• 20.10.2010 19:47

  • von Roman Wittemeier

Burgess zuversichtlich: Rossi wird es richten

Valentino Rossis langjähriger Technikchef Jeremy Burgess über den gemeinsamen Wechsel zu Ducati: "Eine viel bessere Basis als damals bei Yamaha"

(Motorsport-Total.com) - Valentino Rossi möchte seine nahezu unvergleichliche Motorradkarriere abrunden. Der Italiener geht ab dem kommenden Jahr für seine Landsleute von Ducati an den Start und möchte mit den roten Bikes weitere Titel einfahren. Dabei helfen wird ihm Jeremy Burgess, der seit vielen Jahren als Technikchef an Rossis Seite agiert und die Wünsche des "Doktors" besser umsetzen kann als viele andere.

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Vertraute Einheit: Jeremy Burgess und Valentino Rossi gehen zu Ducati

"Lin Jarvis hat mich gebeten, bei Yamaha zu bleiben. Aber es ist nun einmal so: Man kommt mit Rossi, man geht mit Rossi", sagt der Australier im Magazin 'Sport Rider'. Burgess hätte sich einen Verbleib bei Yamaha zwar vorstellen können, fand die neue Aufgabe bei Ducati aber reizvoll. "Das wird eine große Herausforderung und für mich nach 31 Jahren in Diensten von Japanern mal etwas ganz anderes."

Burgess geht fest davon aus, dass Rossi auch bei den Italienern Erfolge feiern wird. "Ich habe Valentino das klipp und klar gesagt, dass er keine Yamaha mehr fahren wird. Es wird eine typische Ducati sein. Er hat einen solchen Sprung aber auch von Honda zu Yamaha bewältigt. Und wenn ich mir die Ducati so anschaue, dann ist sie gar nicht einmal so anders."

"Nicky Hayden konnte damit oft um Platz vier herum fahren, Casey hat mit dem Bike gewonnen. Wir werden also eine sehr, sehr gute Basis vorfinden. Eine viel bessere als damals, als wir 2004 zu Yamaha kamen", sagt Burgess. Die von vielen Ducati-Piloten beklagten Probleme mit der Front werde man im Zweifel in den Griff bekommen. "Es stehen Ingenieure parat, die schnellstens Probleme beheben können, falls denn welche auftreten."

"Mit Valentino hätten wir das in 80 Sekunden behoben." Jeremy Burgess

"Valentino mag ein Bike, das viel Grip aufbaut - vorne wie hinten", beschreibt der Australier die Vorlieben des Stars. "Man muss immer das Maximum herausholen. Wenn man es sich anschaut, dann erkennt man, dass Casey und Nicky sehr unterschiedliche Abstimmungen fahren. Das kann man schon an der Geometrie der Bikes sehen." Ob Rossi eher dem Hayden-Weg oder jenem von Stoner folgen wird, ist unklar.

"Ich erwarte keine großen Dramen", winkt Burgess ab. "Wenn ich mir die schwächeren Fahrer auf den Ducatis anschaue, dann stimmen die ihre Bikes aus meiner Sicht so ab, sodass sie gar nicht mehr die Dinge damit anstellen können, die sie gern machen würden. Ich sage nicht, dass da jemand einen schlechten Job macht. Aber die wackeln ja nur noch herum. Mit Valentino hätten wir das in 80 Sekunden behoben."

"Aber nicht jeder mag harte Bikes, weil man dann nicht so gut ein Gefühl aufbauen kann. Aber wenn sie mit einem zu weichen Bike herumeiern, dann geht es auch nicht voran. Man muss eben ein Gefühl mit einem harten Bike aufbauen", erklärt Burgess. "Ich sehe da keine Probleme auf uns zukommen. Letztlich ist das Motorrad nur ein Werkzeug, mit dem man seinen Job erledigt. Man passt es einfach auf die Bedürfnisse von Valentino an."

"Solange wir nicht ein oder zwei Rennen mit der Maschine bestritten haben, können wir es nicht recht einschätzen. Es ist grundsätzlich ganz bestimmt kein schlechtes Bike", sagt der erfahrene Techniker, der die letzten Erfolge von Stoner für außerordentlich wichtig erachtet. Das Team bekomme einen zusätzlichen Schub verpasst, der Beweis für die Leistungsfähigkeit des Bikes sei somit erbracht.

¿pbvin|2|3135||0|1pb¿"Wir müssen schnellstmöglich einen engen Draht zu Filippo Preziosi aufbauen. Der hat dann die passende Position, um den Ingenieuren konkrete Anweisungen zu geben", beschreibt Burgess die Herangehensweise. Nur so könne man immer wieder kurzfristig wichtige Entwicklungen forcieren und lenken - so habe es bei Yamaha funktioniert. "Ich bin sicher, dass Valentino ihn dann fast jeden Abend anrufen wird. Und ich bin sicher, dass Filippo ihm gern zuhören wird."

"Wenn man auf Valentino hört, dann geht es vorwärts", erzählt der Australier von seinen Erfahrungen. Außerdem sei es herausgeschmissenes Geld, wenn man sich einen teuren Star an Bord hole und ihm dann in seinen Aussagen womöglich nicht vertraue. Rossi wird nicht nur Burgess, sondern auch einige andere Mitglieder seines Technikstabs mitbringen. "Irgendwie sind wir alle Söldner", schmunzelt der Crewchief.

Bei Ducati ist aus Sicht von Burgess der Erfolg ohnehin vorprogrammiert. "Rennsport läuft in Zyklen. Honda wird jetzt stark sein, die dominante Phase von Yamaha geht vielleicht bald dem Ende entgegen. Wir haben eine erfahrene Crew und eine gute Basis. Wichtig ist es in erster Linie, dass Valentino seine Schulter in Ordnung bringt. Dann können wir nächstes Jahr in Katar aus allen Rohren feuern."