• 01.01.2009 17:19

  • von Pete Fink

Who is... Scott Dixon? (2)

Scott Dixon ist ohne Zweifel der IndyCar-Pilot der Stunde - hier Teil zwei des großen Scott-Dixon-Specials auf 'Motorsport-Total.com'

(Motorsport-Total.com) - Am 26. März 2004 testete Dixon einen WilliamsF1 BMW FW26 in Paul Ricard. Es war ein Schnuppertag, dem im April ein weiterer dreitägiger Test auf dem 'Circuit de Catalunya' in Barcelona folgen sollte. "Frank Williams und mein jetziger Teamchef Chip Ganassi haben mich sehr für diesen Test unterstützt und sie geben mir jede Chance, mich zu beweisen."

Titel-Bild zur News: Scott Dixon

Dominator Scott Dixon holte sich 2008 seinen zweiten IndyCar-Titel

So dankbar Dixon war, war Williams vom Neuseeländer überzeugt: "Scott ist ganz klar sehr talentiert", erklärte der Formel-1-Teamchef. "Es wird faszinierend sein zu sehen, welche Leistung er in einem Formel-1-Auto bringen wird." Ganassi und Williams arbeiteten schon früher zusammen, als Williams seinen damaligen Testfahrer Juan Pablo Montoya zwei Jahre lang in den USA "parkte".#w1#

"Wir haben schon immer eine gute Arbeitsbeziehung zu Frank gehabt und beide Teams haben als Ergebnis daraus über die Jahre hinweg von einem Arsenal bemerkenswert talentierter Fahrer profitiert", so Ganassi. "Dies ist eine gute Möglichkeit für Scott, sich im Formel-1-Auto zu beweisen und ich habe unsere Fahrer schon immer ermutigt, neue Herausforderungen anzunehmen und bestrebt zu sein, der Beste zu sein."

Dixon wiederum ging das Projekt Formel 1 bewusst langsam an: "Ein Jahr testen wäre vermutlich das Beste, bevor man dann richtig einsteigt. Auf jeden Fall würde es mir mehr Vertrauen geben, denn es ist eine Serie, in die man nur schwer hineinkommt."

Ähnliche Töne wie Danica und Helio

Sowohl in Paul Ricard, als auch in Barcelona hinterließ der Neuseeländer einen guten Eindruck. "Es ist ganz anders, ein Formel-1-Auto zu fahren", verkündete Dixon. "Aber es macht großen Spaß." Besonders faszinierte ihn die Formel-1-Technik: "Am Lenkrad sind wahrscheinlich um die 40 Knöpfe drauf. Schon das Herausfahren aus der Box ist komplett anders als in der IRL."

Scott Dixon

Scott Dixon testete 2004 zweimal für die Formel 1 - ohne Erfolg Zoom

Umso überraschender war dann die Nachricht, dass Dixon im Mai 2004, also nur wenige Wochen nach seinem Formel-1-Test, seinen Ganassi-Vertrag vorzeitig bis Ende 2006 verlängert hatte. Seine offizielle Erklärung war der Begründung sehr ähnlich, die auch andere erfolgreiche US-Kollegen in der gleichen Situation von sich gaben: "Ich wollte nicht aufgeben, was ich in den USA hatte."

Es ist eine Parallele zu Danica Patrick oder auch Helio Castroneves: "Natürlich wäre die Formel 1 toll", versicherte Dixon Ende 2006 noch einmal. "Aber für mich persönlich wäre es unerträglich, in der Gewissheit anzutreten, nicht gewinnen zu können. Ich will klassischen Rennsport, ich will Autos überholen und nicht nur hinter jemandem herfahren."

"Wenn du nicht in einem der zwei oder drei besten Teams bist, dann hast du zu kämpfen." In den USA war er über die Jahre hinweg ein konstanter Siegeskandidat. Diese guten Siegchancen in den USA wollte Dixon für ein zweitklassiges Cockpit in der Formel 1 nicht opfern: "Das wäre es mir nicht wert."

