• 14.06.2016 13:20

  • von Roman Wittemeier

Vorschau 24h Le Mans 2016: Rebellion vs. ByKolles

Die privaten LMP1-Teams im Zweikampf um die besten Positionen hinter den übermächtigen Werksmannschaften: Abstauberchancen realistisch?

(Motorsport-Total.com) - Das 60 Fahrzeuge umfassende Starterfeld bei den 24 Stunden von Le Mans 2016 ist in vier Klassen eingeteilt, allerdings ist die große LMP1-Kategorie eine Zweiklassengesellschaft. Gegen die übermächtigen Werksautos von Porsche, Audi und Toyota kommen die Privatteams Rebellion und ByKolles nicht an. Entsprechend werden sie im Wettbewerb mit einer eigenen Wertung bedacht. Das Duell um die beste Position bei den Privaten wird intensiv geführt, allerdings mit ungleichen Mitteln.

Titel-Bild zur News: Michael Rossi, Nicolas Prost, Nick Heidfeld, Simon Trummer, Oliver Webb, James Rossiter

Liegen Rebellion und ByKolles in Le Mans nahezu gleichauf? Zoom

Während ByKolles einen einzelnen CLM P1/01 für Pierre Kaffer, Simon Trummer und Oliver Webb ins Rennen schickt, agiert die Konkurrenz aus der Schweiz gleich mit zwei Autos vom Typ R-One. Nick Heidfeld, Nelson Piquet jun. und Nicolas Prost teilen sich das Fahrzeug mit der Startnummer 12, im Schwesterauto (#13) arbeiten Dominik Kraihamer, Matheo Tuscher und Alexandre Imperatori.

"Bei uns hat sich die Zuverlässigkeit verbessert", berichtet Imperatori, der bei den WEC-Rennen 2016 in Silverstone und Spa jeweils als Dritter auf dem Siegerpodest stand und die Wertung der Privaten gewinnen konnte. Rebellion profitierte in beiden Fällen von technischen Problemen bei den Werksteams. "Die Hybridautos der Hersteller sind gegen solche Gebrechen nicht komplett abgesichert", so der Schweizer, der auch in Le Mans auf solche Vorlagen der Werke hofft.

"Es kann auch in Le Mans so kommen, aber das darf keinesfalls darüber hinwegtäuschen, dass die Werke schneller sind und klar als Favoriten gesehen werden müssen", erklärt Imperatori. "Die beiden Podestplätze besagen nicht, dass wir plötzlich in der gleichen Liga wie Audi, Porsche und Toyota spielen. Die sind bei der Performance einfach zu weit weg." Und dennoch: Rebellion hat es geschafft, sich in die Abstauberposition zu bringen. Wenn ein Werk in Probleme gerät, dann ist man zur Stelle.

Vortest-Ergebnis nur die halbe Wahrheit

Beim Vortest in Le Mans präsentierten sich die beiden R-One bärenstark - zumindest über eine schnelle Runde. In 3:27.062 Minuten war man um rund drei Sekunden schneller als in der gesamten Rennwoche des Vorjahres. "Für die Werke zu langsam, aber für den Wettbewerb gegen die direkte Konkurrenz schnell genug", meint Nicolas Prost. Beim Vortest setzte man sich um satte sechs Sekunden von ByKolles ab. Eine realistische Distanz? Wohl kaum.

"Wir sind beim Test vorsichtig vorgegangen mit vollem Fokus auf die Rennvorbereitung", erklärt ByKolles-Einsatzleiter Boris Bermes. Beide privaten LMP1-Teams setzen auf einen V6-Turbo von AER, beide fahren seit diesem Jahr auf Dunlop-Reifen. Während Rebellion sein Paket seit dem Vortest nicht mehr verändert hat, gibt es im Lager des Teams aus Greding neue Teile: Unterboden, Kühler, seitliche Verkleidung, vordere Radkästen und Motorabdeckung wurden optimiert und werden am Mittwoch erstmals eingesetzt.

Ob diese Updates den Rückstand auf Rebellion entscheidend verkleinern, ist noch unklar. Sicher ist: Der Abstand zu den Schweizern ist geringer als das Ergebnis des Vortest es ausdrückt. Am Morgen lag Pierre Kaffer beispielsweise auf Kurs zu einer Rundenzeit von 3:31 Minuten, wurde dann aber an die Box gerufen. Die beiden Privatteams werden sich im Rennen nur wenig schenken. "Wir gehen mit kontrollierter Offensive heran", so Bermes. "Wir fahren acht Stunden, dann schauen wir mal, wo wir stehen."

Auf Grundlage der Positionen kurz vor Mitternacht legt man sich anschließend die Strategie für das restliche Rennen zurecht. Attacke oder Abwarten? Das hängt von der Konstellation vor dem Tageswechsel ab. "In Le Mans musst du immer wieder auf sich ändernde Bedingungen reagieren", sagt der ByKolles-Einsatzleiter. "Man muss sich auf verschiedene Szenarien einstellen, aber dabei immer flexibel bleiben, denn das Rennen in Le Mans bleibt bis zum Ende immer offen. Selbst am Sonntagmittag kann noch alles passieren."