Von Roberto Ravaglia bis hin zu Jose-Maria Lopez: Alle Tourenwagen-Weltmeister im Überblick
1987 schrieb der Automobil-Weltverband (FIA) zum ersten Mal eine Tourenwagen-WM aus, die im Vergleich zur heutigen WTCC allerdings eher einen Langstrecken-Charakter aufwies. Die Piloten maßen sich in meist 500 Kilometer langen Rennen, die auch Fahrerwechsel beinhalteten, und kämpften in drei Autokategorien um Punkte. Am besten schlug sich dabei Roberto Ravaglia. Der Italiener, heute Teamchef in der WTCC, setzte sich mit seinem BMW M3 am Jahresende gegen die Konkurrenz von Ford durch und avancierte damit zum ersten Tourenwagen-Weltmeister der Geschichte. Damit war er vorerst zugleich aber auch der letzte, denn die damalige WTCC wurde nach nur einer Saison wieder eingestellt.
18 Jahre nach der erstmaligen Austragung einer Tourenwagen-WM schickte die FIA wieder eine Weltmeisterschaft an den Start, die sich zuvor auf europäischer Ebene als Rennserie etabliert hatte. Mit Fahrzeugen nach S2000-Reglement kämpften Hersteller wie Alfa Romeo und BMW um den Titel - und erst beim Saisonfinale in Macao fiel die Entscheidung. Andy Priaulx hatte im BMW 320i das bessere Ende für sich und verwies Dirk Müller (BMW) und Fabrizio Giovanardi (Alfa Romeo) auf die Plätze. Priaulx, damals 32 Jahre alt, wurde damit zum ersten Weltmeister der neuen WTCC.
Auch 2006 zählten Andy Priaulx und sein BMW zu den großen Favoriten im Starterfeld, doch Jörg Müller (BMW) übte im Jahresverlauf kräftig Druck auf seinen Markenkollegen aus. Dies führte dazu, dass Priaulx und Müller punktgleich zum Saisonfinale ins ferne Macao reisten, wo Augusto Farfus (Alfa Romeo) ebenfalls noch Titelchancen hatte. Priaulx sorgte dort im ersten Rennen allerdings gleich für eine Vorentscheidung, wonach ihm im zweiten Rennen ein fünfter Platz zur Titelverteidigung reichte. Müller war hauchdünn geschlagen und Priaulx zum zweiten Mal Weltmeister.
Noch dramatischer als 2006 endete die WTCC-Saison 2007 - zumindest aus der Sicht von Yvan Muller (SEAT), der in Macao bereits den Titelgewinn vor Augen hatte. In Führung liegend wähnte sich der Franzose vor seinen WM-Rivalen Andy Priaulx (BMW) und James Thompson (Alfa Romeo) seinem großen Ziel schon sehr nahe, doch die Benzinpumpe spielte plötzlich nicht mehr mit. Muller fiel aus und Priaulx nutzte diese Gelegenheit eiskalt zu seinen Gunsten. Mit einem Sieg im zweiten Rennen besiegelte der britische Rennfahrer seinen dritten WM-Triumph in Folge.
Schon im Vorjahr hatte in der WTCC eine neue Technologie Einzug gehalten, 2008 waren die neuen Dieselmotoren von SEAT aber eine Nummer zu groß für die Konkurrenz. Der spanische Hersteller hatte mit dem Einsatz des SEAT Leon TDI eine neue Übermacht geschaffen. Im Teaminternen Duell um den Titel setzte sich Yvan Muller durch und gewann seine erste Weltmeisterschaft.
2009 kam es zu einem spektakulären Dreikampf um den WM-Titel, wobei SEAT mit dem Dieselmotor erneut die Nase vorne hatte. Augusto Farfus (BMW) und seine Markenkollegen setzten jedoch alles daran, dem amtierenden Weltmeister Yvan Muller (SEAT) und dessen Stallgefährten ein Schnippchen zu schlagen und die Titelverteidigung zu verhindern. Farfus gelang es zwar, die WM bis zum Finale in Macao offenzuhalten, doch nach dem ersten Lauf war die Titelvergabe ein Fall für zwei: Dieses Mal behielt Gabriele Tarquini (SEAT) die Oberhand gegenüber Muller und krönte seine bis dato beste Saison in der WTCC mit dem Gewinn der WM-Krone. Der Italiener wurde mit damals 47 Jahren zum ältesten FIA-Weltmeister aller Zeiten.
