• 23.02.2009 13:29

  • von Roman Wittemeier

ACO setzt Rookies und Teams unter Druck

Le-Mans-Veranstalter ACO hält an der Rookie-Qualifikation fest: Wer es am Mittwoch oder Donnerstag vor dem Rennen nicht schafft, bekommt Probleme

(Motorsport-Total.com) - Die Streichung des Vortest in Le Mans sorgt für weitere Diskussionen und könnte für Rookies und Teams weitreichende Konsequenzen haben. In den vergangenen Jahren mussten sich die Le-Mans-Neulinge im Rahmen des Vortests für eine Teilnahme am Rennwochenende qualifizieren. Dafür wurden den Piloten mehrere Runden im Renntempo auf der 13,6 Kilometer langen Traditionsstrecke abverlangt. Die Rundenzeiten durften bei maximal 125 Prozent der Durchschnittszeit der drei Klassenbesten liegen.

Titel-Bild zur News: Le Mans, Circuit de la Sarthe

Die Rookies müssen sich am Mittwochabend noch schnell qualifizieren

Als Rookie gilt in Le Mans jeder Pilot, der in den vergangenen zehn Jahren nicht an der Sarthe am Start war. Im vergangenen Jahr war Alexander Wurz ein prominentes Beispiel. Der österreichische Formel-1-Testpilot hatte zwar 1996 im Joest-Porsche den Gesamtsieg gefeiert, war aber anschließend zehn Jahre lang nicht mehr in Le Mans angetreten - Wurz war dementsprechend 2008 bei seiner Rückkehr mit Peugeot ein Rookie und musste sich neu qualifizieren.#w1#

Aus Gründen der Kostensenkung hat man nun den traditionellen Le-Mans-Vortest gestrichen. "Wir haben das bereits im Oktober entschieden", sagte ACO-Sportchef Daniel Poissenot auf Nachfrage. "Diese Entscheidung ist nach Diskussionen mit zahlreichen Teams getroffen worden. Viele Teilnehmer haben sich bei uns nach der Streichung des Vortests bedankt." Kurios: Abgesehen von Audi scheint kein Topteam in die Entscheidung mit einbezogen gewesen zu sein ('Motorsport-Total.com' berichtete).

"Rookie" Alexander Wurz siegte 1996 mit Porsche beim Klassiker in Le Mans Zoom

Nach Angaben von Poissenot sollen die Teams durch die Streichung des Vortests "100.000 bis 200.000 Euro sparen". Diese Summe mag bei den Werksteams von Audi, Peugeot und Aston Martin vielleicht realistisch erscheinen, doch die Topteams geben sicherlich ähnlich viel Geld aus, weil sie nun andernorts Probefahrten veranstalten. Für die kleineren Privatteams liegt die mögliche Ersparnis ohnehin deutlich niedriger.

Für die kleineren Rennställe lauern Gefahren, denn deren Rookies müssen ihre Renntauglichkeit nun wenige Stunden vor den entscheidenden Sessions nachweisen. "Sie müssen sich am Mittwoch im Freien Training zwischen 18 und 24 Uhr qualifizieren", stellte Poissenot klar. Sollten die Fahrer an der Hürde scheitern, gibt es am Donnerstag eine zweite Chance. Wenn es auch am Donnerstag nicht klappt, ist das Le-Mans-Abenteuer möglicherweise schnell beendet.

"Ein Auto kann auch von nur zwei Fahrern gefahren werden und Härtefallregelungen gibt es auch", machte der ACO-Sportdirektor deutlich. Das Problem ist dabei jedoch, dass einigen Teams ein solcher Ausfall eines Piloten teuer zu stehen kommen könnte. "Nicht nur bei uns wird der Le-Mans-Start zum Teil über die Mitgift von den Fahrern finanziert", erklärte KSM-Teamchef Kai Kruse. "Bei unserem LMP2-Team würde die Rechnung nicht mehr passen, wenn uns ein Pilot wegbricht." Das deutsche Team Kruse-Schiller-Motorsport ist nur ein Beispiel von vielen.

Natürlich können die betroffenen Teams ihren Fahrerkader mit Piloten auffüllen, die bereits automatisch für Le Mans qualifiziert sind. Doch es erscheint höchst fraglich, ob jene Fahrer das gleiche Budget mitbringen, welches zur Finanzierung eines Auftrittes an der Sarthe nötig ist. In der Vergangenheit hatte man für die Suche nach einem Ersatzfahrer und entsprechende finanzielle Verhandlungen wenigstens noch zwei Wochen Zeit.