Regenchaos in Sepang: Sieg für de Angelis

Alex de Angelis gewinnt das verregnete Abbruchrennen in Malaysia vor Anthony West und Gino Rea - Sturz von Marc Marquez vertagt WM-Entscheidung

(Motorsport-Total.com) - Ein Regenschauer sorgte für ein turbulentes Moto2-Rennen in Sepang. Die nassen und wechselhaften Streckenbedingungen ermöglichten Außenseitern eine Chance. Erfahrung zahlte sich aus. In der 17. von 19 Runden brach die Rennleitung den Grand Prix ab, weil es wieder stärker zu regnen begonnen hatte. Gewertet wurde der Stand am Ende der 15. Runde. Zu diesem Zeitpunkt lag Alex de Angelis (FTR) vorne. Er durfte sich über seinen ersten Saisonsieg freuen. Regenspezialist Anthony West (Speed Up) zeigte wieder seine Klasse und eroberte als Zweiter den ersten Podestplatz für das QMMF-Team. Moto2-Rookie Gino Rea (Suter) feierte mit Platz drei ebenfalls sein bestes Karriereergebnis.

Titel-Bild zur News: Alex de Angelis

Alex de Angelis feierte bei widrigen Bedingungen seinen ersten Saisonsieg Zoom

Die WM-Entscheidung wurde vertagt. Marc Marquez stürzte von seiner Suter und schied aus. Pol Espargaro (Kalex) wurde als Elfter gewertet und hat vor den letzten beiden Rennen 48 Punkte Rückstand. Auch Tom Lüthi (Suter) schied vorzeitig durch einen Sturz aus. Bester Schweizer war Dominique Aegerter (Suter) als Neunter. Jubeln durften zwei Routiniers und ein Rookie. "Es war ein verrückter Tag, denn die Bedingungen haben sich ständig geändert", sagt Sieger de Angelis.

"Mir ist ein guter Start gelungen und ich konnte viele Positionen gutmachen. Das Motorrad war heute perfekt und ich konnte gut bremsen und die Linien wählen. Nach einem schwierigen Jahr ist es gut, dass wir jetzt am Ende wieder vorne sind." Auch für West war es eine emotionale Rückkehr auf das Podium. "Es ist schon lange her, dass ich hier war. Es ist schön, dass ich wieder vorne dabei bin. Nach dem Start war ich recht schnell auf Platz drei, vier. Dann ruhte ich mich etwas aus. Sie sind ein hohes Tempo gefahren."


Fotos: Moto2 in Sepang


"Die Bedingungen waren verrückt. Ich dachte, dass ich in diesem Jahr gar keine Rennen fahre und jetzt stehe ich auf dem Podium", freut sich der Australier. Zum ersten Mal feierte Rea mit Platz drei einen Erfolg. Beinahe hätte er gewonnen. "Es war etwas frustrierend, denn ich lag in Führung, aber sie haben die Runde davor gewertet. Ich kenne die Regeln nicht so genau. Aber ich stehe zum ersten Mal auf dem Podium. Es war bisher ein schwieriges Debütjahr. Im Trockenen funktioniert das Motorrad noch nicht richtig", merkt der Brite an.

"Ich hatte einen guten Start, aber die ersten Kurven waren etwas haarig. Ich war komfortabel vorne dabei, aber als es dann trockener wurde, hatte ich zu kämpfen. Ich betete für etwas mehr Regen und ich kam dann wieder nach vor. Die Bedingungen am Ende waren sehr knifflig. Es ist ein unglaubliches Gefühl." Die Sensation des Rennens war Wildcard-Starter Hafizh Syahrin (FTR). Von Startplatz 27 kämpfte sich der Lokalmatador durch das Feld und führte das Rennen zeitweise sogar an. Ins Ziel kam er als Vierter.

"Ich bin sehr glücklich und bedanke mich bei Petronas für die zweite Wildcard. Ich musste von weit hinten losfahren und habe dann einfach versucht, einen nach dem anderen zu schnappen", schildert der Sensationsmann. "Als es bei Mitte des Rennens stärker anfing zu regnen, konnte ich fast nichts sehen. Zudem rutschte das Bike stark. Von da an habe ich nur noch versucht, eine Top-5-Platzierung nach Hause zu fahren." Es war ein turbulenter Nachmittag für die Moto2-Asse.

Rennen startet mit Verspätung

Der Start des Moto2-Rennens musste um eine halbe Stunde nach hinten verschoben werden. Direkt nachdem sich Sandro Cortese zum Moto3-Weltmeister gekrönt hatte, öffnete der Himmel seine Schleusen und setzte den Sepang-Kurs unter Wasser. Die Teams nutzten die Pause und bauten die Motorräder auf Regenabstimmung um. Beim Start tasteten sich die Fahrer vorsichtig Richtung Kurve eins. Takaaki Nakagami (Kalex) bog als Erster ein und rutschte sofort aus. Nach den ersten Kurven hatte sich Bradley Smith (Tech 3) die Führung gesichert. Dahinter folgten de Angelis und Scott Redding (Kalex).

