• 27.07.2008 02:00

  • von David Pergler

Titeljagd von Dixon geht weiter - Sieg in Edmonton

Scott Dixon schnappte sich den Sieg in Edmonton vor Helio Castroneves und einer starken ChampCar-Fraktion - Paul Tracy mit Sensations-Comeback

(Motorsport-Total.com) - Helio Castroneves (Penske) sah über weite Strecken wie der schnellste Mann des Rennens aus und führte stellenweise mit mehr als sieben Sekunden Vorsprung vor dem jeweils Zweitplatzierten. Man sollte eigentlich meinen, der Brasilianer hätte nun endlich die Fahrkarte zu Saisonsieg Nummer eins gelöst, doch dann war Scott Dixon (Ganassi) zur rechten Zeit am rechten Ort - heimlich, still und leise hatte sich der Neuseeländer an die Spitze herangerobbt und hatte während der letzten durch eine Caution bedingten Boxenstopp-Phase die Führung ergriffen.

Titel-Bild zur News: Scott Dixon

Scott Dixon war einmal mehr der Mann des Wochenendes in Edmonon

Geschlossen waren die Führenden mit Castroneves in Führung zu ihren letzten Mechaniker-Besuchen abgebogen. Die Ganassi-Crew hatte hierbei am schnellsten gearbeitet und Dixon konnte die Boxen noch vor den beiden Penske-Boliden verlassen - wodurch der Grundstein zu seinem Sieg gelegt war. Ab dann hing Castroneves an Dixons Heck, war aggressiv, wie eine Hornisse und versuchte in der Folge mehrmals seinen Titelrivalen unter Druck zu setzen.#w1#

Doch wenige Runden vor Schluss kam es zur zweiten Vorentscheidung - das Führungsduo lief auf die zu überrundende Danica Patrick (Andretti-Green) auf und alle warteten darauf, dass sich bei der Gelegenheit ein Führungswechsel ergeben könnte. Doch der schnelle Brasilianer übertrieb es mit seinen Attacken auf den Ganassi-Boliden, verbremste sich Ende Start-Ziel in der ersten Kurve erheblich und schoss mit qualmenden Reifen in die asphaltierte Auslaufzone geradeaus, wo er glücklicherweise den Wagen wieder auf Kurs bringen konnte und durch den großen Vorsprung der Führenden noch nicht mal einen Platz eingebüßt hatte.

Doch die Jagd auf Dixon und den Sieg war beendet - sein unglaublicher Speed an diesem Wochenende hatte dem Brasilianer kein Glück gebracht. Mit einem freien Rücken konnte Dixon das Finish entspannt angehen und sich Saisonsieg Nummer fünf abholen. Dritter wurde der schon das ganze Wochenende bärenstark fahrende Justin Wilson (Newman-Haas), der zwar nie eine Chance auf den Sieg hatte, aber dennoch die Stärke der ChamCar-Teams auf ihrem "heimischen Territorium" eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte.

Tracy überzeugte mit sensationellem Comeback

Sein Teamkollege hatte hingegen weniger Glück: Graham Rahal wurde zwei mal Opfer einer Kollision, wobei nach der ersten zunächst nur seine Hinterradaufhängung demoliert war und bei der zweiten dann der ganze Wagen. Apropos ChampCar-Teams: Hinter Justin Wilson kamen noch zwei weitere ChampCar-Repräsentanten ins Ziel. Mit einem sensationellen vierten Platz schrammte Paul Tracy (Vision) knapp am Podest vorbei und versetzte die heimischen Fans in Extase.

Paul Tracy

Paul Tracy überzeugte bei seinem Renn-Comeback mit Platz vier Zoom

Man kann wohl sagen, dass dem charismatischen Kanadier, welcher bereits gegen Rennlegenden wie Nigel Mansell oder Emmerson Fittipladi angtreten war, das Comeback des Jahres geglückt ist. Tracy schien zunächst das große Opfer der Wiedervereinigung gewesen zu sein und stand durch den IRL-Boykott seines Forsythe-Rennstalls die halbe Rennsaison ohne Cockpit da. Und ausgerechnet in Edmonton gelang dem beliebten Kanadier auf einem von Walker vorbereiteten Vision nach einer besonnenen, aber aggressiven Fahrt eine Visitenkarte, welche ihm mit Sicherheit helfen wird, weiterhin Teil der IRL zu bleiben.

Hinter dem bärenstarken Tracy kam Oriol Servia als Fünfter ins Ziel - drei ChampCar-Wagen in den Top 5! Ein chaotischeres Rennen hingegen lieferte die Andretti-Green-Fraktion ab. Um durch den Verkehr nach vorne zu kommen setzten Tony Kanaan und Marco Andretti auf eine alternative Strategie und blieben während der ersten Boxenstopps unter gelb draußen. Offensichtlich spekulierte man im Andretti-Green-Lager auf eine Zwei-Stopp-Strategie. Dies sollte sich jedoch nicht auszahlen.

Chaos und Teamkollsision bei Andretti-Green

Mehr noch, im Verlauf des Rennens ereigneten sich bei jedem der vier Wagen des Teams einige Szenen, welche für die Teambosse für einige graue Haare gesorgt haben dürften: Erst crashte Hideki Mutoh in Runde 29 heftig, anschließend drehte sich Tony Kanaan unbedrängt an der Spitze, konnte den Wagen aber noch abfangen und durch einige anschließende Überholmanöver seinen Fehler auskorrigieren und dann lieferte Marco Andretti in Runde 79 das i-Tüpfelchen.

Danica Patrick war nach einer ruhigen, aber cleveren Fahrt bis Platz sieben vorgerückt und hatte ihren Teamkollegen Andretti im Rückspiegel. Dieser setzte zum Überholen an, verschätzte sich jedoch beim Anbremsen und schob die Rennamazone geradeaus in die Auslaufzone. Den Andretti-Green-Bossen stockte der Atem. Damit war für beide Wagen das Rennen prakitsch gelaufen - der Youngster mit der Nummer 26 schlich mit kaputten Frontflügel an die Box, während Patrick ihren Wagen in der Auslaufzone abwürgte und somit alle Chancen auf eine gute Platzierung verlor.

Scott Dixon , Helio Castroneves

Selbst in der Niederlage kann Helio Castroneves noch lachen Zoom

Dabei war die rasende Schönheit gerade drauf und dran, ihren Ruf auf Rundkursen wieder herzustellen. Zwar ging der Wagen mit der Nummer sieben noch ins Rennen, doch das Ergebnis sollte nur noch Makulatur haben. Kuriose Szenen lieferten ebenfalls zwei Wagen ab, welche während der Fahrt die hinteren Räder verloren hatten. Mit fehlender Differenzialsperre konnten beide Autos nur noch hilflos ausrollen, während die freie Radachse auf vollen Touren lief.

Als Fazit des Rennens bleibt ein überlegt fahrender Dixon, der sich seiner Meisterschaft mit Sieben-Meilen-Stiefeln nähert und der besiegte Castroneves, der nun schon geschlagene sieben Mal in diesem Jahr unter die Top 3 kam, darunter sechs mal auf zwei, aber noch nie auf eins. Doch selbst die wie Butter in der Sonne schmelzenden Titelchancen konnten dem stets gut gelaunten Brasilianer nicht das Lächeln aus dem Gesicht rauben, auch wenn er es sich selbst durch seinen Fehler ein wenig verdorben hat. "Ich hab alles getan, um ihn unter Druck zu setzen, es hat nicht geklappt", so "Spiderman" mit dem für ihn so charakteristischen Lächeln.