Vorbereitung auf die Übersee-Tournee
Wissen Sie eigentlich, wie sich eine Rennserie auf die Übersee-Saison vorbereitet und was beim Verladen von Autos und Ausrüstung passiert? Nein? Dann klicken Sie sich durch unsere Fotostrecke, in der unser WTCC-Redakteur Stefan Ziegler schildert, was er vor Ort in Porto gesehen hat. Er durfte nämlich beim großen Kofferpacken der WTCC einen Blick hinter die Kulissen werfen...
Und so sieht er aus, der Platz am DHL-Gebäude beim Flughafen in Porto. Hier hat der Logistik-Partner der WTCC die rund 30 Container abgestellt, die nun von den Teams in Eigenregie befüllt werden. Pro Fahrzeug steht einem Rennstall ein Container zur Verfügung, bis zu vier Tonnen an Fracht haben darin Platz.
Das Vorgehen klingt relativ einfach: Die Teams transportieren ihre Ausrüstung an den Verlade-Ort und schaffen ihr Equipment einfach vom Lastwagen in den Container. Doch so einfach ist es natürlich nicht...
Denn weil die Übersee-Saison der WTCC gleich fünf Veranstaltungen in Südamerika, Nordamerika und Asien umfasst, müssen die Teams entsprechend viel Material mitnehmen. Das sieht dann leicht chaotisch aus, wenn es vor dem Truck und dem Container ausgebreitet wird.
Doch wo scheinbar Chaos ist, steckt viel Ordnung drin. Hier ein Blick auf die Check-Liste eines Teams. Es ist schließlich nicht damit getan, einfach nur ein Auto in den Container zu schieben und zwei, drei Koffer hineinzuladen. Die gesamte Boxenausrüstung, Ersatzteile, Werkzeug und dergleichen mehr müssen irgendwie verstaut werden.
Und so sieht eines dieser Label aus. 27A/77 - was auch immer sich dahinter verbirgt. Fest steht aber: Für die Reise nach Übersee nehmen die Teams nur das absolut Nötigste mit. Denn: Platz ist nicht unendlich vorhanden. Außerdem gibt es natürlich ein Gewichtslimit. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, Teile der Ausrüstung direkt nach Nordamerika oder Japan zu schicken. Nicht alles muss also schon in Porto verladen werden.
Die Autos müssen natürlich sofort mit. Hier sehen wir den Chevrolet Cruze 1,6T von James Nash, der schon reisefertig gemacht wurde. Bamboo Engineering hat die Motorhaube extra gepolstert, die Kühlschlitze an ihrer Oberseite wurden mit Klebeband zugeklebt.
Auch bei Lada hat man Vorkehrungen getroffen. Hier zu sehen ist ein Auspuff am Lada Granta, den man vorsorglich abgedeckt hat. Die Fahrzeuge legen in ihren Containern schließlich eine mehrwöchige Seereise zurück...
Andere Elemente werden gleich separat mitgeführt. Zum Beispiel einige Ersatztüren, die in der WTCC zu den "Verschleißteilen" gehören. Die Exemplare aus diesem Bild hat Honda extra noch in Luftpolster-Folie eingetütet. Doch auch dafür wird sich dann eine Transport-Box finden lassen.
Falls nicht, weiß Holger Krätzig (rechts) Rat. Der DHL-Spezialist für Motorsport-Logistik koordiniert die Verlade-Arbeiten in Porto und steht den Teams helfend zur Seite. Ihn und die Container treffen die Teams dann am Bestimmungsort wieder - also in Termas de Rio Hondo in Argentinien, wo im August das nächste Rennen stattfindet.
Doch genug der langen Vorreden, jetzt wird erstmal zugepackt! Mit Gabelstaplern sausen die Arbeiter über den DHL-Hof und transportieren Kisten vom einen Ende zum anderen, stapeln neu und räumen um. Und ganz allmählich lichtet sich das "Chaos".
In diesem Bild ist schon zu erahnen, dass es voran geht. Bei Lada warten die zwei Einsatzautos auf die Verladung, direkt daneben die Kisten mit den Ausrüstungsteilen. Die beiden Container sind schon geöffnet und können befüllt werden.
Und das geht so: Die Mechaniker fahren die Autos mit Schwung in den Container. Allerdings nur mit Muskelkraft, denn aufgrund der Abdeckungen und Abklebungen sind die Fahrzeuge in diesem Zustand eh nicht mehr fahrbereit. Außerdem ist Vorsicht geboten. Sehr viel Spielraum hat man links und rechts nicht...
Das Puzzlespiel beginnt: Ganz hinten haben die Arbeiter die ersten Kisten deponiert und bereits direkt am Container fixiert. So geht es weiter, Schritt für Schritt - eben wie es der Ladeplan vorsieht.
Fixiert werden auch die Fahrzeuge direkt am Container, wie hier zu sehen ist. Damit wird verhindert, dass die Autos auf hoher See plötzlich rutschen. Denn dabei könnten die Fahrzeuge leicht Beschädigungen davontragen. Oder schlimmer noch: Wenn sich die Ladung verschiebt, könnte das auch Probleme für das Transportschiff mit sich bringen.
Doch zurück zum Verlade-Vorgang: Bei Engstler werden die beiden Container, die das Team für die beiden Autos erhält, unterschiedlich beladen. Links sind beide Fahrzeuge untergebracht, rechts nur Ausrüstung.
Und sobald die Container verschlossen sind, sind Autos und Ausrüstung in den Händen von DHL, bis sie am Bestimmungsort wieder den Teams übergeben werden. "Handle with care" ("Vorsichtig behandeln") ist dabei sicher ein Hinweis, den die Transport-Spezialisten nicht bräuchten. Denn DHL kennt sich aus mit wertvoller Motorsport-Fracht - sie schicken zum Beispiel auch die Formel 1 von A nach B. Wenn auch nicht per Seefracht.
Ganz normal per Straße geht es indes für die Lastwagen der Teams zurück in die Teamzentralen. Zum ersten Mal seit den Testtagen im Winter ohne ihre Autofracht. Und bis sie wieder damit beladen werden, vergeht mehr als ein halbes Jahr. Erst im Januar 2014 kehren die Fahrzeuge von der Übersee-Saison zurück nach Europa...
Vorbereitung auf die Übersee-Tournee