Zwei magere Jahre - Ganassi krempelt um

Ausgerechnet 2004 und 2005 folgte dann eine fast zweijährige IndyCar-Durststrecke. Dixon klassierte sich zwar regelmäßig in vorderer Front, doch erst im Sommer 2005 glückte ihm nach einem komplett sieglosen Jahr 2004 wieder ein vielumjubelter Rennerfolg in Watkins Glen.

Scott Dixon

Standesgemäß: Beim Indy 500 trat Meister Dixon 2004 mit der Nummer 1 an Zoom

Diese Durststrecke führte im Winter 2005/2006 dann zu einigen Veränderungen bei Ganassi. Man wechselte zu Dallara und Honda und verpflichtete mit Dan Wheldon den amtierenden IRL-Titelverteidiger. Der Erfolg kam schnell zu Ganassi zurück: Wheldon beendete die Saison 2006 punktgleich mit Penske-Pilot Sam Hornish Jr., Dixon wurde mit zwei Siegen in Watkins Glen und Nashville Gesamtvierter.

Obwohl sein Spitzname "Iceman" lautet, gibt der heimliche Schokoladenliebhaber übrigens Ayrton Senna als sein Vorbild an. "Eine meiner großen Stärken ist meine Konstanz", beschreibt Dixon sich selbst. Diese Konstanz brachte ihn auch in der Saison 2007 wieder in Schlagdistanz zum IRL-Titel.

Das finale Drama 2007

Nach vier Saisonsiegen, davon drei in Folge, stand es zu Saisonende auf dem Chicagoland Speedway Spitz auf Knopf zwischen Dixon und seinem großen Titelrivalen Dario Franchitti. Was folgte, war ein unglaubliches Motorsport-Drama.

Dario Franchitti

Dario Franchitti hatte 2007 die Nase um Haaresbreite vor Scott Dixon Zoom

Dixon kam mit drei Punkten Rückstand nach Chicagoland. Er ging beim Restart nach der letzten Gelbphase zwei Runden vor Schluss eine halbe Wagenlänge vor Franchitti in die Entscheidung. Franchitti saugte sich im Windschatten heran, war sogar schon neben Dixon, hatte dann aber nicht den Speed, um aus eigener Kraft in Führung zu gehen.

Als die weiße Flagge den Beginn der letzten Runde signalisierte, sah Dixon schon wie der sichere Champion aus - doch dann das große Drama: Genau wie ein paar Minuten zuvor Teamkollege Wheldon, der ihm Windschatten gegeben hatte, um Treibstoff zu sparen, wurde plötzlich auch der Neuseeländer langsamer. Franchitti realisierte sofort, was los war, riss die Hände in die Höhe und blieb selbst auch ein paar Meter nach der Zielflagge mit staubtrockenem Tank stehen.

Dixons Reaktion nach diesem Finale war typisch: "Ich finde es sehr schade, dass es schlussendlich ein Treibstoffrennen war", gab er achselzuckend zu Protokoll. "Unser Auto war den ganzen Tag eindeutig schneller. Wir versuchten, Treibstoff zu sparen, aber es war einfach nicht unser Tag. Darios Auto war den ganzen Tag effizienter unterwegs als unseres, sie konnten länger fahren, und das war unterm Strich die Entscheidung."

Der coole Dixon

Rivale Franchitti wechselte anschließend zu Ganassi und in die NASCAR, wo mit Juan Pablo Montoya bereits ein anderer ehemaliger Formel-Pilot aktiv war. Auch Dixons Teamkollege Dan Wheldon kokettierte zu diesem Zeitpunkt öffentlich mit den StockCars.

Scott Dixon

Scott Dixon - auch der "US-Iceman" lächelt mitunter, sogar relativ oft... Zoom

Dixon blieb auch bei diesem Thema gelassen: "Ich sehe mir alle Rennserien an, die unser Team bestreitet - Grand-Am oder NASCAR. Juan ist ein guter Freund von mir und ich freue mich über sein gutes Abschneiden. Manchmal habe ich zu wenig Zeit um alles zu verfolgen, aber es interessiert mich sehr. Dan überlegt in diese Richtung zu wechseln, einige tun das, denn NASCAR ist reizvoll. Mein Vertrag hier geht noch ein paar Jahre und ich möchte mich wirklich völlig auf die IndyCar-Serie konzentrieren."

