• 22.06.2008 21:27

  • von Pete Fink

Iowa: Meisterliche Taktik führt zum Wheldon-Sieg

Dan Wheldon gewann das Corn Indy 250 von Iowa mit etwas Glück und einer taktischen Meisterleistung vor dem AGR-Duo Hideki Mutoh und Marco Andretti

(Motorsport-Total.com) - In Iowa gibt es zwei unterschiedliche Erfolgsstrategien, die Geburtstagskind Dan Wheldon und sein Ganassi-Team beide gleichzeitig nutzten, und somit Saisonsieg Nummer zwei sicherstellen konnten. Strategie Nummer eins hatte Dario Franchitti zur Premiere 2007 vorgemacht, denn wer in Iowa in Führung liegend die untere Linie knallhart verteidigen kann, der hat auf dem Short-Track-Oval allerbeste Chancen, am Ende auch den Sieg zu landen.

Titel-Bild zur News: Dan Wheldon

Geburtstagskind Dan Wheldon gewann in Iowa sein zweites Saisonrennen

Eine zweite Strategie lautet, in der Schlussphase von Iowa einfach nicht zum Tanken zu gehen, und sich anstelle dessen darauf zu verlassen, dass es im Finale noch ein paar Mal krachen wird, und daher viele Runden im Spritsparmodus hinter dem Safety-Car verbracht werden können.#w1#

Wie gesagt: Wheldon, der am Sonntag 30 Jahre alt wurde, beherzigte beides und gewann so das Corn Indy 250 vor dem Andretti-Green-Duo Hideki Mutoh und einem unglücklichen Marco Andretti, dem in den letzten Runden weder seine neuen Reifen, noch sein gut gefüllter Tank etwas nutzten, obwohl er sicherlich das schnellste Auto des Spitzentrios besaß.

Aber der Reihe nach: Die Anfangsphase von Iowa stand eindeutig im Zeichen eines atemberaubenden Rad-an-Rad-Duells zwischen den beiden brasilianischen Freunden Tony Kanaan (Andretti-Green) und Helio Castroneves (Penske). Es war ein für den Iowa Speedway ganz typischer Zweikampf, bei dem Kanaan sage und schreibe 17 Runden zum endgültigen Überholen benötigte, da Castroneves nichts anderes machte, als eben auf der unteren Linie seine Position zu verteidigen.

Castroneves und Kanaan dominieren

Helio Castroneves Tony Kanaan

Helio Castroneves und Tony Kanaan duellierten sich zu Rennbeginn Zoom

2007 verlor Milka Duno, neben Danica Patrick die zweite Rennamazone im Feld, drei Sekunden pro Runde, die in Iowa nur etwa 18 Sekunden lang dauert. Ein Jahr später hätte man eigentlich der Meinung sein können, dass ihr Abstand zum Feld geschrumpft sei - aber dem war nicht so. Im Gegenteil: 3,5 Sekunden hinkte die Venezuelanerin hinterher, und stellte ihren Dreyer-and-Reinbold-Dallara vernünftigerweise schon in der Anfangsphase ab.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich auch bereits Ed Carpenter (Vision) in die Mauern von Iowa verabschiedet, und da Kanaan den Restart etwas verschlief, setzte sich Castroneves entschlossen wieder in Front. Allerdings verpatzte dessen Penske-Truppe den folgenden Boxenstopp, was den Brasilianer zwei Ränge zurückwarf. Somit erbten etwa zu Rennhalbzeit Kanaan und Marco Andretti die Spitzenpositionen.

Eine Gelbphase später dann ein ganz ähnliches Bild: Wieder verschlief Kanaan den Restart, und wieder profitierte davon ein heute sehr aggressiver Castroneves, während sich ein bärenstarker Ryan Hunter-Reay (Rahal-Letterman) zwischen Kanaan und Marco Andretti auf Platz drei schieben konnte.

