ERC-Vorschau: Rallye-Action auf den Azoren

Nach zweimonatiger Pause gastiert die Rallye-Europameisterschaft auf den malerischen Azoren: Internationale Stars treten gegen starke Portugiesen an

(Motorsport-Total.com) - Nach zwei Monaten Pause findet am kommenden Wochenende der vierte Saisonlauf der Rallye-Europameisterschaft (ERC) statt. Schauplatz sind die Azoren im Atlantik, die zu Portugal gehören. Die Insel Sao Miguel des Archipels verwandelt sich in einen Festplatz, denn zum 50. Mal wird die Rallye ausgetragen. Dieses Jubiläum wird gebührend gefeiert. Auf der Nennliste stehen 18 R5 und Super-2000-Autos. Dazu kommen 14 Fahrer in der ERC-Juniorenwertung.

Titel-Bild zur News: Craig Breen

Durch den Sieg in Nordirland führt Craig Breen knapp die EM-Wertung an Zoom

Der Großteil des Feldes wird von Portugiesen gestellt, aber es sind auch internationale Starter dabei, die in diesem Jahr um den EM-Titel kämpfen. Sao Miguel ist die größte Insel der Azoren und die Heimat der Rallye. Insgesamt müssen 17 Wertungsprüfungen über 216,61 Kilometer zurückgelegt werden. 88 Prozent der Route besteht aus Schotter, der Rest aus Asphalt. Die Azoren sind deshalb auch der Startschuss zur eigenen Schotterwertung innerhalb der ERC.

Mit dem Sieg in Nordirland machte Craig Breen (Peugeot 208 T16) die Meisterschaft spannend. Er führt die EM-Wertung drei Punkte vor Kajetan Kajetanowicz an. Der Pole greift am kommenden Wochenende auf einen brandneuen Ford Fiesta R5 zurück. Neben Breen fährt Charles Martin seinen zweiten EM-Lauf für die Peugeot Akademie. Die beiden Moffett-Brüder Josh und Sam, international von ihren Starts beim Circuit of Ireland bekannt, sind auf den Azoren auch am Start. Beide setzen auf die RRC-Version des Ford Fiesta.

Zu den Anwärtern auf die Top 5 zählen auch Robert Consani im Citroen DS3 R5 sowie Giacomo Costenaro, der auf den alten Peugeot 207 S2000 setzt. Die regulären EM-Starter Antonin Tlustak und Jaroslav Orsak vertrauen auf den bewährten Skoda Fabia S2000. Der neue Fabia R5 wird auf den Azoren nicht dabei sein. Die internationalen Starter müssen gegen die zahlreichen Portugiesen antreten, die über viel Strecken- und vor allem Wetterkenntnisse verfügen.


ERC auf den Azoren

Ein Anwärter auf den Gesamtsieg ist Bruno Magalhaes, der seine Heimrallye schon zweimal gewinnen konnte. Der Routinier setzt auf einen Peugeot 208 T16. Allerdings hat Magalhaes seit sechs Monaten keine Rallye bestritten. Ricardo Moura hat den Ford Fiesta R5 erhalten, den bisher Kajetanowicz eingesetzt hat. Ein weiterer Portugiese, auf den man ein Auge haben muss, ist Jose Pedro Fontes (Citroen DS3 R5), der in diesem Jahr schon zwei Siege in der portugiesischen Meisterschaft gefeiert hat.

Abwechslungsreiches Terrain

Die malerische Kulisse der Azoren sorgt in jedem Jahr für spektakuläre Bilder. Am Mittwochabend beginnt die Veranstaltung mit einer City Show in Ponta Delgada, bevor das Qualifying am Donnerstag auf dem Programm steht. Die erste Etappe beginnt auch schon am Donnerstagabend mit drei Prüfungen. Anschließend setzt sich die Etappe am Freitag mit acht weiteren WPs fort.

Höhepunkt der Rallye ist die Prüfung "Sete Cidades", die mit knapp 29 Kilometern auch der längste Test dieser Rallye ist. Die Strecke führt am Schlot eines erloschenen Vulkans entlang. Am Samstag werden die restlichen sechs Prüfungen über 100 Kilometer durchgeführt. Darunter ist auch die 21 Kilometer lange "Tronqueira"-WP. Am Straßenrand wachsen die für die Insel berühmten Hortensien-Büsche. Gegen 19:00 Uhr Ortszeit wird der Sieger im Küstenort Praca Goncalo Velho geehrt.

ERC-Junioren: Opel Juniorteam im Fokus

Für die Talente der Junioren-EM sind die Azoren der dritte Saisonlauf und der erste auf Schotter. Im Fokus steht das ADAC Opel Rallye Junior-Team, denn Emil Bergkvist führt die Tabelle nach seinen beiden Klassensiegen souverän an. Auch Chris Ingram zählt mit dem Peugeot 208 R2 zu den Favoriten, denn der Brite fuhr schon im Vorjahr auf den Azoren. Im zweiten Opel Adam R2 lernt Marijan Griebel die Inselgruppe im Atlantik kennen: "Einmal in der faszinierenden Landschaft der Azoren eine Rallye zu bestreiten, ist ein Kindheitstraum, der nun wahr wird."


Kajetanowicz testet für die Azoren

Es wird eine ganz andere Rallye werden, als zuletzt beim WM-Lauf in Portugal, wo Griebel mit seiner Performance beeindrucken konnte. "Ich erwarte enorm herausfordernde Wertungsprüfungen mit stetig wechselnden Schotter-Belägen. Auch das sich rasch ändernde Wetter auf den Azoren kann eine wichtige Rolle spielen", denkt der Nachwuchsfahrer an die Wetterströme über dem Atlantik. "Man muss auf alles gefasst sein."

"Ich würde nicht so weit gehen und nach nur einer gefahrenen Schotter-Rallye bei mir schon von Routine sprechen, aber zwei Testfahrten und der Start beim portugiesischen WM-Lauf waren sicherlich eine sehr gute Vorbereitung für die Azoren. Ich möchte dort in erster Linie den Adam R2 heil ins Ziel bringen und so viele Punkte wie möglich sammeln", nimmt sich Griebel vor. Derzeit hält er den fünften Platz in der Juniorenwertung.

Anlässlich der 50. Ausgabe der Rallye hat ERC-Promoter Eurosport Events das Preisgeld für die Privatiers von 20.000 Euro auf 50.000 Euro erhöht. Die Veranstaltung bringt viel Geld auf die Azoren, wie die Algarve-Universität in einer Studie untersucht hat. Im Vorjahr sorgte die Rallye für Einnahmen in Höhe von 13 Millionen Euro. Damit waren die Einnahmen deutlich höher als die Ausgaben, die sich auf rund eine Million Euro belaufen.