• 26.08.2016 16:34

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GT-Ass Henkola rät Talenten: Lieber PlayStation als Kart kaufen

Walkenhorst-Pilot Matias Henkola erklärt, wie sein Team half, Sonys Simulation Gran Turismo Sport so realistisch zu machen - Rennvorbereitung an der PlayStation

(Motorsport-Total.com) - Über 78 Kilometer messen drei Runden auf der Gesamtstrecke des Nürburgrings mitsamt der Nordschleife. Fährt Matias Henkola sie in seinem BMW M6 GT3 des Teams Walkenhorst und anschließend in Sonys Rennsimulation Gran Turismo Sport auf der PlayStation, beträgt der Zeitunterschied nur rund eine Sekunde. Der finnische Rennprofi erklärt im Interview, wie das funktioniert, warum er Setuparbeit auch auf der Spielekonsole betreibt und ihn die Realitätsnähe staunen lässt.

Titel-Bild zur News: Matias Henkola

Matias Henkola am PlayStation-Lenkrad: Fast so viel Spaß wie im BMW M6 GT3 Zoom

Frage: "Matias, du kennst den BMW M6 GT3 in Gran Turismo Sport und im echten Leben. Spürst du auf der PlayStation, dass es dein Auto ist?"
Matias Henkola: "Es ist richtig realistisch. Wir sind beim 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife hintereinander drei Runden auf der Strecke und drei Runden auf der PlayStation gefahren. Der Zeitunterschied betrug ungefähr 1,5 Sekunden! (Anm. d. Red.: Der Abstand des Pole-Setters auf den Zweitplatzierten im Qualifying 2015 betrug 1,631 Sekunden - auf einer Runde.) Was sich mit dem Wagen im realen Leben anstellen lässt, geht auch in der Simulation. Es ist perfekt."

Frage: "Gehört die PlayStation bei dir zur Rennvorbereitung dazu?"
Henkola: "Ja, ich habe quasi ein virtuelles Freies Training vor jedem Rennwochenende. Es hilft, den Rhythmus der Strecken zu verinnerlichen und die Gewichtsverlagerungen in den Kurven zu verstehen. Ich fahre immer unter trockenen Bedingungen, weil ich wissen will, wie viel sich riskieren lässt. Im Nassen auf der Nordschleife ist man ohnehin immer am Limit."

24-Stunden-Rennen: Sony-Entwickler gab den Renningenieur

Frage: "Sind die Abstimmung des echten Autos und die in Gran Turismo Sport identisch?"
Henkola: "Bis ins kleinste Detail. Da haben wir bei Walkenhorst sogar mitgeholfen: Wir haben beim jüngsten 24-Stunden-Rennen so viele Sensoren im Auto gehabt wie kein anderes Team. Unser Renningenieur war ein Techniker von Sony, der sonst für die Spieleentwickler arbeitet. Er hat aber auch Streckenerfahrung aus der japanischen Super-GT-Serie mitgebracht. So haben wir zusammen daran gearbeitet, unser Setup auszutüfteln und es in das Spiel zu übertragen."

Frage: "Versuchst du, auf der PlayStation Abstimmungen auszuprobieren, um sie auf den M6 GT3 im Rennbetrieb zu übertragen?"
Henkola: "Im Motorsport ist alles richtig, richtig teuer! Jedes Mal, wenn du auf die Strecke fährst, kostet es eine Stange Geld. Mit einer Simulation kann man Dinge erst ausloten und sie - sofern sie funktionieren - auf das reale Auto übertragen."


Made from Reality: So wurde Gran Turismo Sport entwickelt

Frage: "Was ist mit den Strecken? Die Nordschleife ist so lang, es gibt unzählige verschiedene Bodenbeläge - ist das alles in Gran Turismo Sport übertragen worden?"
Henkola: "Gran Turismo Sport ist die erste Simulation, die ich gespielt habe, in der Abschnitte wie das Karussell wirklich funktionieren. Die Kurve ist merkwürdig, weil sie teilweise Beton ist. Aber die Entwickler haben es perfekt hinbekommen. Keine Ahnung, wie das funktioniert hat, aber es fühlt sich im Spiel genau an wie in der Realität. Die schwierigste Kurve haben sie auf den Punkt getroffen."

Henkola bestraft sich selbst: Halbe Stunde Pause nach Crash

Frage: "Denkst du, dass sich Rennspiele künftig als alternativer oder unterstützender Weg zu den Nachwuchs-Klassen durchsetzen werden? Mit der GT-Academy gab es schon ein ähnliches Projekt..."
Henkola: "Es gibt viele tolle Fahrer, die auf der PlayStation die ersten Schritte gelernt haben. Würde ich heute mit dem Motorsport anfangen, wäre es klüger, gutes Equipment für eine Simulation - also eine PlayStation, Gran Turismo Sport, ein Lenkrad und Pedale - zu kaufen als ein Kart oder ein kleines Formelauto. Es ist viel einfacher, die Simulationen sind so gut! Man kann Tag und Nacht trainieren, lernt die Basics und kann anschließend auf die Strecke gehen - die man schon in und auswendig kennt."

Frage: "Warum ist jemand, der auf der PlayStation schnell ist, trotzdem nicht zwangsläufig im echten Auto schnell?"
Henkola: "Wenn man ein Auto im echten Leben kennt, ist es einfach, Dinge in die Simulation einzubringen. Weil man weiß, wie sich die Parameter bei der Abstimmung auswirken. Andersherum muss man sich an die Physik gewöhnen, sich mit unterschiedlichsten Wetterbedingungen vertraut machen und lernen, mit Überrundungsverkehr umzugehen. Dafür muss man auf die Strecke fahren."

Matias Henkola

Mit dem Dienstwagen auf der Gamescom: GT-Pilot Matias Henkola hatte es eilig Zoom

Frage: "Was ist mit Dingen wie Risikoabwägung oder Angst?"
Henkola: "Wenn ich eine Simulation fahre, gehe ich es an wie im echten Leben. Versenke ich das Auto in der Bande, weil ich zu viel riskiert habe, mache ich eine halbe Stunde Pause. Es fühlt sich wie Betrug an, wenn ich einfach sofort weitermache, nachdem ich einen Crash gebaut habe. Auf der Nordschleife bekommt man nicht häufig eine freie Runde bei perfektem Wetter - da ist es schnell passiert, dass man es übertreibt."

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