Marquez-Manöver gegen Mir in Jerez: Ex-Crewchief Santi Hernandez war wütend

Als im Jerez-Sprint Marc Marquez ein aggressives Manöver gegen Joan Mir geritten hat, war Santi Hernandez wütend - Sein Ex-Crewchief über das aktuelle Verhältnis

(Motorsport-Total.com) - Die Zusammenarbeit zwischen Santi Hernandez und Marc Marquez gilt als eine der erfolgreichsten in der Geschichte der Motorrad-Weltmeisterschaft. 2011 fungierte Hernandez das erste Mal als Crewchief für das damalige Nachwuchstalent, als dieser als 125er-Weltmeister in die Moto2-Klasse aufgestiegen ist. 2012 folgte in der mittleren Klasse der erste gemeinsame Weltmeistertitel.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez, Joan Mir

Das Manöver von Marc Marquez gegen Joan Mir im Jerez-Sprint Zoom

2013 ging es für beide zu Honda in die MotoGP. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Es folgten sechs Weltmeistertitel und 59 Siege in der Königsklasse. Ende 2023 ging mit dem Wechsel von Marquez zu Gresini-Ducati die Zusammenarbeit zu Ende.

Aktuell betreut Hernandez im Honda-Werksteam Joan Mir. Das erste große Zusammentreffen zwischen Mir und Marquez auf der Strecke gab es beim Sprint in Jerez. Nachdem Marquez in Führung liegend gestürzt war, startete er eine Aufholjagd.

Im Zuge dessen lief er auf Mir auf. In der Zielkurve begann Marquez ein Überholmanöver und stach innen hinein. Es kam zur Berührung, Mir musste das Motorrad aufrichten und verlor einige Positionen. Im Anschluss war er vor allem auf die Rennleitung wütend.

Denn Marquez wurde für das Manöver zwar bestraft, er musste aber nur eine Position abgeben, während Mir durch die Situation deutlich mehr Boden verloren hatte. Es war nicht nur das Zusammentreffen zweier ehemaliger Teamkollegen.

Auch Hernandez musste mitansehen, wie sein ehemaliger Fahrer und immer noch guter Freund seinen aktuellen Fahrer aus dem Weg geräumt hatte. Diese Situation hat dem Spanier ganz und gar nicht gut gefallen.

"Ich bin es jetzt meinem Club schuldig, wie ich sage, und werde ihn verteidigen. Mein Club ist Honda und mein Fahrer ist Joan", wird Hernandez von Relevo zitiert. "Wir hätten dort ein gutes Ergebnis erzielen können, aber durch die Berührung mit Marc haben wir Plätze verloren."

Es war zu diesem Zeitpunkt am Ende der drittletzten Runde das Duell um Rang acht. "War ich wütend? Natürlich war ich wütend", hält Hernandez fest. "Hat Marc auf sein Ergebnis geschaut? Ja, das verstehe ich, aber es hat mich wütend gemacht."

Joan Mir, Santi Hernandez

In diesem Jahr betreut Santi Hernandez im Honda-Team Joan Mir Zoom

"Diese Dinge können passieren. Ich verteidige meine Farben." Ob es nach dem Sprint im Paddock eine Aussprache zwischen Hernandez und Marquez gegeben hat, ist nicht bekannt. Trotzdem sind sie nach all den vielen Jahren weiterhin gute Freunde.

Hernandez und Marquez verbindet eine Freundschaft

"Es ist klar, dass Marc und ich Freunde sind. Das sage ich offen. Selbst der Wechsel ändert nichts an unserem guten Verhältnis. Von Zeit zu Zeit rufen wir uns an, aber wir sprechen mehr über persönliche Dinge als Freunde und nicht über die Arbeit."

"Er war immer sehr professionell, das hat er immer gesagt. Er ist nun in einem anderen Team und arbeitet an einem anderen Projekt. Wir respektieren einander auf einem professionellen Level, so wie wir das schon immer getan haben", schildert Hernandez die aktuelle Verbindung.

"In unserer Verbundenheit sprechen wir mehr über unseren Blödsinn, was in unserem täglichen Leben so passiert. Mit unserer Familie und mit unseren Freunden, und nicht über die Arbeit." Aus sportlicher Sicht erlebt Hernandez bei Honda weiterhin eine schwierige Zeit.

Marc Marquez, Santi Hernandez

Sieben WM-Titel und 75 Grand-Prix-Siege lautet die gemeinsame Erfolgsbilanz Zoom

Marquez mischt mit dem Wechsel zu Gresini-Ducati wieder um Siege mit. Eine Poleposition, drei zweite Plätze in Sprints und zwei zweite Plätze in Grands Prix lautet seine Erfolgsbilanz an den ersten fünf Rennwochenenden.

"Nein, das überrascht mich nicht", winkt Hernandez ab. "Ich könnte sagen, dass ich erwartet hätte, dass er länger braucht, aber das wäre gelogen. Es war klar, dass er wie jeder Fahrer etwas Zeit für die Umstellung auf ein neues Motorrad braucht."

"Ich denke, dass er seit dem Valencia-Test alles richtig macht. Er arbeitet sehr gut und nimmt die Schritte, die er machen muss. Ich erkenne, dass Marc jetzt reifer ist, als er noch bei mir war. Ich weiß nicht genau, was er in der Box macht."

"Aber wenn ich mir daheim die Rennen erneut ansehe, dann sehe ich, wie er die Dinge managt. Ich denke, er braucht jetzt einen Sieg. Es ist nicht so, dass er nicht daran glaubt, aber wenn man die Marke, das Motorrad wechselt und ein neues Projekt startet, muss man alles konsolidieren."

"Dafür muss er ein Rennen gewinnen. Das wird ihm auch mehr Vertrauen und Sicherheit geben", glaubt Hernandez. "Sein Ziel lautet, wieder Spaß zu haben. Wir haben das auf dem Podium in Jerez gesehen. Es ist lange her, dass wir Marc nach einem zweiten Platz so glücklich gesehen haben. Er hat Spaß, und das war sein Ziel."