• 12.09.2007 15:44

  • von Paul Jackson

Jackson-Kolumne: Hinter den Kulissen von iSport

iSport-Teamchef Paul Jackson berichtet in seiner ersten Kolumne auf 'Motorsport-Total.com' von den Monza-Rennen und dem GP2-Titelkampf

Liebe 'Motorsport-Total.com'-Leser,

Titel-Bild zur News: Paul Jackson

Paul Jackson ist ab sofort neuer Kolumnist bei 'Motorsport-Total.com'

zunächst einmal freue ich mich, dass ich auf diesem Portal ab sofort Gelegenheit habe, Ihnen künftig ein paar Hintergründe zu unserem iSport-Team und zur GP2 allgemein zu vermitteln. Die GP2 ist eine aufregende Rennserie, in der wirklich was los ist, und ich möchte auf diesem Weg versuchen, Ihnen noch tiefere Einblicke zu ermöglichen, als es auf 'Motorsport-Total.com' schon bis jetzt der Fall war. Außerdem interessieren sich ja sicher viele von Ihnen für iSport, weil wir zwei deutschsprachige Fahrer unter Vertrag haben.

Hinter uns liegt das Rennwochenende in Monza, das für uns unterm Strich gar nicht so schlecht verlaufen ist - vor allem für die Fahrermeisterschaft, denn wir liegen natürlich lieber elf Punkte in Führung als im Rückstand! Um den Titel schon in Spa zu fixieren, brauchen wir dort neun Punkte mehr als di Grassi. Das wird schwierig, aber es ist nicht unmöglich. Dass di Grassi am Samstag auch mal einen Ausfall hatte, von dem wir profitieren konnten, ist für mich nur ausgleichende Gerechtigkeit, denn bei ihm war es das erste Mal in diesem Jahr, während Timo schon viermal Pech hatte.#w1#

Im Qualifying war mehr drin

Das Qualifying lief mit den Positionen acht und zehn leider nicht ganz nach Wunsch. Timos erster Run war ganz okay, da war er noch Vierter. Mit dem zweiten Reifensatz änderten wir aber etwas am Auto, was in die falsche Richtung ging. Andis Auto wäre im Gegensatz dazu besser gewesen als mit dem ersten Satz, aber er wurde gleich zweimal von einem anderen Fahrzeug aufgehalten. Unsere Analyse hat danach ergeben, dass wir Zweiter und Dritter hätten werden können, aber wir müssen ehrlich zugeben, dass wir nicht so schnell waren wie Pantano. Der war auf seiner Heimstrecke in einer eigenen Liga.

Wir spüren inzwischen auch, dass die Konkurrenz aufholt. Das ist ja auch ganz klar: Wenn du am Saisonbeginn schon stark aufgestellt bist, kannst du dich weniger verbessern als diejenigen, die noch grob daneben liegen. Das spricht für unsere sorgfältige Vorbereitung. Bei uns hat einfach die Balance von Anfang an gestimmt und vor allem in den Rennen waren wir so stark, weil wir es hinbekamen, die Reifen nicht zu stark zu verschleißen. In Barcelona waren wir im Rennen zum Beispiel fast um eine Sekunde schneller als alle anderen! Das Auto war konstant, die Reifen waren konstant, dadurch konnten unsere Jungs voll pushen. Aber wie gesagt: Die anderen Teams schlafen nicht!

Wie dem auch sei, in den beiden Rennen wurde es uns in Monza nicht leicht gemacht. In der ersten Kurve fielen Timo und Andi gleich mal weit zurück, weil sie Zaugg ausweichen mussten, der sich dort gedreht hatte. Natürlich haben wir versucht, das Beste daraus zu machen, also holten wir Timo an die Box, damit er frei fahren konnte. Man muss fairerweise sagen, dass ihm die drei Safety-Car-Phasen auf seinem Weg zu Platz drei ein bisschen geholfen haben, aber er hat wieder viele Gegner auf der Strecke überholt.

Lob für Glocks Cleverness

Timo Glock

Kaum ein anderer GP2-Fahrer ist im Zweikampf so abgebrüht wie Timo Glock Zoom

Das Sprintrennen am Sonntag hat er ja sogar gewonnen. Timo ist einfach sehr gut darin, Rennsituationen zu lesen. Er hat mir in Monza gesagt: 'Bei einigen der anderen Fahrer konnte ich schon vorher erkennen, dass sie irgendwann abfliegen würden!' Diese Cleverness wurde mit dem Sieg belohnt. Sicher hat das was mit seiner Erfahrung zu tun, das merkt man einfach.

Andi ist im Gegensatz dazu öfter mal in einen Zwischenfall verwickelt, aber ihm scheint einfach das Pech auf den Fersen zu kleben. Rodriguez' Überholversuch gegen ihn in der Variante della Roggia war ja selbstmörderisch und für den Zusammenstoß mit Soucek, der in der Parabolica plötzlich aus dem Kiesbett daherkam, kann man ihm auch beim besten Willen keinen Vorwurf machen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich - natürlich augenzwinkernd - sagen: Da haben es einige auf ihn abgesehen!

Was Timo angeht, der ja auch Ersatzfahrer beim BMW Sauber F1 Team ist, so kann ich bestätigen, dass er auch in Valencia für uns fahren wird und nicht nach Fuji muss, wo am gleichen Wochenende der Grand Prix von Japan stattfindet. Ich habe zu Timos Manager Hans-Bernd Kamps gesagt: 'Rede doch mal mit Mario Theissen deswegen!' BMW hat ihm dann dankenswerterweise die Freigabe für das Saisonfinale erteilt. Er wird auch mit uns nach Valencia kommen, falls die Titelentscheidung doch schon in Spa fallen sollte. Schauen wir mal.

Ihr Paul Jackson