Porsche in der BoP-Falle: So schlecht war der 963 noch nie eingestuft!

Zum ersten Mal im Hypercar-Zeitalter erhält der Porsche 963 das ungünstigste Leistungsgewicht - Totalabsturz in der Einstufung für Cadillac - Chance für BMW?

(Motorsport-Total.com) - Die Balance of Performance für die 8 Stunden von Bahrain bedeutet einen schweren Schlag für die bisher noch intakten Titelhoffnungen von Porsche: Auf dem Bahrain International Circuit in Sachir ist der Porsche 963 erstmals das Hypercar mit dem schlechtesten Leistungsgewicht (LG) im wichtigen Bereich unter 250 km/h.

Titel-Bild zur News: Will Porsche Ferrari in der WM schlagen, muss Penske über sich hinauswachsen

Will Porsche Ferrari in der WM schlagen, muss Penske über sich hinauswachsen Zoom

Während der Ferrari 499P sogar leicht besser eingestuft wird, erhält der Porsche mit 2,222 Kilogramm pro Kilowatt das drittschlechteste LG, das in dieser Saison vergeben worden ist - nur minimal unter den Einstufungen von Toyota (6 Stunden von Spa) und Ferrari (6 Stunden von Sao Paulo, Austin und Fuji).

Einen riesigen Sprung ins Negative legt Cadillac hin. Wie es scheint, macht sich der Sieg in Sao Paulo erst jetzt wirklich bemerkbar. Da das Lone Star Le Mans in Austin als Regenrennen keine Berücksichtigung in der BoP findet, wurden die Werte anhand der Rennen in Brasilien und Japan ermittelt.

Es ist das letzte Mal, dass das aktuelle System zur Anwendung kommt, das die schnellsten 60 Prozent der Rundenzeiten jedes Fahrzeugs zu zwei Dritteln und die besten zehn Einzelrunden zu einem Drittel berücksichtigt. Es hat sich längst herausgestellt, dass das System nicht so praktikabel war wie erhofft.

Geschwindigkeitsbereich bis 250 km/h

Im wichtigen Bereich unter 250 km/h ergibt sich folgende Einstufung der Hypercars:

1. Aston Martin Valkyrie - 1,981 kg/kW
2. Peugeot 9X8 - 1,992
3. Alpine A424 - 2,095
4. BMW M Hybrid V8 - 2,116
5. Toyota GR010 Hybrid - 2,172
6. Cadillac V-Series.R - 2,187
7. Ferrari 499P - 2,203
8. Porsche 963 - 2,222

Porsche hat also zum ersten Mal das am ungünstigsten eingestufte Hypercar von allen Herstellern. Neun Kilowatt werden Porsche beim werksseitigen Abschied aus der WEC gestrichen, gleichzeitig kommen vier Kilogramm hinzu.

Ferrari kommt von seiner katastrophalen Einstufung aus den Rennen nach Le Mans dank minus fünf Kilogramm und plus drei Kilowatt minimal weg, ist allerdings im Vergleich zu Porsche so gut eingestuft wie zuletzt in Imola.

Toyota darf sich ebenfalls erstmals seit Le Mans wieder über eine bessere Einstufung freuen. Der GR010 Hybrid darf sieben Kilogramm ausladen und erhält sechs Kilowatt hinzu.

Den größten Absturz legt Cadillac hin. Der V-Series.R ist beim Saisonfinale so schlecht eingestuft wie noch nie. Jota Sport fallen nun die Erfolge in den Rennen nach Le Mans auf die Füße.

Der Peugeot 9X8 hat erstmals seit dem Saisonauftakt in Katar nicht mehr die Idealeinstufung von 520 Kilowatt (707 PS) bei 1.030 Kilogramm. Alpine verliert neun Kilowatt Leistung, BMW bleibt fast unverändert. Der Aston Martin hat nach wie vor die beste Einstufung.

