Ezpeleta: CR-Teams sind die Zukunft des Sports

Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta sieht in der neuen Claiming-Rule die Zukunft der MotoGP - In zwei Jahren sollen diese Motorräder die Mehrheit des Feldes ausmachen

(Motorsport-Total.com) - Die neue Claiming-Rule ab der kommenden Saison warf viele Fragen auf und erntete viel Kritik. Prinzipiell können Fahrwerkshersteller wie beispielsweise Suter oder Kalex einen Rahmen um einen Superbike-Motor bauen. In Misano hat sich mit dem Forward-Projekt das erste CR-Team der Öffentlichkeit präsentiert und mit Colin Edwards einen gestandenen Routinier verpflichtet. Plötzlich wurde die Claiming-Rule im Fahrerlager viel ernster genommen.

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Mit der Claiming-Rule sollen die Startfelder wieder größer werden

Es stellt sich aber weiterhin die Frage, wie konkurrenzfähig diese CRT-Motorräder sein werden. Das derzeit einzig fahrbare Modell ist die Suter-BMW, die beim Brünn-'Test der 800er Konkurrenz näher gekommen ist, aber gegen die neuen Prototypen von Honda und Yamaha weit unterlegen war. Vier Sekunden fehlten Mika Kallio auf die Spitze. Es ist weiterhin fraglich, ob es für potente Sponsoren interessant ist, weit hinten zu fahren - und kaum im TV-Bild zu sehen zu sein - oder im Gegenzug in der Moto2 um Siege zu kämpfen.


Fotos: MotoGP in Misano


Bezüglich der Konkurrenzfähigkeit hat Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta in Misano durchklingen lassen, dass man die Regeln gegebenenfalls anpassen kann. Im Gegensatz zu den MotoGP-Teams stehen einer CRT-Mannschaft zwölf statt sechs Motoren pro Saison zur Verfügung und eine Tankkapazität von 24 statt 21 Litern. Ezpeleta rechnet auch damit, dass in wenigen Jahren die CR-Teams die Mehrheit des Feldes stellen werden.

"Es ist ein sehr wichtiger Schritt bei den Regeln, mit denen wir versuchen wollen, eine konkurrenzfähigere Serie zu haben. Dieses Team ist das erste und wird sicher nicht das letzte sein, dass sich in diese Kategorie einschreibt", sagte Ezpeleta anlässlich der Forward-Präsentation. "Unser Ziel ist es, dass diese Motorräder die primären Maschinen in der Meisterschaft sein werden."

"Wir denken, dass es die ökonomische Situation unmöglich macht, die derzeitigen Preise für die Motorräder zu halten. Wir wissen, dass es sich um die wichtigste Motorrad-Meisterschaft der Welt handelt. In den nächsten zwei Jahren werden CR-Teams die meisten Motorräder stellen. Ich hoffe, es dauert nicht lange, bis alle Motorräder so sind."

Der Einsatz der Superbike-Motoren ist nur der erste Schritt. Langfristig soll es den Teams gestattet sein, auch Prototypen-Triebwerke der Hersteller zu verwenden. Festgeschrieben ist das allerdings noch nicht, sondern der Gedankenansatz. Als die Motorrad-WM für 2002 auf die Viertakter wechselte und sich in MotoGP umbenannte, war die Formel 1 das große Vorbild.

Auch jetzt ist die Königsklasse des Automobilsports eine Art Vorbild, denn dort ist es ganz normal, dass Mercedes, Renault und Ferrari ihre Motoren an Kunden weitergeben, die dann ein Chassis darum entwickeln. An diese Formel denken auch die MotoGP-Macher. Ein Hersteller, wie beispielsweise Suzuki, könnte dann auf den Werkseinsatz verzichten und Motoren verschiedenen Teams zur Verfügung stellen.

Ob sich diese Ideen von Ezpeleta und Co. auch verwirklichen lassen, wird die Zeit zeigen. HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto wurde in Brünn gefragt, ob ein Team nur den Motor der neuen RC213V leasen könnte. Seine Antwort war klipp und klar: "Das ist unmöglich."