Der lange Weg von Volvo in die WTCC: Von sporadischen Gaststarts ab 2007 über die Evaluationssaison 2011 bis hin zum Werkseinstieg im Jahr 2016
Mit einem Gastauftritt in Anderstorp (Schweden) fing alles an: Robert Dahlgren nahm 2007 in einem Volvo S60 an den beiden Meisterschaftsläufen in seinem Heimatland teil. In den Freien Trainings brillierte der Lokalmatador mit den Plätzen drei und fünf, doch im Qualifying lief es nicht mehr ganz so gut: Von Startplatz 13 aus fuhr Dahlgren in Anderstorp aber noch auf die Positionen acht und zehn in den Rennen. Ein guter Einstand in der Tourenwagen-WM.
Volvo kehrte nur ein Jahr später in die WTCC zurück. Schauplatz für den erneuten Gaststart der Marke aus Skandinavien war 2008 Brands Hatch (Großbritannien). Robert Dahlgren, jetzt mit dem Volvo C30 am Start, zeigte in den Freien Trainings mit zwei siebten Plätzen erneut eine klasse Leistung. Im Qualifying sicherte sich der Schwede den zehnten Platz, schied im ersten Rennen aber vorzeitig aus. Zum zweiten Lauf trat der Volvo-Pilot daraufhin gar nicht mehr an.
Wiederum ein Jahr später war Volvo wieder da, erneut in Brands Hatch (Großbritannien). Dieses Mal traten die Schweden gleich im Doppelpack auf: Neben Robert Dahlgren fuhr 2009 auch Tommy Rustad, hatte aber überhaupt kein Glück: Rustad sah in beiden Rennen nicht die Zielflagge. Anders Dahlgren: Nach den Positionen acht und zwölf in den Freien Trainings qualifizierte sich der Volvo-Pilot auf Startplatz 13. In den beiden Sprintrennen kam er aber nicht über die Ränge 14 und 15 hinaus.
2010 wagte Volvo einen neuen Anlauf in Brands Hatch (Großbritannien), setzte dabei aber wieder nur ein Fahrzeug ein. Robert Dahlgren stellte seinen Volvo C30 im Freien Training auf die Ränge acht und neun, verpasste die Top 10 im Zeittraining jedoch knapp: Startplatz zwölf. Im ersten Rennen verteidigte Dahlgren diese Position und kam als Zwölfter über die Linie, beim zweiten Lauf kam er nicht über die Distanz. Volvo dachte trotzdem über weitere Fahrten in der WTCC nach.
Im Herbst 2010 mündeten diese Überlegungen in der Ankündigung, in der Saison 2011 ein Fahrzeug an den Start zu bringen - Volvo strebte ein Evaluationsjahr in der Tourenwagen-WM an. In Okayama (Japan) erfolgte daraufhin ein weiterer Gaststart. Auf nasser Strecke setzte sich Robert Dahlgren sehr gut in Szene: Den Rängen zwei und fünf im Freien Training ließ der Schwede im Qualifying Platz 14 folgen. In den Rennen dann die Sensation: Dahlgren fuhr auf die Plätze fünf und acht nach vorne - allerdings außer Konkurrenz und daher auch ohne WM-Punkte...
Pünktlich zum Saisonstart 2011 ließ Volvo den Worten auch Taten folgen: Der Polestar-Rennstall und Robert Dahlgren standen beim Jahresauftakt in Curitiba (Brasilien) in der Startaufstellung. Beim ersten Auftritt als Stammpersonal in der WTCC schlug sich das schwedische Gespann durchaus achtbar, doch Punkte blieben aus. Immerhin: Dahlgren und sein Team gewöhnten sich rasch an die für sie neue Rennserie und fanden sich auf Anhieb prima zurecht.
Schon beim zweiten Wochenende des Jahres durfte die Volvo-Mannschaft erstmals WM-Punkte bejubeln: Robert Dahlgren beendete den zweiten WM-Lauf in Zolder (Belgien) auf dem achten Rang und bescherte dem Volvo C30 die ersten Zähler. Die Skandinavier waren damit endgültig in der WTCC angekommen und hatten das erste ihrer Ziele erreicht: die Top 10. Weitere Fortschritte ließen nicht lange auf sich warten - der neue 1,6-Liter-Turbomotor allerdings sehr wohl...