Anthony West

Regenspezialist Anthony West zeigte in Sepang seine Qualitäten Zoom

Im Laufe der ersten Runde gab es im Mittelfeld eine Kollision zwischen Johann Zarco (MotoBI) und Xavier Simeon (Tech 3). Beide lagen im Kiesbett. Am Ende der ersten Runde führte Julian Simon (Suter) vor Smith und de Angelis. Lüthi lag auf Platz fünf und Aegerter auf Rang zwölf. Marquez und Espargaro waren rund um Platz zehn zu finden. Regenspezialist West war auf den ersten 5,5 Kilometern durch das Feld gepflügt und auf Rang sieben nach vorne gekommen.

Es hatte zu regnen aufgehört und schon in der Anfangsphase bildete sich in bestimmten Abschnitten eine trockene Ideallinie. Simone Corsi (FTR) erhielt eine Durchfahrtsstrafe, weil er einen Frühstart hingelegt hatte. Im hinteren Teil des Feldes endete schon in der zweiten Runde die Aufholjagd von Nakagami im Kiesbett. Der Japaner versuchte in Kurve eins Eric Granado (MotoBI) zu überholen, aber es kam zur Kollision.

Wildcard-Starter prescht nach vorne

An der Spitze hatte sich nach den ersten Runden eine dreiköpfige Spitzengruppe herausgebildet. Simon führte vor de Angelis und Rea. Regen ist immer die Chance für Außenseiter, und so setzte West seine Aufholjagd fort und war nach vier Runden bereits Dritter. Marquez lag dagegen nur rund um Platz sieben und musste sich gegen Wildcard-Starter Syahrin wehren. Trotz der rutschigen Verhältnisse gab es kaum Zwischenfälle. Lediglich Ratthapark Wilairot stürzte am Ausgang von Kurve zwei von seiner Suter.

Bei Rennhalbzeit hatte Rea die Führung übernommen. De Angelis war Zweiter und West Dritter. Der Australier bekam aber Druck von Syahrin. Der Lokalmatador war auf dem Vormarsch. Er war klar der schnellste Fahrer im Feld. Elf Runden vor dem Ziel übernahm Syahrin die Führung und konnte sich absetzen. Die Sensation war perfekt. Nach einigen Runden wurde er von den Verfolgern aber wieder eingeholt. Syahrin, Rea, de Angelis und West hieß die vierköpfige Spitzengruppe.

Gino Rea

Der Brite Gino Rea holte als Dritter sein bestes Karriereergebnis Zoom

In der Schlussphase fing es wieder leicht zu regnen an. Sieben Runden vor Schluss überschlugen sich schließlich die Ereignisse. Marquez lag auf Platz sieben und war damit Weltmeister, denn Espargaro lag noch weiter zurück. Im Zweikampf mit Iannone bremste Marquez aber zu spät und stürzte ins Kiesbett. Er versuchte weiterzufahren, aber der Motor sprang nicht mehr an. Marquez stand tief enttäuscht hinter der Leitplanke - WM- Entscheidung vertagt.

Der Regen nahm in den letzten Runden wieder stärker zu. Kiefer-Pilot Mike di Meglio stürzte genau wie Lüthi. Der Schweizer lag zu diesem Zeitpunkt auf Platz fünf. Nicolas Terol (Suter) rutschte ebenfalls aus und war draußen. Espargaro profitierte davon und machte Platz um Platz und wichtige Punkte gut, um die WM-Entscheidung auf Australien hinauszuzögern. An der Spitze des Feldes setzte sich bei diesen schwierigen Bedingungen die Erfahrung durch.

De Angelis hatte wenige Runden vor Rennende die Führung übernommen. West und Rea blieben dem ehemaligen MotoGP-Piloten auf den Fersen. Syahrin war als Vierter ebenso noch dabei. Der Regen wurde immer stärker und die Rennleitung entschloss sich in Runde 17 zum Abbruch. Zu diesem Zeitpunkt lag Rea vor West und de Angelis in Führung. Gewertet wurde der Stand am Ende der 15. Runde.

Marc Marquez

Marc Marquez schied aus und hat in Australien den nächsten WM-Matchball Zoom

Zu diesem Zeitpunkt lag de Angelis in Führung und ihm wurde der Sieg zugesprochen. Es war sein erster Triumph in diesem Jahr. West kletterte zum ersten Mal in dieser Saison auf das Podium und auch Moto2-Rookie Rea feierte als Dritter das beste Resultat seiner Karriere. Wildcard-Starter Syahrin wurde in der Box wie ein Sieger gefeiert. Platz vier war die Sensation des Rennens. Dahinter wurden Simon und Iannone als Fünfter und Sechster gewertet. Mika Kallio (Kalex), Smith, Aegerter und Esteve Rabat (Kalex) komplettierten die Top 10.

Espargaro blieb im Gegensatz zu seinem Konkurrenten Marquez sitzen und kam als Elfter ins Ziel. Dadurch hielt der Spanier die WM offen und reduzierte seinen Rückstand auf 48 Punkte. Die letzten Zähler nahmen Redding, Toni Elias (Kalex), Axel Pons (Kalex) und Ricard Cardus (AJR) mit. Marcel Schrötter (Bimota) verpasste als 18. seine ersten WM-Punkte knapp. Rookie Jesko Raffin (Kalex) meisterte das schwierige Rennen und wurde 19. Das nächste Rennen findet bereits am kommenden Wochenende im australischen Phillip Island statt.