Zu Recht, denn 2008 ging als das Dixon-Jahr in die IndyCar-Geschichte ein. Sechs Saisonsiege holte sich der Neuseeländer und beim Höhepunkt in Indianapolis kulminierte die Dixon-Performance. Pole Position, die schnellste Rennrunde - keine Probleme also, und der spontane Dixon-Kommentar lautete "langweilig".

Wie bitte? "Es war ein seltsamer Tag", beeilte er sich aufzuklären. "Wir erwarteten, dass etwas schiefgehen würde, denn man kann eigentlich keinen so monotonen Monat erleben und dann auch noch im Rennen solch ein Glück haben."

Auf dem Höhepunkt der Karriere

Verinnerlicht hat er seinen Indy-Triumph übrigens noch immer nicht ganz. "Ich habe mit Helio (Castroneves, zweifacher Indy-500-Champion; Anm. d. Red.) darüber gesprochen. Er sagte auch, dass man es erst im Jahr darauf versteht, wenn man wieder nach Indianapolis kommt und seinen Kopf auf den Eintrittskarten sieht. Erreicht habe ich es, aber realisiert noch nicht."

Dario Franchitti Scott Dixon

Dario Franchitti und Scott Dixon - ab 2009 höllisch starke Ganassi-Teamkollegen Zoom

Im Prinzip erlebte seine IndyCar-Saison 2008 nur einen heiklen Moment, als er in Watkins Glen unter Gelber Flagge auf den Penske von Ryan Briscoe auffuhr. "Das war definitiv einer der dümmsten Momente meiner ganzen Karriere. Aber das hat auch gezeigt, dass alles etwas zu einfach ging. Ich habe für einen Augenblick die Konzentration verloren, weil ich mich zu sicher fühlte."

Über Dixon sagt Ganassi-Teammanager Mike Hull: "Scott hat an sich als Fahrer gearbeitet und das hat auch uns in sehr positivem Maß berührt. Ganz ehrlich, ich denke, wir haben einen Piloten, der sich in der richtigen Phase seiner Karriere befindet, und der sich durch seine Erfahrung nun den Vorteil von einem Team wie Chip Ganassi Racing verschaffen kann, das ihn vollkommen unterstützen wird."

Tatsächlich ist der Neuseeländer ein absoluter Musterprofi. Selbst in der Winterpause trainiert er mehrere Stunden am Tag: Laufen, Radfahren, Schwimmen, Gewichte stemmen - also das ganze Programm. Selbst einen Triathlon hat der Athlet Dixon bereits bestritten.

Ruhe im Familienleben

Die Familie Dixon lebt natürlich in Indianapolis und hat zwei kleine Hunde. Seine Heimat Neuseeland sieht er nur noch selten: "Ich liebe es, nach Hause zu kommen. Das wirklich Leidige daran ist, dass es immer nur für eine sehr kurze Zeit klappt. Das nervt."

Emma und Scott Dixon

Emma Dixon gibt ihrem Scott das notwendige Familienumfeld Zoom

Wichtig ist auch seine Frau Emma: "Ich glaube, dass sie mich etwas verändert hat", weiß Dixon. "Alle sagen aber, dass es zum Guten war. Sie ist fantastisch. Sie hat eine andere Seite von mir nach außen gebracht. Vielleicht gehe ich etwas mehr aus mir heraus. Ich schätze, dass das Gute einfach von ihr auf mich abgefärbt hat.

So lautet das Dixon-Fazit von 2008 nachvollziehbar positiv: "Das gesamte Jahr war einfach umwerfend. Ich habe geheiratet, und ich habe in einem Jahr das Indy 500 und die Meisterschaft gewonnen. Das können nicht allzu viele Leute von sich behaupten."

Und die Prognose für 2009 ist ebenfalls schnell abgehalten: Mit Dixon und Dario Franchitti hat das Ganassi-Team ein neues "Traumduo", wie es der Teamchef Chip Ganassi auszudrücken pflegt. Der IndyCar-Titel 2009 wird also nur dann zu holen sein, wenn man die beiden letzten IRL-Champions besiegen kann. Kein einfaches Unterfangen.

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