• 16.02.2016 13:17

  • von Lucas di Grassi (Haymarket)

Lucas di Grassi: Wieso Roborace dem Motorsport helfen kann

Beim Roborace wird fahrerloser Rennsport in den Vordergrund gestellt: Lucas di Grassi erklärt, wieso das für den Motorsport sogar gut sein kann

(Motorsport-Total.com) - Roborace ist eine kürzlich vorgestellte Rennserie für fahrerlose Rennwagen. Man könnte vielleicht denken, dass es eine neue Ära von emotionslosem Motorsport einläuten oder - wahrscheinlicher - scheitern und verschwinden wird, nachdem den Investoren das Geld ausgegangen ist. Meiner Meinung nach wird keines dieser Schicksale eintreffen.

Titel-Bild zur News: Lucas di Grassi

Roborace soll den Einfluss der Fahrer stärken: Lucas di Grassi erklärt wie Zoom

Der Kerl dahinter, Denis Swerdlow, ist ein cooler, verrückt-smarter Russe, den ich bei einem Formel-E-Rennen treffen durfte. Er hat die notwendigen Zutaten: Eier, Verstand und Geld. Er könnte also einfach alles Nötige für den Erfolg kombinieren und Roborace in eine Rennserie mit komplett entwickelter Technologie wandeln.

Er schwimmt auch mit dem Strom. Die Hersteller sind sich einig, dass vollkommen oder vornehmlich autonome Autos die Zukunft der menschlichen Mobilität sein sollten, speziell mit der Hilfe von künstlicher Intelligenz, präziseren Sensoren und verknüpften Autos. Aber wie hilft das den Fahrern und dem Motorsport?

Nun gut, das ist die Hauptfrage und hängt von den Entscheidungen des Verbandes ab. Wenn die FIA es begleitet, dann könnten sie Roborace dazu benutzen, um das Verlangen nach Entwicklung der Technologie seitens der Hersteller zu befriedigen und den normalen Motorsport wieder menschlicher machen. Ich würde gerne eine klare Trennung zwischen den FIA-Meisterschaften sehen: Roborace sollte den Weg für wirtschaftlich relevante autonome Technologie fortschreiten, die anderen Serien sollten mehr zur Unterhaltung und zu einem kostengünstigen und fahrerabhängigen Sport werden.

Ja, die Fahrerqualität ist immer noch entscheidend für den heutigen Erfolg, aber der Unterschied zwischen einem guten und einem mittelmäßigen Fahrer wird meist von der Qualität des Autos überlagert. Es ist ziemlich frustrierend, wenn Spitzenpiloten am Ende des Feldes herumdümpeln. In den meisten Serien mit offener Entwicklung, wie die Formel 1, die WEC oder die WRC, wird ein Fahrer nicht vorne mitfahren, wenn er kein gutes Auto hat. Und in jedem Jahr werden neue Systeme, Sensoren und Software eingeführt, die den Job besser als der Fahrer machen.


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Natürlich sage ich nicht, dass wir die Technologie verbannen sollten und beim Motorsport in der Zeit zurückreisen sollten. Aber man sollte alle Fahrerhilfen, Sensoren, kostspieligen Gimmicks und experimentelle Technologie dem Roborace oder ähnlichen Serien lassen. Ich erwarte zwar nicht, dass der Motorsport so viele Zuschauer wie früher anzieht, weil die neue Generation nicht mehr so an Autos interessiert ist, aber der Sport wird nie scheitern.

Es wird immer genügend Leute geben, die einfach Rennautos lieben. Menschlicher Geist treibt den Motorsport an. Darum ist der Schlüssel, Motorsport wieder in einen menschlicheren, fahrerabhängigeren, relevanten Sport zu verwandeln. Darum denke ich, dass das Roborace dem Motorsport und uns, den Fahrern, helfen kann.