Grand Prix von Malaysia 2010
Tagelang hielt Lewis Hamiltons Verstoß gegen die Anti-Hoon-Legislatur in der Provinz Victoria die australische Presse auf Trab, weil der Formel-1-Star am Freitag nach "Dienstschluss" in Melbourne auf dem Lakeside-Drive ein paar (für einen Rennfahrer recht harmlose) Burnouts hingelegt hatte. Die Sache zog so weite Kreise, dass sich sogar hochrangige Politiker einschalteten. Hamilton musste für seine "Dummheit", für die er sich sofort öffentlich entschuldigte, umgerechnet 400 Euro Strafe zahlen; McLaren legte noch mehr Geld auf den Tisch, um den von der Polizei beschlagnahmten Mercedes C63 AMG Sedan "freizukaufen". Das silberne Fahrzeug kommt nun wie ursprünglich geplant in den Handel. Prompt hieß es in australischen Medien: Mercedes werde einen höheren Preis für das Auto erzielen und damit sogar von Hamiltons Gesetzesverstoß profitieren. Um diesen Vorwurf zu entkräften, kündigte Mercedes Australien nun an, dass die Differenz zwischen dem Marktwert (rund 100.000 Euro) und dem tatsächlichen Verkaufspreis (angeblich 150.000 Euro) der sportlichen Limousine für einen guten Zweck, genauer gesagt für die Alannah-und-Madeline-Stiftung, gespendet wird. Die Stiftung tritt gegen Gewalt und Missbrauch von Kindern ein. Als Extra will Mercedes dem Käufer einen nicht näher spezifizierten "Sonderposten" schenken.
Wenn wir schon bei Mercedes sind: Im Zuge einer Petronas-Demo vor den Petronas-Twin-Towers durfte Nick Heidfeld einen solchen W196 fahren - Juan Manuel Fangios Weltmeisterauto von 1955! Von diesem Modell wurden insgesamt nur 14 Stück gebaut, jedes davon hat 300 PS und ist 750 Kilogramm schwer. "Das war sensationell, eine echte Ehre für mich. Der Wagen geht noch echt gut. Mit seinen 300 PS und dem niedrigen Gewicht macht das Auto wirklich viel Spaß", strahlte Heidfeld - wohl wissend, dass ein Scheich 26 Millionen Euro für einen W196 ausgegeben hat! "Es gibt offensichtlich Leute, die so viel Geld ausgeben können. Das Auto ist ein Stück Geschichte, aber für Normalsterbliche sind solche Summen natürlich nicht vorstellbar." Zwei Techniker aus dem Daimler-Museum in Stuttgart sind für die Wartung das W196 zuständig. Einer davon erklärte: "Nach der Fahrt müssen wir das Auto erstmal wieder eine Woche lang putzen..."
Michael Schumacher vermisste am Sonntag seinen Glücksbringer - und prompt schied der siebenfache Weltmeister wegen einer losen Radmutter erstmals seit seiner Rückkehr in die Formel 1 aus. Ehefrau Corinna war nämlich nach Australien nach Hause gejettet, weil sie dort ohnehin genug zu tun hat. Genauer gesagt kümmert sie sich auf ihrer Ranch in Givrins im Waadtland um die Organisation der Europameisterschaft im Westernreiten, die dort von 28. Juni bis 4. Juli ausgetragen wird. Der Formel-1-Star hatte seiner Frau die Ranch zum zehnten Hochzeitstag geschenkt. Heute zählt die 1.400 Zuschauer fassende Anlage zu den modernsten Reitzentren Europas. Für Corinna war das schon immer ein Kindheitstraum.
Ein bisschen Spaß muss sein: Auf der Rennstrecke haben die HRT-Rookies Karun Chandhok und Bruno Senna ohnehin nicht viel zu lachen, also nahmen sie sich am Strand von Putrajaya eine kleine Auszeit beim Wakeboarden. Als fachmännische Helferin stand den beiden Phillipa Yoong zur Seite, eine Legende im malaysischen Wasserskisport und - ja genau - die Schwester des ehemaligen Formel-1-Piloten Alex Yoong.
Dass Yoongs Training nicht umsonst war, beweist dieses spektakuläre Foto von Senna. Doch der Brasilianer war auch kein blutiger Anfänger, schließlich hat er das Wasserskifahren einst von seinem 1994 verstorbenen Onkel Ayrton gelernt. Auf dem paradiesischen Familienanwesen in Angra dos Reis fuhren Bruno und Ayrton früher gemeinsam Kart, Jetski, Wasserski - Hauptsache motorisiert. Und dass Geschwindigkeit und Adrenalin einen Formel-1-Piloten reizen, muss man wohl nicht extra ausführen...
