion. Im vergangenen Jahr bin ich mit diesen Reifen in Indianapolis Zweiter geworden. Meine Probleme hängen auch vom Asphalt ab. Hoffentlich kann ich in Indy wie im Vorjahr um den Sieg kämpfen. Es wird in diesem Jahr die letzte Strecke mit diesen Reifen sein."

"Im nächsten Jahr fahren wir mit einer anderen Reifenmarke. Der Hinterreifen wird anders sein, also werde ich sicher nicht die gleichen Probleme haben", denkt Lorenzo an den Wechsel 2016 von Bridgestone zu Michelin. "Ich gebe mein Bestes, um konkurrenzfähig zu sein, aber weder hier noch in Assen ist mir das gelungen." Dieser hitzeresistente Hinterreifen hat vor allem eine härtere Flanke. Dazu kommt auch das Zusammenspiel mit dem Asphalt.

Am Tag des Grand-Slam-Finales in Wimbledon bringt Lorenzo einen Vergleich: "Es ist wie bei einem Tennisspieler. Wenn dir der Belag nicht liegt, kannst du nicht deine beste Leistung zeigen. Das ist mir passiert. Meine Stärken sind die Beschleunigung und der Kurvenspeed. Mit diesen Reifen kann ich nicht auf dem gleichen Level wie Valentino fahren."

"Es ist wie bei einem Tennisspieler. Wenn dir der Belag nicht liegt, kannst du nicht deine beste Leistung zeigen." Jorge Lorenzo

"Ich hatte vier Rennen mit gutem Gefühl und jetzt zwei mit schlechtem Gefühl. Wenigstens bin ich ins Ziel gekommen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir zu einer Strecke kommen, die für mich gut ist. Wenn das der Fall ist, muss ich gewinnen und zumindest vor Marc und Valentino ins Ziel kommen."

Der Sachsenring hat in der WM kaum etwas verändert. Im vergangenen Jahr zeigte Lorenzo eine starke zweite Saisonhälfte. Macht ihm das Mut? "Ich weiß nicht, was in der Zukunft passieren wird. In jedem Jahr ist die Performance der Fahrer unterschiedlich. Im Vorjahr war ich konstant und konnte zwei Rennen gewinnen, aber Marc hat auch Fehler gemacht. In diesem Jahr ist es anders. Marc macht jetzt keine Fehler und ist wieder konkurrenzfähig. Diese Strecke hat ihm natürlich auch geholfen. Früher oder später werde ich wieder gewinnen und Punkte aufholen, die ich in schlechten Rennen verliere."