10 km/h weniger Topspeed: Frust bei Ferrari nach BoP-Neueinstufung

Der Ferrari 488 GT3 hat als erstes Fahrzeug auf der Nordschleife eine Ladedrucktabelle erhalten - octane126 frustriert - Ferrari schaltet sich als Werk ein

(Motorsport-Total.com) - Das Politikum Ferrari 488 GT3 bleibt ein heißes Eisen: Nach der Neueinstufung herrscht bei octane126 Frust. Denn es fehlen zehn km/h Topspeed. Doch noch ist Zeit bis zur finalen Runde bei der Balance of Performance (BoP). Unlängst hat sich nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' auch Ferrari direkt als Werk in die Diskussionen eingeschaltet.

Titel-Bild zur News: Simon Trummer, Jonathan Hirschi, Luca Ludwig

Die Einstufung des Ferrari 488 GT3 sorgt für Unmut in der Schweiz und Italien Zoom

Erstmals gibt es in der am Donnerstagmorgen veröffentlichten BoP-Tabelle nun am Nürburgring eine Ladedrucktabelle auf der Nürburgring-Nordschleife. Die maximalen Ladedruckwerte für den Turbolader sind für jede Drehzahl in Schritten von 250 Umdrehungen pro Minute genau festgelegt.

Im unteren Drehzahlbereich sind die Werte sogar recht günstig für octane126 und höher als beispielsweise in der 24h Series. Doch im oberen Drehzahlbereich wird dem 3,9-Liter-Turbomotor die Luft abgedreht.


Fotos: 24 Stunden am Nürburgring 2020, Donnerstag


Waren zuvor 1,49 bar der Maximalwert im gesamten Drehzahlbereich, geht dieser Wert bis zum Schaltpunkt bei 7.000 Umdrehungen pro Minute auf 1,374 bar zurück. Zur Einordnung: 0,01 bar Ladedruck sind etwa drei PS.

Kleinerer Restriktor war nicht möglich

Die Folge: Dem Ferrari fehlten im ersten Qualifying rund zehn km/h Topspeed. "Man merkt es. Die Unterschiede sind deutlich spürbar", sagt Luca Ludwig gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Lediglich aus den Kurven heraus schiebt der Ferrari dank 1,59 bar Ladedruck bei 5.000 Umdrehungen pro Minute gut an.

Doch das Fahrfenster des Motors geht erst bei 5.000 Touren los. Im oberen Drehzahlbereich fehlt es. Ursprünglich sollte der Ferrari 488 GT3 einen kleineren Luftmengenbegrenzer erhalten. Dieser führte jedoch zu einer Selbstzerstörung des Turboladers, weil dieser sich selbst überdrehte. So musste man auf die Lösung mit der Ladedrucktabelle bei bestehendem 33,1-Millimeter-Restriktor zurückgreifen, um Topspeed zu nehmen.

Der Ferrari 488 GT3 von octane126 war - ohne dass das Team etwas dafür konnte - in den bisherigen Läufen mit knapp 30 PS zu viel Leistung unterwegs. Bei der Ursprungsmessung hatte es einen Messfehler gegeben. Die neue Maximalleistung des Ferrari 488 GT3 wurde auf 531 PS festgelegt.

Was kann Ferrari noch bewegen?

Beim Schweizer Team stößt das auf Unverständnis. "Wenn man sich die Zweikämpfe in den bisherigen Rennen [der Nürburgring-Langstrecken-Serie NLS, vormals VLN] ansieht, sind wir auf den Geraden am Mercedes nicht vorbeigekommen", sagt Teamchef Christian Bertschinger gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Er hatte zuvor bereits betont, dass die BoP bei VLN/NLS5 doch gepasst habe.

Das Team verweist auch auf die Tatsache, dass der BMW M6 GT3 bei gleichem Luftmengenbegrenzer 1,755 bar Ladedruck fahren dürfe - über das gesamte Drehzahlband hinweg bei einem größeren Motor.

Das letzte Wort ist jedoch noch nicht gesprochen: Für den Samstagmorgen wird die finale BoP für das Rennen erwartet, die der ADAC-Technikausschuss in einer Nachtschicht von Freitag auf Samstag erstellen dürfte. Ferrari ist mittlerweile direkt an den Gesprächen beteiligt und kann damit ähnliche politische Lobbyarbeit leisten wie die deutschen Hersteller.


Fotostrecke: 24h Nürburgring 2020: Die Top 30 des Top-Qualifyings

Als Hersteller wurde Ferrari direkt eingebunden, seit die Situation um die fehlerhafte Messung ans Tageslicht gekommen ist. In Maranello ist man nach den starken Leistungen zu Saisonbeginn hellhörig geworden und setzt sich nun ebenfalls politisch für einen Sieg auf der Nordschleife ein. Und man kann nicht davon ausgehen, dass sich Ferrari mit dieser Einstufung zufriedengeben wird.

Einstufung des Ferrari 488 GT3 am Nürburgring und in der 24h Series

Ladedruck-Abstufungen in 500-U/min-Schritten, weil die 24h Series in 500er-Schritten misst. Der ADAC-Technikausschuss geht feiner in 250er-Schritten vor. Die spitzenleistung in der 24h Series liegt bei etwa 550 PS, am Nürburgring ist sie auf 531 PS gedeckelt.

Luftmengenbegrenzer
24h Nürburgring: 33,0 Millimeter
24h Series: keiner

Ladedruck 4.000 U/min
24h Nürburgring: 1,495 bar
24h Series: 1,470 bar

Ladedruck 4.500 U/min
24h Nürburgring: 1,533 bar
24h Series: 1,510 bar


Fotostrecke: 24h Nürburgring 2020: Der Favoritencheck

Ladedruck 5.000 U/min
24h Nürburgring: 1.590 bar
24h Series: 1,550 bar

Ladedruck 5.500 U/min
24h Nürburgring: 1,572 bar
24h Series: 1,590 bar

Ladedruck 6.000 U/min
24h Nürburgring: 1,503 bar
24h Series: 1,600 bar

Ladedruck 6.500 U/min
24h Nürburgring: 1,448 bar
24h Series: 1,570 bar

Ladedruck 7.000 U/min
24h Nürburgring: 1,374 bar
24h Series: 1,530 bar

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