Bridgestone veranstaltete vor dem Grand Prix anlässlich des zehnjährigen Jubiläums von Bridgestone Malaysia ein Golfturnier für einen guten Zweck, das sich viele Formel-1-Stars nicht entgehen ließen. Austragungsort war der Golf- und Countryclub in Saujana, insgesamt kamen 4.000 Euro für den Umweltschutz zusammen. Zu den begeistertsten Spielern gehörte Hiroshi Yasukawa, Bridgestones Sportchef. Der eigentliche Sieger war aber der wohlhabende Golfer, der nach dem Turnier eine von Rubens Barrichello, Mark Webber und Heikki Kovalainen signierte Golftasche ersteigerte.
Von den drei Grand-Prix-Stars, die am Turnier teilgenommen haben, schnitt Kovalainen am besten ab - kein Wunder, schließlich hatte der Finne in den vergangenen Wochen immer wieder trainiert. Kovalainen belegte den 16. Platz unter 49 Teilnehmern und war damit um sieben Schläge besser als Barrichello.
Vom Golfplatz ging es dann weiter auf die Kartbahn von Subang, wo Kovalainen gemeinsam mit seinen Lotus-Teamkollegen Jarno Trulli und Fairuz Fauzy gegen 20 malaysische Kinder zwischen acht und zwölf Jahren antraten. Prominenter Stargast war Alex Yoong. Sinn der Sache war, Motorsport noch populärer zu machen, schließlich ist es Ziel der malaysischen Regierung, demnächst wieder einen Formel-1-Piloten zu haben. Fauzy musste bekanntlich nach dem ersten Freien Training am Freitag schon wieder aussteigen...
Überseerennen bedeuten eine logistische Herausforderung. Dass das keine leere Worthülse ist, mussten mehrere Formel-1-Teams am Montag nach ihrer Ankunft aus Australien erfahren, als sie ins Hotel Marriott in Putrajaya eincheckten und dort ihre Wäsche abgaben. Diese Idee hatten insgesamt 400 Formel-1-Gäste, sodass das totale Chaos ausbrach: Manche Teams bekamen ihre Teamkleidung zu spät, viel wurde durcheinander gebracht. So tauchten plötzlich zart taillierte Pressedamen mit übergroßen Shirts auf, während stämmige Mechaniker bauchfrei trugen. Williams war von diesen chaotischen Zuständen ebenfalls betroffen. Wie dieses Foto beweist, scheinen aber zumindest die Kommandostand-Mitarbeiter die richtige Kleidung gefunden zu haben.
Unangenehme Situation für Weltmeister Jenson Button, hier im Bild mit Unterwäschemodel-Freundin Jessica Michibata: Der McLaren-Pilot wollte in einem Einkaufszentrum in Kuala Lumpur nur unbemerkt ein paar CDs kaufen, ehe eine riesige Menschenmenge auf ihn aufmerksam wurde, weil die Alarmanlage losging, als er das Geschäft verlassen wollte. Button hatte nicht etwa versucht, CDs mitgehen zu lassen, sondern die junge Dame an der Kasse dürfte einfach übersehen haben, mit ihrem Scanner die Barcodes zu entwerten. Die Sache war schnell erledigt - aber "JB" musste anschließend noch eine gefühlte Ewigkeit Autogramme schreiben. Danach war ihm gar nicht zumute, wie man an seiner Miene ablesen konnte...
Wenn wir schon bei Rennfahrerfreundinnen sind: Nico Rosberg bringt seine bessere Hälfte, die Architekturstudentin Vivian Sibold, nur selten zu den Grands Prix mit. Den Trip nach Malaysia wollte sich die hübsche Blondine aber nicht entgehen lassen.
Der Preis für das kürzeste Röckchen ging an Raquel del Rosario, eine Popsängerin, die zufällig mit einem gewissen Fernando Alonso verheiratet ist. Trotz ihres Ruhms ist die rassige Spanierin eine der ruhigeren Erscheinungen im Formel-1-Fahrerlager. Kein Wunder, schließlich hat sie es nicht Not, sich im Ruhm oder Geld ihres Ehemannes zu sonnen - beides hat sie auch selbst.
Genauso hübsch, aber zumindest in Europa nicht so bekannt wie Raquel del Rosario ist diese junge Dame, die Schauspielerin Manisha Lamba. Lamba brachte ihre Bollywood-Kollegen Shahrukh Kahn und Anjana Sukhani nach Sepang mit. Eingeladen wurden sie von HRT-Pilot Karun Chandhok, der ihnen das Formel-1-Auto geduldig erklärte.
Ebenfalls zu Gast bei HRT war die Rallyelegende Carlos Sainz, das hatte aber einen ganz anderen Grund. Der Spanier interessierte sich nämlich vor allem für seinen Sohn Carlos jun., der erstmals im Rahmen der Formel BMW an einem Formel-1-Wochenende teilnahm - und eines der hübschesten Gridgirls im Feld hatte...
Sponsorentermin mal anders: Eine Abordnung von Philip Morris Malaysia besuchte das Ferrari-Team - und wie man sehen konnte, hatten dabei auch Fernando Alonso und Felipe Massa eine Menge Spaß. Das ist nicht selbstverständlich, schließlich gelten nicht alle Formel-1-Stars als Liebhaber von PR-Verpflichtungen...
