Salzburgring/Österreich
Mein "Schnuppertag" als Streckenposten beim Internationalen Streckensicherungs Club (ISSC) beginnt früh: Die Sonne schickt gerade ihre ersten Strahlen über den "Nesselgraben" hinweg, als ich zur Strecke, dem Salzburgring, fahre.
Kurz nach sieben Uhr haben wir die morgendliche Besprechung hinter uns gebracht und sitzen auf dem Truck, der uns zu unserem Einsatzort bringt. Mit mir auf der Ladefläche hockt Petra. Sie ist eine von mehreren Damen, die beim ISSC ehrenamtlich ihren Dienst tun. Sie teilt sich mit Christian die Station 17, auf der ich heute zu Gast bin.
Die letzten Meter: Wir sind schon mittendrin in der berühmten Fahrerlager-Kurve, an deren Ausgang wir uns postieren werden. Es ist eine der neuralgischen Stellen des Kurses. Hier fliegen immer wieder Piloten ab. Man denke nur an die WTCC-Rennen 2012, als Alain Menu und Alex MacDowall fast zeitgleich just in diesem Kiesbett landeten...
Passiert ist das genau vor diesem Posten. Es ist Nummer 17, wo Petra, Christian und ich an diesem herrlichen Freitag von 8 bis 18 Uhr unseren Dienst als Streckenposten schieben werden. Hinter einem Kiesbett, der Leitplanke und oben auf einem leichten Hang.
Die erste Aufgabe lässt auch nicht lange auf sich warten. Antreten zur Streckeninspektion. Hier bin ich in voller Montur zu sehen, mit dreilagigem Overall (feuerfest!), Handschuhen und Helm. Und für den Helm bin ich später noch dankbar...
Die Aussicht von unserer Station: Die Einfahrt zur Fahrerlagerkurve, ganz rechts unser FIA-Sicherheitszaun. Dahinter stehen wir während der Sessions, haben den Kurvenein- und Ausgang im Blick. Am linken Streckenrand, bei Nummer 16, steht ein Krankenwagen. Und dort ist auch ein Dixi-Klo. Doch da kannst du nur hin, wenn gerade Pause ist.
Kurz darauf der erste Zwischenfall. Es geschieht beim Training des europäischen Tourenwagen-Cups (ETCC). Ein Fahrer rutscht raus und landet unsanft in den Barrieren. Die Kollegen sind schon unterwegs zur Unfallstelle, ich verfolge das Geschehen aus der Ferne.
Und so erlebe ich auch, wie eine Auto-Bergung vonstatten geht. Der Abschleppwagen fährt heran, die Streckenposten heften die Trageseile an, sorgen für die Positionierung auf der Ladefläche. Und schon nach wenigen Minuten kann die Session weitergehen.
Ich verfolge das Geschehen gespannt. Für mich als Sportredakteur ist es eine völlig neue Perspektive. Und eine sehr interessante noch dazu!
Bis erneut die rote Flagge gezeigt wird. Dieses Mal ist ein Auto direkt vor Posten 17 abgeflogen. Petra und Christian hatten es schon im Ansatz gesehen, ich nicht. Und sie sind auch schon unterwegs, als mir erst klar wird, was gerade passiert ist...
Christian mit dem zwölf Kilogramm schweren Feuerlöscher an der Unfallstelle. Er sichert, während sich Petra (verdeckt) bereits ins Cockpit beugt und sich nach dem Zustand des Fahrers erkundigt. Der ist okay - er war "nur" durch das Kiesbett gerodelt und hatte ganz leicht die Leitplanken berührt.
Und dann geht alles ganz schnell: Ein Fahrzeug der Sicherheitsstaffel rückt an und zieht das havarierte Auto aus dem Kiesbett. Petra und Christian helfen mit, das Abschleppseil am Rennwagen zu befestigen.
Noch ist das Training aber unterbrochen, denn die ganze Ideallinie ist voller Kieselsteine. Die hat der Fahrer bei seinem unfreiwilligen Ausflug auf die Fahrbahn geworfen.
Auch das ist ein Fall für die Streckenposten. Hier ist Petra mit dem Besen zugange, um die Ideallinie in der Fahrerlager-Kurve vom Kies zu befreien. Ich gehe derweil auf Spurensuche...
Und ich sehe, was der Ausrutscher des Piloten hinterlassen hat. Da war er dran an der Leitplanke. Ein bisschen steiler und er wäre nicht so glimpflich davongekommen...
Die Kieselsteine, die sein Abflug hochgewirbelt hat, sind uns an die Helme geflogen. Es hat mächtig geklackert! Ein Steinchen liegt auch noch auf unseren Klappsesseln, die wir wenig später zur Mittagspause beziehen.
Christian (re.) und ich genießen die Sonne und eine kleine Stärkung in der auf eine halbe Stunde verkürzten Mittagspause. Den gesamten Proviant haben wir schon am Vormittag mit auf unseren Posten gebracht. Denn wir verlassen diesen Platz nicht bis zum Ende unserer Schicht. Eine Kühlbox ist bei reichlich Sonnenschein natürlich Gold wert!
Regelrecht idyllisch ist es zwischen den Trainings, aber trotzdem schweißtreibend. Im dreilagigen Overall schwitzt man doch ziemlich...
Doch es hat sich gelohnt: An meinem Schnuppertag beim ISSC habe ich vieles gelernt. Über das, was hinter den Kulissen des Motorsports passiert. Und über die Menschen, die am Streckenrand alles dafür tun, dass auf der Strecke alles geregelt ablaufen kann. Für diese spannenden Eindrücke bedanke ich mich herzlich beim Internationalen Streckensicherungs Club und natürlich bei Petra und Christian!
Salzburgring/Österreich