• 04.01.2008 14:34

Dakar-Absage: Verständnis, Bedauern und verlorenes Geld

Weitere Stimmen zur Absage der Rallye Dakar - Dakar-Chef Etienne Lavigne: "Ein Sieg des internationalen Terrorismus

(Motorsport-Total.com/sid) - Nachdem die Rallye Dakar erstmals in ihrer 30-jährigen Geschichte komplett abgesagt werden musste, ist die Enttäuschung bei allen Beteiligten groß. Die "Dakar" ist für alle das Saisonhighlight, auf das man sich intensiv vorbereitet hat. Doch nachdem es direkte Drohungen von Terrorgruppen gegen die Rallye gegeben hatte, blieb den Veranstaltern nichts anderes übrig.

Titel-Bild zur News: Rallye Dakar

In diesem Jahr wird kein Auto in die Rallye Dakar starten - Absage!

"Die Dakar ist abgesagt, denn wir hatten keine Alternative. Wir sind sehr enttäuscht, dass die Arbeit eines ganzen Jahres umsonst war. Aber das ist nicht das Ende der Dakar", sagte Dakar-Chef Etienne Lavigne später auf einer Pressekonferenz und bezeichnete die Absage als einen "Sieg des internationalen Terrorismus".#w1#

Die ASO-Entscheidung war nach "zahlreichen Gesprächen mit der französischen Regierung und besonders dem Außenministerium und unter Abwägung derer eindeutigen Empfehlungen" getroffen worden.

Hersteller hatten Millionen investiert

"Wir respektieren die Entscheidung im Sinne der Sicherheit, die auch für uns höchste Priorität hat. Für alle im Team ist die Absage eine große Enttäuschung, denn jeder hat sich darauf gefreut, hier in Lissabon in einem sportlich fairen Wettbewerb zu starten", sagte VW-Motorsportdirektor Kris Nissen. Die Wolfsburger wollten 2008 endlich den ersten Diesel-Sieg bei der Dakar erringen und hatten dafür vier Werks-Touareg aufgeboten. Insgesamt investiert VW angeblich rund 30 Millionen Euro jährlich in das Rallye-Projekt. Rekordsieger Mitsubishi, der seit 2001 ungeschlagen ist, lässt sich das Spektakel rund 20 Millionen Euro kosten.

"Unter dem Aspekt der Sicherheit gab es keine andere Möglichkeit." Sven Quandt

"Ich kann die Entscheidung verstehen. Wir hatten in den letzten Tagen ständigen Kontakt mit den Veranstaltern. Unter dem Aspekt der Sicherheit gab es keine andere Möglichkeit, als die Rallye abzusagen", sagte Teamchef Sven Quandt vom hessischen X-raid-Team, der drei BMW X3 einsetzen wollte, dem 'sid'.

Ellen Lohr ist "geschockt"

Für viele Privatfahrer ist die Absage ein schwerer Schlag, auch finanziell. "Ich bin geschockt, dass die Rallye abgesagt wurde. Man hätte zumindest in Portugal und Marokko fahren und dann von Tag zu Tag entscheiden sollen", sagte die frühere DTM-Pilotin Ellen Lohr. Viele Sponsorenverträge beginnen erst mit dem Start der Rallye.

Auch bei den Motorradfahrern wurde die Absage mit Verständnis, aber auch Bedauern aufgenommen. "Wir stehen hundertprozentig hinter dieser Entscheidung, die Sicherheit geht vor", sagte Teamchef Heinz Kinigadner von KTM: "Für ein Unternehmen wie KTM ist das aber ein schwerer Schlag. Die Dakar ist die Basis für den Erfolg und die Philosophie von KTM." Den finanziellen Schaden für das Unternehmen schätzt "Kini" auf rund drei Millionen Euro.

Immer wieder Sorgen um die Sicherheit

In der langen Geschichte der Rallye seit 1979 ist es das erste Mal, dass die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen komplett abgesagt wird. Bislang waren lediglich einzelne Etappen ausgefallen. Zuletzt waren 2004 zwei Etappen in Mali aus Angst vor Überfällen von Rebellen abgesagt worden.

Die wohl spektakulärste Aktion hatte es 2000 gegeben, als die Rallye-Organisatoren wegen Terrorwarnungen vier Etappen im Niger abgesagt und alle Teilnehmer nach Libyen ausgeflogen hatten. Französische und US-Geheimdienste hatten die Rallye-Veranstalter vor einem möglichen Überfall gewarnt, das französische Verteidigungsministerium die Bedrohung als real eingestuft.

Der Einsatz von zwei riesigen russischen Transportflugzeugen vom Typ Antonow 124, die in 18 Flügen rund 1500 Personen, 64 LKW, 150 Autos und 144 Motorräder ausflogen, kostete damals rund 9 Millionen Mark. Im Nachhinein kamen Gerüchte auf, dass es sich bei den angeblich auf Satellitenfotos erkannten rund 300 Rebellen lediglich um Tausende von Kamelen gehandelt haben soll.