Von wegen Hitzerennen: Zwar blieb es am Sonntag wie durch ein Wunder trocken, aber an den Tagen davor begann es mit bewundernswerter Regelmäßigkeit gegen 16:00 Uhr zu regnen - und dass sich regnen in einer Monsunregion ein bisschen anders definiert als in Deutschland, zeigt diese Aufnahme.
Heiß war es aber trotzdem, selbst im Regen - stets über 30 Grad. Man werfe noch eine fast unmenschliche Luftfeuchtigkeit dazu und bekomme das körperlich anstrengendste Rennwochenende der Formel 1. Die Fahrer gehen damit auf unterschiedliche Weisen um. Am beliebtesten ist das kalte Handtuch, wie hier bei Nico Hülkenberg, viele gehen aber auch vor dem Start noch einmal kalt duschen.
Die Teams, die nicht kleckern müssen, leisten sich sogar eigene Kühlwesten, die die Fahrer zumindest ein paar Minuten lang abkühlen. Bei McLaren sind diese neuerdings sogar mit Sponsorenlogos versehen - Professionalität bis ins kleinste Detail!
Kimi Räikkönen holte am vergangenen Wochenende in Jordanien seine ersten Punkte in der Rallye-WM, die Formel-1-Fans wünschen sich aber, dass er 2011 in die Königsklasse zurückkehrt. Es heißt, dass er Mark Webbers Nachfolger bei Red Bull werden könnte, schließlich finanziert ihm Red Bull das Citroën-Cockpit in der Rallye-WM. In Malaysia hat der Finne traditionell viele Fans, schließlich hat er auf dem Sepang-International-Circuit 2003 auf McLaren seinen ersten Grand Prix gewonnen.
Nützliche Spielereien in der Lotus-Box: Oben die Weltzeituhren mit der lokalen Zeit an der Rennstrecke und der Zeit in der Fabrik im britischen Norfolk, unten eine Tabelle mit den wichtigsten Terminen sowie eine Streckenskizze. Da kann niemand mehr zu spät kommen!
Am Kommandostand hat das Lotus-Team neuerdings eine Einschlagscheibe mit einer Kappe für Teamchef Tony Fernandes. Nur "im Falle eines Sieges" will er diese einschlagen. Hintergrund: Clive Chapman, der Sohn des legendären Lotus-Gründers Colin Chapman, hatte Fernandes eine der Kappen seines 1982 verstorbenen Vaters geschenkt. Wenn Lotus neu das erste Mal gewinnt, will Fernandes diese wie früher sein Vorgänger in die Luft werfen. "Das wird dann der schönste Tag meines Lebens sein", grinst der Lotus-Boss.
Williams ist das dritte Team nach McLaren und Sauber, das ein F-Schacht-System entwickelt und eingesetzt hat. Hier zu sehen ist der Kanal, durch den Luft ins Cockpit geleitet wird. Hinter dem F-Schach-Konzept versteckt sich eine einfache, aber geniale Idee: Man fängt einen kleinen Luftstrom durch eine Öffnung im Chassis auf und leitet diesen über einen Kanal zum Heckflügel. Dort verursacht der Austritt aus dem Kanal einen Strömungsabriss, was mehr Höchstgeschwindigkeit bedeutet, aber Anpressdruck kostet. Allerdings ist der Luftstrom durch das Cockpit im Normalzustand unterbrochen. Denn der Kanal im Cockpit verfügt über eine Öffnung, über die der Luftstrom im Normalfall Druck verliert, sodass der Anpressdruck für die Kurven am Heckflügel erhalten bleibt. Befindet sich das Auto jedoch auf einer Geraden, kann der Fahrer mit seinem Knie das Loch schließen und den Druck des Luftstroms erhöhen, was den Strömungsabriss am Heckflügel verursacht. Der Nutzen liegt schätzungsweise bei bis zu fünf km/h oder "drei bis vier Zehntel pro Runde", wie Mercedes-Teamchef Ross Brawn schätzt.
Blick hinter die Kulissen bei Red Bull. Links unterhält sich Sebastian Vettel mit Red-Bull-Konsulent Helmut Marko, während die Mechaniker das Auto für den nächsten Run vorbereiten oder am Computer Daten studieren. Nur der Renault-Ingenieur in der Mitte scheint nicht recht zu wissen, was er tun soll...
Keine Weltraumfahrer, sondern Formel-1-Mechaniker: Durchgestylt bis ins kleinste Detail ist bei Red Bull sogar die Boxencrew. Doch die Ausrüstung sieht nicht nur cool aus, sondern ist vor allem funktionell - und schützt bei Unfällen, etwa wenn das Auto zu brennen beginnt oder ein Fahrer jemandem über die Füße fährt.
Start des Rennens: Sebastian Vettel und Mark Webber kommen am besten weg und dominieren den Grand Prix von Malaysia von Anfang an. Ganz hinten eilt das Medical-Car dem Feld hinterher - damit Formel-1-Arzt Gary Hartstein sofort eingreifen kann, sollte es in der ersten Kurve krachen.
Grand Prix von Malaysia 2010