Verglichen mit den 6 Stunden von Fuji ergeben sich folgende Änderungen:

1. Toyota GR010 Hybrid -0,041 kg/kW
2. Ferrari 499P -0,024
3. Aston Martin Valkyrie +-0,000
4. BMW M Hybrid V8 +0,001
5. Peugeot 9X8 +0,012
6. Alpine A424 +0,041
7. Porsche 963 +0,049
8. Cadillac V-Series.R +0,111

Wie sich zeigt, bekommen alle LMDh-Boliden eine schlechtere Einstufung als in Fuji. Den Vogel schießt dabei eindeutig Cadillac ab. Der Grund dafür ist die Streichung von gleich 24 Kilowatt (33 PS) bei gleichzeitig vier Kilogramm mehr. Das wird hart.

Porsche und Alpine müssen ebenfalls ihren jüngsten Erfolgen Tribut zollen. Während die nominelle Änderung bei Porsche weit geringer ausfällt als bei Cadillac, ist sie trotzdem signifikant. Und ärgerlich für Porsche ist, dass Ferrari gleichzeitig günstiger eingestuft wird. Erstmals seit Imola ist der 499P wieder besser eingestuft als der Porsche.

Der nominelle Gewinner ist Toyota. Hier wird sich zeigen müssen, ob die Erleichterung des Fahrzeugs bei gleichzeitiger Einbremsung der LMDh-Boliden ausreicht, dass das Kölner Team seine erste sieglose WEC-Saison seit 2015 noch verhindern kann.

Zuletzt werfen wir einen Blick auf die Änderungen gegenüber den 8 Stunden von Bahrain 2024. Damals gab es ein sehr enges Rennen, in dem viele Hersteller siegfähig waren. Es ergeben sich aber deutliche Unterschiede:

1. Peugeot 9X8 +0,009 kg/kW
2. Toyota GR010 Hybrid +0,038
3. Alpine A424 +0,072
4. BMW M Hybrid V8 +0,100
5. Ferrari 499P +0,138
6. Porsche 963 +0,168
7. Cadillac V-Series.R +0,179

Alle Hypercars sind schlechter eingestuft als 2024, aber Peugeot am wenigsten schlecht. Cadillac, Porsche und Ferrari sind deutlich schlechter eingestuft als vergangenes Jahr. Das macht es vor allem für Porsche schwer, denn Porsche muss Punkte aufholen - und das nicht zu knapp.

Toyota steht überraschend gut mit seiner Einstufung gegenüber dem Vorjahr da. Allerdings ist der Erfahrungsvorsprung, den Toyota Gazoo Racing in den vergangenen Jahren genossen hat, nicht mehr gegeben. Somit kann es ein wenig als Ausgleich betrachtet werden.

Geschwindigkeitsbereich über 250 km/h

Wie immer spielt der obere Geschwindigkeitsbereich außerhalb von Le Mans eine untergeordnete Rolle. In Bahrain tatsächlich noch weniger, da der Bereich zwar viermal auf der Runde erreicht wird, aber immer nur kurzzeitig. Die längste Gerade ist mit 1,12 Kilometern deutlich kürzer als in Sao Paulo, Fuji und Austin.

So sind die Hypercars über 250 km/h eingestuft:

1. Aston Martin Valkyrie - 2,015 kg/kW
2. Toyota GR010 Hybrid - 2,043
3. Cadillac V-Series.R - 2,060
4. BMW M Hybrid V8 - 2,091
5. Ferrari 499P - 2,102
6. Peugeot 9X8 - 2,110
7. Porsche 963 - 2,113
8. Alpine A424 - 2,156

Aston Martin verlässt erstmals seit Le Mans die Idealeinstufung von 1,981 Kilogramm pro Kilowatt. Alle Hypercars liegen damit über der Zwei-Kilo-Marke pro kW. Wie immer ist Alpine wegen der Low-Downforce-Charakteristik am ungünstigsten eingestuft, hatte aber auch schon schlechtere Werte im Laufe der Saison.

