Das Container-Leben: Wie sich die Tourenwagen-WM (WTCC) in Übersee verpackt und reisefertig macht
Willkommen in China! Und damit auch bei einem echten Abenteuer. Denn die Logistik einer Rennserie in Übersee ist eine ungeheuer komplexe Angelegenheit. Unser WTCC-Redakteur Stefan Ziegler hat sich in Peking und Schanghai davon überzeugt. In dieser Fotostrecke schildert er seine Eindrücke!
Für die Zuschauer mag das Rennwochenende zu Ende sein, wenn die Zielflagge geschwenkt wird. Doch für die Teams beginnt in diesem Augenblick der anstrengendste Teil: Sie müssen die gesamte Ausrüstung wieder verpacken und reisefertig machen.
Wenige Stunden nach Rennende sieht das Fahrerlager hinter der Boxenanlage am Goldenport Circuit in Peking daher so aus: überall Kisten, überal Material. Die Container wollen befüllt werden.
Viel ist nach Einbruch der Nacht nicht zu sehen. Und die Teams haben noch ein ziemlich straffes Programm, bis die Crews "Feierabend" kriegen.
Neben den Autos, die zunächst einfach aus der Garage herausgerollt werden, muss natürlich auch die gesamte Boxeneinrichtung mit. Werkbank, Werkzeug, Stellwände, Monitore - alles muss mit.
Dank der zusätzlichen Scheinwerfer von WTCC-Logistikpartner DHL können die Container sicher befüllt werden. Dafür sind übrigens die Teams selbst verantwortlich. Sie machen ihre eigenen Pläne, um den Platz im 40-Fuß-Highcube-Container bestmöglich auszunutzen.
Und so sieht dann ein Container von innen aus. Die Ladung muss immer wieder gesichert werden, wie hier mit Spanngurten geschehen. Pro Auto steht den Teams ein 40-Fuß-Container zu - für sämtliches Material, das in Übersee gebraucht wird.
Da geht es dann schon mal recht turbulent zu, wenn das gesamte Starterfeld zur gleichen Zeit anrückt, um die Container zu beladen. Kisten, Gabelstapler und Rennautos überall! Aber: Man nimmt Rücksicht und hilft sich gegenseitig.
Mit dem Gapelstapler werden schwere Kisten direkt in den Container gefahren. Die Holzrampen davor helfen dabei - sie sind eine Maßanfertigung von DHL, um das Einladen zu erleichtern.
So geht ein WTCC-Auto auf die Reise zum nächsten Rennplatz. Bis zu zwei Fahrzeuge finden Platz in einem 40-Fuß-Highcube-Container - plus einige Ersatzteile oder weitere Ausrüstungsgegenstände.
Die Autos werden an jeder Felge mit Spanngurten gesichert und an Ösen im Container verankert. Zusätzlich werden sie "geschossen": Um die Räder herum werden Holzplanken angebracht, die wiederum mit einem Druckluftnagler am Holzboden fixiert werden.
Und irgendwann sind die Teams fertig mit dem Beladen. Dann wird der Container geschlossen. Und danach sind die Logistikleiter der WTCC um Holger Krätzig und Ralf Weischedel gefragt. Sie versiegeln die Fracht mit einer Plombe.
So sieht dieses Teil in der "Rohform" aus. Es besteht aus zwei Elementen: dem Stift, der durch den Metallbügel des Containers gesteckt wird, und die Kappe, die die Plombe fixiert.
Ich darf das gleich mal ausprobieren und einen der 35 WTCC-Container versiegeln.
Hier ist gut zu sehen, wie das geht: Stift von unten nach oben durch den Metallbügel schieben, Kappe aufsetzen, drücken bis es einmal knackt - fertig.
Am Ende hat jeder Container eine solche Plombe zu tragen. Damit ist klar: Diese Ladung ist gesichert, bis zum Öffnen am nächsten Rennplatz.
Doch nicht jedes Team ist so schnell fertig. Im Fahrerlager in Peking geht das Licht erst weit nach Mitternacht aus. Weitere Container werden befüllt, weitere Autos verladen...
Auch das Auto des späteren Weltmeisters Jose-Maria Lopez steht noch rum - zwischen Kisten und Containern. Beim Verpacken gibt es eben keinen Unterschied zwischen "Frontrunnern" und "Backmarkern".
Aber irgendwann hat auch Citroen alles verladen. Und dann ist Schluss für die Teams, gegen 2 Uhr früh.
Einzig die lokalen Spediteure sind dann noch vor Ort, um die Container auf Lastwagen zu verladen. Diese machen sich dann im Morgengrauen auf den Weg nach Schanghai.
Auch ich reise an den nächsten Austragungsort, von Peking nach Schanghai. Und wie es sich für einen Motorsport-Reporter gehört, auch mit ordentlich Tempo: Mit dem Schnellzug von Peking nach Schanghai, in knapp fünf Stunden.
Am Dienstagabend erreiche ich Schanghai. Keine zwölf Stunden später bin ich schon an der Rennstrecke, wo die Container am frühen Morgen eintreffen sollen. Dann beginnt das Ausladen. Doch das ist eine ganz andere Geschichte! Fortsetzung folgt!
Das Container-Leben: Wie sich die Tourenwagen-WM (WTCC) in Übersee verpackt und reisefertig macht