Erst zur Saisonmitte war das neue Aggregat, das parallel zum Renneinsatz in der WTCC entstanden war, rennbereit. In Brünn (Tschechien) setzte Polestar zum ersten Mal auf den 1,6-Liter-Turbomotor und verzeichnete sofort große Fortschritte. Ab diesem Zeitpunkt war Volvo mit Robert Dahlgren ein ständiger Kandidat auf Plätze in den Top 10. Langsam aber sicher avancierten die Skandinavier auch zu einem Favoritenschreck, obwohl sie Chevrolet nur bedingt ärgern konnten.
Auf regennasser Strecke schien in Donington Park (Großbritannien) die große Stunde gekommen zu sein. Robert Dahlgren und der Volvo C30 waren in den Trainings gut platziert, doch im Qualifying fehlte die optimale Strategie. Das Ergebnis: Dahlgren startete nur von weit hinten und verfehlte den möglichen ersten Podestplatz. In den Rennen erwies sich der C30 aber immerhin als extrem standfest: Eine heftige Kollision überstand das Fahrzeug nahezu unbeschadet...
Kurz vor der Sommerpause konnte es Robert Dahlgren auch zum ersten Mal mit den klaren Spitzenreitern der WTCC aufnehmen: In Oschersleben (Deutschland) lieferte sich der Volvo-Pilot ein spannendes Duell mit Chevrolet-Fahrer Alain Menu und fiel immer wieder durch schnelle Rundenzeiten auf. Einzig die nötige Konstanz ließen Dahlgren und Volvo manchmal vermissen. Deshalb stellten sich nicht immer die maximal möglichen Resultate ein.
Hin und wieder hatte die Mannschaft aus Skandinavien aber schlichtweg auch nur Pech: In Suzuka (Japan) wurde Robert Dahlgren in einen spektakulären Startcrash verwickelt, sodass er noch vor der ersten Kurve in den Leitplanken landete. Die Polestar-Mechaniker reparierten das Auto aber rasch und Dahlgren konnte wieder in das Geschehen eingreifen. Für einen Podestplatz reichte es zwar wieder nicht, doch der Volvo-Fahrer kämpfte entschlossen und holte reichlich Punkte.
In Schanghai (China) ging es schließlich wieder bergab: In der Qualifikation hatten Polestar und Robert Dahlgren nicht das richtige Händchen und der C30 stand deshalb wieder im hinteren Teil der Startaufstellung. Dort erhielt Dahlgren zwischendurch Besuch von Gabriele Tarquini - seinem möglichen Teamkollegen für die Saison 2012. Tarquini war im Herbst kurz davor, bei Volvo zu unterschreiben, doch plötzlich waren die Pläne der Schweden nicht mehr aktuell...
Mit dem Unfall im Qualifying von Macao (Macao) fand das Volvo-Engagement in der WTCC vorerst sein Ende. Robert Dahlgren wurde zwar wenige Tage nach dem Crash als langjähriger Volvo-Pilot bestätigt, doch im Februar brach der schwedische Hersteller endlich seine Funkstille: 2012 würde es keinen WTCC-Einsatz mehr geben, ließ Volvo verlauten. Aus den Plänen, ein Werksteam an den Start zu schicken, wurde also nichts. Nach nur einer Evaluationssaison war plötzlich Schluss...
2013 tauchte Volvo mit dem C30, diesmal aber pilotiert von Thed Björk, bei den Rennen in Schanghai überraschend wieder in der WTCC auf. Da das Fahrzeug nur eine nationale Homologieren hatte, startete Björk außer Wertung, setzte sich mit starken Zeiten aber gut in Szene.
Nachdem man zwei Jahre lang nichts mehr von Volvo gehört hatte, kommt am 13. Oktober 2015 die Ankündigung: Volvo steigt in der Saison 2016 mit zwei S60 Polestar in die WTCC ein. Der lange Weg der Schweden in die Tourenwagen-WM ist vorläufig am Ziel angekommen.
Die erste Saison als offizielle Werksteam in der WTCC hat Höhen und Tiefen. Nach frühen Top-5-Resultaten ist Volvo auf einigen Rennstrecken schlicht nicht konkurrenzfähig. Doch in der zweiten Saisonhälfte zeigt die Formkurve nach oben.
Ende September 2016 ist es dann soweit. Thed Björk setzt ich in einem packenden Rennen gegen die Konkurrenz durch und feiert in Schanghai den ersten WTCC-Sieg für Volvo.
Der lange Weg von Volvo in die WTCC: Von sporadischen Gaststarts ab 2007 über die Evaluationssaison 2011 bis hin zum Werkseinstieg im Jahr 2016