• 12.01.2009 08:50

  • von Stefanie Szlapka

Alphand: "Die Performance ist noch zu schwach"

Mitsubishi-Fahrer Luc Alphand ging als Favorit in die Rallye Dakar und blickt im Interview mit 'Motorsport-Total.com' zurück auf seinen Ausfall

(Motorsport-Total.com) - 2006 konnte Luc Alphand die Rallye Dakar zum ersten Mal für sich entscheiden. 2009 wollte er wieder angreifen, doch schon nach wenigen Tagen kam das Aus. Jedoch stoppte kein technischer Defekt oder ein Fahrfehler den Franzosen, sondern der Gesundheitszustand seines Beifahrers Gilles Picard. Das Duo war auf der sechsten Etappe mit seinem Mitsubishi in einem Schlammloch steckengeblieben. Bei den Versuchen, das Fahrzeug wieder zu befreien, brach der Franzose zusammen.

Titel-Bild zur News: Luc Alphand

Frühes Aus: Luc Alphand kann seine zweite Dakar nicht mehr gewinnen

Alphand entschloss sich den Rettungshubschrauber zu rufen - Picard wurde ins Krankenhaus geflogen und die Rallye war damit für das französische Duo gelaufen. Mit Alphand hat sich einer der Topfavoriten aus der ersten Rallye Dakar in Südamerika verabschiedet - wie mittlerweile auch zwei weitere seiner Mitsubishi-Teamkollegen. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' bezog Alphand Stellung zu verschiedenen Themen rund um die Dakar 2009.#w1#

Zufriedenheit trotz Ausfall: Das Paket stimmt

Frage: "Luc, noch vor dem Ruhetag kam für dich das Aus. Wie würdest du die Tage davor zusammenfassen?"
Luc Alphand: "Unser Ausfall war wirklich bitter. Aber was da passiert ist, war stärker als der Sport. Auch wenn der Sport wichtig ist, habe ich mich sehr erschrocken, als das mit Gilles vorgefallen ist. Allerdings kann das hier jedem widerfahren. Jetzt sind wir raus aus dem Rennen. Vorher mussten wir uns mit dem neuen Wagen auseinandersetzen und wir sind in Sachen Leistung etwas gestrauchelt. Es war schwierig, mit der Spitze mitzuhalten - aber das neue Auto ist im Grunde ein guter Wagen."

"Die Performance ist einfach noch zu schwach. " Luc Alphand

Frage: "Wie war es, mit einem neuen Wagen die Dakar zu bestreiten?"
Alphand: "Es ist komplett anders - besonders beim Komfort. Der Wagen ist nicht so laut und wir haben ein gutes Chassis mit einer guten Federung. Wir überstehen schwierige Situationen jetzt besser. Deswegen lässt sich der Mitsubishi gut fahren, aber die Performance ist einfach noch zu schwach. Wir müssen jetzt fair und sportlich zu den anderen sein. Sie haben mehr Erfahrung und haben besser gearbeitet. Wir haben für nächstes Jahr noch viel zu tun. Doch das ist eine schöne Aussicht für die Zukunft."

Frage: "...also eine neue Herausforderung?"
Alphand: "Es war eine neue Herausforderung und sie geht noch weiter. Aber wir waren noch nicht bereit genug - allerdings ist jetzt erst Halbzeit. Wir haben noch ein Fahrzeug im Rennen und es kann noch viel passieren. Auch wenn es derzeit schwierig aussieht."

Dakar-Layout lässt nichts zu wünschen übrig

Frage: "Wie gefallen dir die Strecken in Argentinien und Chile?"
Alphand: "Ich bin zweimal die 'Las Pampas' gefahren und habe allen erzählt, dass es sehr schwierig werden wird - und das ist es auch! Es ist wirklich hart für die Jungs und die Fahrzeuge. Viele Teilnehmer sind schon aus dem Rennen, auch aus dem Topteams. Selbst wir haben drei Autos verloren - das ist viel. Es ist eine schwierige Dakar und die Etappen sind wirklich hart. Der Geist der Dakar ist aber hier: Wenn du die Rallye Dakar gewinnen willst, musst du es dir verdienen."

"Es sind noch sechs Tage zu bestreiten und zwei davon sind sehr schwierig." Luc Alphand

Frage: "Was ist mit den Etappen, die noch folgen?"
Alphand: "Es kommen noch zwei komplexe Etappen auf die Teilnehmer zu. Da ist die Schleife um Copiapó und später nach Fiambalá. Die werden richtig knifflig. Es sind noch sechs Tage zu bestreiten und zwei davon sind sehr schwierig - sehr lang und sehr hart."

Frage: "Hattest du dich speziell auf Südamerika vorbereitet?"
Alphand: "Wir haben versucht, uns auf die Höhe vorzubereiten. Ich hatte den Vorteil, dass ich ohnehin auf 1.500 Metern lebe und es deswegen gewohnt bin, hoch und runter zu gehen. Deswegen war die Höhe für mich kein Problem. Aber wir haben spezielle Tests absolviert, um zu sehen, ob jemand aus dem Team Probleme damit hat."

"Ich selbst habe hart trainiert und bin froh, dass ich noch in guter Verfassung bin. Ich fühle mich gut, da ich weiß, dass ich gut vorbereitet war. Wir versuchen immer alles richtig zu machen. Das Problem ist, dass du dich nicht auf alles vorbereiten kannst. Wir haben einen kleinen Fehler gemacht und es wurde zum Alptraum. Aber das ist der Sport: Jeder geht an sein Limit. Wenn du gewinnen willst, muss der Fahrer gut sein, der Co-Pilot - einfach alle im Team."

Gefährliches Gerangel in der Startphase

Frage: "Auf den ersten Etappen kam es oft zu gefährlichen Überholmanövern zwischen Autos und Motorrädern. Sollte man sich hier für die Zukunft eine neue Lösung einfallen lassen oder ist das ein Teil der Dakar?"
Alphand: "Schwer zu sagen - aber wir haben das Sentinel-System. Wenn es jeder benutzt, funktioniert alles. Natürlich gibt es einige Strecken mit viel Staub, aber das war auch in Marokko ein Alptraum. In der offenen Wüste war es dann einfacher zu überholen. Aber so ist es nun einmal. Es ist eher ein Problem, dass Autos und Lkws zusammen starten."

"In der offenen Wüste war es einfacher zu überholen. " Luc Alphand

"Die Lkws sollten erst später losfahren, da sie alles zerstören. Nach ihnen zu fahren, ist teilweise so gut wie unmöglich. Was das Problem mit den Motorrädern und den Autos betrifft, so wurde der Startabstand auf eine Stunde festgelegt und das sah auch ganz gut aus. Allerdings starten in den ersten Tagen bei den Motorrädern viele Amateure, die einfach nicht das erforderliche Level haben."

"Aber das ist auch der Geist der Dakar. Ich will damit nicht sagen, dass wir sie nicht brauchen - auf keinen Fall. Die Profis machen vielleicht zehn Prozent aus, aber der Rest des Pakets besteht aus Amateuren. Das ist aber auch das Schöne an diesem Sport. Nach drei Tagen sind die schwächeren Motorradfahrer nicht mehr da und dann ist es ein bisschen besser."