62 Runden vor dem Ende war nach einem Dreher von Conquest-Pilot Enrique Bernoldi das letzte Boxenfenster erreicht, und nun wurden verschiedene Strategien ins Spiel gebracht. Während die Spitzengruppe geschlossen zum Tanken ging, blieb das noch in der Führungsrunde befindliche Mittelfeld auf der Strecke - die Reihenfolge wurde jetzt komplett durcheinander gewürfelt.

Ganassi-Strategie zahlt sich aus

Marco Andretti Scott Dixon Danica Patrick

Marco Andretti (u.) zieht an Scott Dixon und Danica Patrick vorbei Zoom

Plötzlich lag Dan Wheldon vor den beiden bislang völlig unauffälligen Andretti-Green-Piloten Hideki Mutoh und Danica Patrick. Scott Dixon im zweiten Ganassi wurde extrem schnell abgefertigt und war plötzlich Vierter vor Kanaan, Castroneves und Marco Andretti, Hunter-Reay fiel bis auf Position neun zurück.

Doch für den extrem angriffigen Kanaan sollte es auch in Iowa wieder nicht zum ersten Saisonsieg reichen: 39 Runden vor dem Ende verlor der Brasilianer das Heck seines Andretti-Green-Dallaras und knallte rücklings hart in die Mauer. Die Folge war natürlich eine lange Gelbphase, die dem noch nicht beim Tanken gewesenen Spitzentrio Wheldon, Mutoh und Patrick in die Karten spielte.

Beim Restart 24 Runden vor dem Ende zog Marco Andretti mit einem gewaltigen Manöver gleichzeitig an Dixon und Patrick vorbei auf Platz drei, während Castroneves, Kanaans Gegner aus der Anfangsphase, ebenfalls kein Glück haben sollte. HVM-Pilot Ernesto Viso fuhr dem Castroneves-Penske hinten auf, die Folge war ein Reifenwechsel und ein enttäuschender 14. Platz.

Für Marco Andretti mussten die Schlussrunden von Iowa wie ein Spiegelbild der Ereignisse aus dem Jahr 2007 erschienen sein: Wieder hing der Youngster hinter dem Schwesterauto mit der Startnummer 27 fest, nur lautete dieses Mal der Pilot Hideki Mutoh und nicht Dario Franchitti.

Dixon oder so wird man Meister

Dan Wheldon Scott Dixon Ganassi

Dan Wheldon und Scott Dixon erweisen sich 2008 beide als bärenstark Zoom

Dan Wheldon spielte sozusagen den Dritten im Bunde, dem das Kampfgeschehen hinter ihm nur allzu recht kam, da er dadurch ungefährdet die Zielflagge sah. Andretti wiederum hatte die Wahl zwischen Mauer und Podium, weil Mutoh konsequent seine untere Linie verteidigte. Mit Erfolg: Der IndyCar-Rookie aus Japan sicherte sich Platz zwei vor seinem eindeutig schnelleren Teamkollegen.

Für Scott Dixon wiederum könnte das einfache Iowa-Motto lauten: So wird man Meister, denn das gesamte Wochenende über trat der Gesamtführende eigentlich nicht in Erscheinung - und baute seine Position an der Tabellenspitze trotzdem aus. Der heute viertplatzierte Neuseeländer profitierte dabei natürlich von den Ausfällen seiner bislang härtesten Verfolger Castroneves und Kanaan.

48 Punkte beträgt nun Dixons Vorsprung auf Castroneves, dem Iowa-Sieger Wheldon bis auf einen Zähler nahegerückt ist. Für Pechvogel Kanaan hingegen bedeutete Iowa einen weiteren Rückschlag im Titelkampf, denn sein Abstand zu Dixon ist nun bereits auf stattliche 100 Punkte angewachsen.

Fünfter wurde ein extrem starker A.J. Foyt (Vision), der in der Anfangsphase locker durch das Feld marschierte und sich später ebenso leicht in der Spitzengruppe festbeißen konnte. Danica Patrick endete auf Position sechs vor Ryan Briscoe (Penske) und Ryan Hunter-Reay. Will Power (KV Racing) und Graham Rahal (Newman-Haas) fuhren als beste ehemalige ChampCar-Piloten auf die Plätze neun und zehn.

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