Zur Saison 2010 zog sich SEAT aus der WTCC zurück, sodass sich die früheren Werkspiloten auf einmal in Privatteams wiederfanden. Dies tat der Spannung allerdings keinen Abbruch, denn schon im zweiten Rennen des Jahres stand Titelverteidiger Gabriele Tarquini (SEAT) wieder ganz oben. Der Italiener kämpfte in dieser Saison gegen seinen ehemaligen Teamkollegen Yvan Muller (Chevrolet), der inzwischen zur Konkurrenz gewechselt und dort auf Anhieb zum Sieg gefahren war. Weil Muller 2010 eine ungeheuer starke Konstanz an den Tag legte und die Konkurrenz von BMW beim vorletzten Event nachträglich disqualifiziert wurde, avancierte Muller am grünen Tisch und vorzeitig zum neuen Weltmeister - in seiner ersten Rennsaison für Chevrolet, die erstmals ganz vorne standen.
2011 hatte Chevrolet die Tourenwagen-WM fest im Griff. So fest, dass sich die amtierenden Weltmeister in 21 von 24 Rennen gegen ihre Rivalen durchsetzten und die Entscheidung in beiden Gesamtwertungen zu einer reinen Chevrolet-Angelegenheit machten. Im Saisonverlauf lieferten sich Yvan Muller, Rob Huff und Alain Menu ein spannendes Duell um den Titel und geizten nicht mit spektakulären Fahrmanövern. Menu musste schließlich als Erster aus diesem Trio seine Hoffnungen begraben, weshalb Muller und Huff bis zur letzten Rennrunde des Jahres als Duo um den Titel kämpften. Huff gewann zwar gleich beide Rennen in Macao (!), doch Muller hatte am Ende trotzdem knapp die Nase vorne. Der Franzose krönte sich zum dritten Mal zum Tourenwagen-Weltmeister und schaffte die erfolgreiche Titelverteidigung.
2012 kämpften erneut die drei Chevrolet-Piloten Yvan Muller, Alain Menu und Rob Huff um den Fahrertitel in der WTCC. Und Muller erwischte einen Bombenstart in die Saison. Die WM blieb jedoch bis zum letzten Rennwochenende offen. Auch, weil Muller beim vorletzten Event seine Titelchancen und die von Menu massiv beeinträchtigte - ein Crash zwischen den beiden gab Huff beste Karten für Macao. In zwei äußerst turbulenten Rennen ergatterte Huff - nach einem Crash im ersten Lauf - einen zweiten Rang und machte sich damit zum fünften Tourenwagen-Weltmeister der Geschichte.
2013 war das Jahr des Yvan Muller. Schon beim Saisonauftakt setzte sich der RML-Chevrolet-Fahrer gleich in beiden Rennen durch und verließ Monza als souveräner Tabellenführer. Den ersten Platz gab Muller danach nicht mehr ab, sondern baute seinen Vorsprung kontinuierlich aus. Beim drittletzten Saison-Rennwochenende in Suzuka war es schließlich so weit: Muller machte seinen bereits vierten WM-Titelgewinn in der WTCC perfekt und wurde "schnellster" Weltmeister aller Zeiten. Gabriele Tarquini (Honda) als Zweiter war nurmehr Statist bei Mullers großer Show.
In seinem ersten Jahr in der Meisterschaft: Jose-Maria Lopez startet richtig durch und lässt der Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance. Beim vorletzten Rennwochenende in Suzuka macht er den Titelgewinn perfekt.
Und auch im folgenden Jahr zeigte Lopez von Beginn an, dass der Weg zum WM-Titel nur über ihn geht. In ähnlich souveräner Manier wie 2014 marschierte er durch die Saison und verteidigte beim vorletzten Rennwochenende in Buriran seinen Titel.
2016 erhält Lopez auf dem Weg zum dritten Titel stärkere Gegenwehr aus dem Lager von Honda. Tiago Monteiro ist dem Argentinier zu Beginn der Saison auf den Fersen. Doch nach der Disqualifikation aller Hondas in Marrakesch und Lopez' Doppelsieg auf der Nordschleife liegt der Citroen-Pilot auf Titelkurs. Am drittletzten Rennwochenende der Saison macht er in Motegi den Sack zu und den Titel-Hattrick perfekt.
Von Roberto Ravaglia bis hin zu Jose-Maria Lopez: Alle Tourenwagen-Weltmeister im Überblick