• 21.05.2016 15:30

Volkswagen: Geheimprojekt Polo R WRC 2017

Das nächstjährige Rallyeauto von Volkswagen nimmt langsam endgültige Formen an: Jetzt rückten erstmals auch die drei Werkspiloten zu Testfahrten aus

(Motorsport-Total.com) - Den drei Volkswagen-Werkspiloten ein paar Informationen über den Polo R WRC für die Saison 2017 zu entlocken, ist ungefähr so schwierig, wie mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone über sein Monatsgehalt zu plaudern. Kurz vor der Rallye Portugal saßen Sebastien Ogier, Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen zum ersten Mal am Steuer ihres nächstjähriges Arbeitsgerätes.

Titel-Bild zur News: Volkswagen Polo R WRC 2017

Volkswagen Polo R WRC für 2017 wird derzeit getestet Zoom

"Wir sind noch am Anfang der Entwicklung. Deswegen kann ich noch nicht das wahre Potenzial abschätzen. Das neue Auto macht aber schon jetzt Riesenspaß", ist so ungefähr alles, was Weltmeister Ogier zum Thema sagt. "Die Geschwindigkeit ist höher. Deswegen muss man in Sachen Bremspunkt umdenken", verrät Latvala immerhin. "Man merkt deutlich die Wirkung der größeren Spoiler. Der Anpressdruck ist spürbar höher", ergänzt Mikkelsen, nachdem er sich wie seine Teamkollegen auf Asphalt und auf Schotter einen ersten Eindruck verschafft hatte.

In den Wochen und Monaten zuvor hatten der zweimalige Weltmeister Marcus Grönholm und Volkswagen-Testfahrer Dieter Depping fleißig Kilometer mit unterschiedlichen Prototypen abgespult. Dass jetzt auch die Werkspiloten zum Zug kamen, zeigt, wie weit Volkswagen bereits mit dem 2017er Polo R WRC ist.

Immerhin ist das technische Grundgerüst der zukünftigen Topfahrzeuge in der Weltmeisterschaft bekannt. Der Luftmengenbegrenzer (Airrestrictor) im Ansaugtrakt des 1,6-Liter-Turbomotors hat 36 Millimeter Durchmesser statt bisher nur 33. Weil dadurch bei unverändert maximalem Ladedruck von 2,5 bar mehr Luft in die Zylinder gepresst wird, also auch größere Mengen Benzin verbrannt werden können, steigt die Leistung auf rund 380 PS (bisher etwa 320 PS).

Außerdem werden die 2017er World Rally Cars (WRC) breiter als die aktuelle Generation, tragen deutlich größere Heckflügel, Frontspoiler und Seitenschweller. Dadurch spielt die Aerodynamik eine wichtigere Rolle als bisher. Die Wiedereinführung des elektronischen Mitteldifferenzials und die Absenkung des Mindestgewichts um 25 Kilogramm verbessert das Fahrverhalten vor allem in Kurven zusätzlich.

Die 2017er WRC werden die Fahrer vor größere Herausforderungen stellen, darin sind sich die drei Volkswagen-Werkspiloten einig. Damit steigt auch das Risiko von Fehlern. Zusätzlich wird die Situation verschärft, weil zukünftig der Sprung von der nächstniedrigeren Kategorie, den R5-Fahrzeugen, in ein WRC gewaltig ist. Ogier, Latvala und Mikkelsen begrüßen deswegen die Idee des Motorsport-Weltverbands FIA, für die 2017er WRC eine Superlizenz ähnlich wie in der Formel 1 einzuführen.