Gegenüber den 6 Stunden von Fuji ergeben sich folgende Änderungen:

1. Ferrari 499P -0,019 kg/kW
2. Cadillac V-Series.R -0,013
3. Toyota GR010 Hybrid -0,012
4. Porsche 963 +0,001
5. BMW M Hybrid V8 +0,004
6. Alpine A424 +0,018
7. Peugeot 9X8 +0,030
8. Aston Martin Valkyrie +0,034

Cadillac bekommt also oben raus eine minimale Kompensation, wird aber, bis dieser Wert erreicht wird, schon so viel an Boden verloren haben, dass es nicht viel ausmachen dürfte.

Veränderung gegenüber Bahrain 2024:

1. Toyota GR010 Hybrid -0,005 kg/kW
2. Ferrari 499P +0,019
3. Peugeot 9X8 +0,019
4. BMW M Hybrid V8 +0,038
5. Cadillac V-Series.R +0,040
6. Alpine A424 +0,042
7. Porsche 963 +0,063

Fazit

Die Titelverteidigung für Porsche wird schwer, und zwar richtig. Anders als in Austin kann sich das Penske-Team bei seinem letzten WEC-Einsatz nicht auf Regen verlassen. Das Problem ist nicht nur der direkte Vergleich mit Ferrari, sondern auch mit Toyota.

Für Toyota ist Bahrain die letzte Chance, diese Saison irgendwie noch zu retten. Im Vergleich zu den meisten Fahrzeugen ist der GR010 Hybrid so gut eingestuft wie seit Katar nicht mehr, was traditionell keine Toyota-Strecke ist.

Peugeot und Aston Martin dürfen sich mit ihren Einstufungen Hoffnungen machen, allerdings mit Einschränkungen: Die Bodenwellen in den Bremszonen des Bahrain International Circuit waren bislang nicht das Territorium des 9X8. Und The Heart of Racing muss noch zeigen, dass der Valkyrie auch über eine Renndistanz hinweg seine Trainingspace gehen kann.


WEC Full Access von den 6h Fuji

Chancen ausrechnen darf sich auch BMW. Die Einstufung des M Hybrid V8 ist fast unverändert zu Fuji, während die meisten Hypercars schlechter eingestuft sind als dort. BMW ist in der WEC noch sieglos. Ein Triumph zum Saisonabschluss wäre für WRT genau richtig, nachdem Cadillac und Alpine in diesem Jahr der Durchbruch bereits gelungen ist.

Für Alpine wird es schwieriger, aber nicht unmöglich, den Erfolg aus Fuji zu wiederholen. Die Einstufung ist zwar die schlechteste, die der A424 in diesem Jahr hatte, aber nicht mit großem Abstand.

All das zeigt, wie schwer es für Porsche wird, will man den Titel gewinnen. Denn es reicht nicht bloß, Ferrari zu schlagen. Die #6, die sich noch Hoffnungen auf den Fahrertitel macht, muss aufs Podium kommen, um sich berechtigte Hoffnungen zu machen. Und dafür muss Porsche eben auch an anderen Gegnern vorbei und ist im Vergleich zu den meisten schlechter eingestuft denn je.

Die Ausnahme ist Cadillac. Hier wird es ganz schwer werden, denn Jota Sport wird mit dieser Einstufung völlig neues Territorium betreten. Das Rennen dürfte eher eine Testsession werden, wie sich der V-Series.R mit einer solch ungünstigen Einstufung im Verkehr verhält. Große Hoffnungen darf man sich nicht machen.

Wie immer gilt es in Bahrain, die Reifen zu schonen. Doppelstints werden Pflicht sein, denn wie das Vorjahr gezeigt hat, braucht man im Falle eines späten Safety-Cars Feuerkraft für den Schlussspurt.