Oft ist Toyota bei den 24h Le Mans dramatisch gescheitert, doch 2018 sind die Japaner endlich die großen Sieger
Endlich am Ziel! Im 19. Anlauf gewinnt Toyota mit Fernando Alonso, Sebastien Buemi und Kazuki Nakajima die 24 Stunden von Le Mans. Vor dem großen Triumph mussten die Japaner aber viele, teils hochdramatische Rückschläge einstecken.
1985 ging Toyota erstmals bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start. Nachdem man in Premierenjahr die erste Zielankunft eines japanische Autos bejubeln durfte, blieben Erfolge in den nächsten Jahren aus.
Die turbobefeuerten Gruppe-C-Prototypen kämpften mit fehlender Zuverlässigkeit, 1989 sah keiner der drei 89C die Zielflagge.
1992 kehrt Toyota nach einem Jahr Pause mit dem TS010 zurück - und ist erstmals ein Siegkandidat. Von den Startplätzen drei, vier und fünf gehen die Autos ins Rennen, doch Geoff Lees muss nach einem Unfall aufgeben.
Besser ergeht es den Teamkollegen Masanori Sekiya, Pierre Henri Raphanel und Kenny Acheson. Trotz eines Drehers kommen sie auf Platz zwei ins Ziel: Das erste Podium für Toyota in Le Mans!
1994 schlägt dann das Schicksal erstmals unbarmherzig bei Toyota zu. Eddie Irvine, Mauro Martini und Jeff Krosnoff führen das Rennen in ihrem 94C-V bis 90 Minuten vor dem Ende an, ehe das Getriebe streikt. Irvine schleppt das Auto auf Rang zwei ins Ziel, den sicher geglaubten Sieg muss Toyota aber Porsche überlassen.
Ab 1995 sind die GT-Fahrzeuge die Top-Klasse in Le Mans, und Toyota schickt den Supra ins Rennen. An die Erfolge der Prototypen kann der Sportwagen aber nicht anknüpfen.
1998 präsentiert Toyota dann eines der schönsten Autos, das jemals in Le Mans gefahren ist. Der intern TS020 genannte GT-One sieht aber nicht nur toll aus, sondern ist auch pfeilschnell.
Doch Glück bringt er Toyota nicht. Thierry Boutsen/Ralf Kelleners/Geoff Lees führen das Rennen bis eine Stunde vor dem Ende an, doch dann ist es wie schon 1994 ein Getriebedefekt, der Toyota aus allen Träumen reißt. Zuvor war schon das Schwesterauto mit Martin Brundle am Steuer in Führung liegend verunfallt.
1999 dann ein weiterer Meilenstein für Toyota: Erstmals fahren die Japaner auf die Pole-Position und liefern sich in der Anfangsphase einen spannenden Kampf mit Mercedes. Doch ein Reifenschaden zerlegt das Auto von Martin Brundle, Thierry Boutsen fliegt im Schwesterauto in der Nacht ab und bricht sich dabei einen Rückenwirbel.
Übrig bleibt nur das am schwächsten besetzte Japaner-Auto mit Ukyo Katayama, Keichi Tsuchiya und Toshio Suzuki, die sich im Kampf um den Sieg aber BMW geschlagen geben. Wieder einmal muss Toyota mit Platz zwei vorliebnehmen.
Es folgen 13 Jahre Le-Mans-Pause, in denen sich Toyota (vergeblich) in der Formel 1 bemüht. 2012 kehren die Japaner mit dem TS030 Hybrid an die Sarthe zurück. Und mit ihnen auch das Drama.
Anthony Davidson wird beim Überrunden vom Ferrari des Herrenfahrers Piergiuseppe Perazzini abgeräumt, hebt ab und landet hart im Reifenstapel. Davidson bricht sich bei diesem Unfall die Wirbelsäule. Das Schwesterauto scheidet mit Motorschaden aus.
Im Jahr darauf Toyota jubeln, doch wieder einmal nur über Platz zwei von Anthony Davidson, Sebastien Buemi und Stephane Sarrazin.
2014 soll es dann aber so weit sein. Alexander Wurz, Stephane Sarrazin und Kazuki Nakajima, dessen Vater Satoru 1985 beim ersten Einsatz für Toyota in Le Mans gefahren war, stellen den TS040 Hybrid auf die Pole-Position und führen das Rennen bis in die frühen Morgenstunden an.
Doch gegen 5 Uhr geht ein Pfennigteil im Kabelbaum des Autos kaputt, Nakajima muss den LMP1-Boliden ohne Vortrieb auf der Strecke abstellen. Der dritte Platz des Schwesterautos ist da für Toyota nur ein schwacher Trost.
Nachdem Toyota 2015 gegen Porsche und Audi chancenlos war, wird für 2016 mit dem TS050 Hybrid eine neue Waffe auf Kiel gelegt. Toyota entwickelt das Auto speziell für Le Mans, um endlich den lange ersehnten Sieg einzufahren.
Fast über die komplette Renndistanz liefern sich die beiden Toyotas mit dem Porsche #2 ein Duell um die Führung, bei dem Kazuki Nakajima, Anthony Davidson und Sebastien Buemi am Ende wie die sicheren Sieger aussehen. Doch dann führt der Renngott einen ganz üblen Streich aus.
"Ich verliere Power": Dieser Funkspruch von Nakajima sorgt bei Toyota sieben Minuten vor Rennende für Entsetzen. Vor dem eigenen Kommandostand rollt der TS050 aus, Porsche geht nach 23:56 Minuten Renndauer in Führung und staubt den Sieg ab. Nakajima kann das Auto wieder in Gang setzen und rollt ins Ziel, wird aber nicht gewertet.
Nach dem wohl größten Drama in der Geschichte des Motorsports fragen sich viel: Was muss Toyota noch alles erleiden, bis sie in Le Mans endlich die oberste Stufe des Siegerpodiums erklimmen dürfen?
2017 setzt sich das Drama fort, wenn auch mit weniger Tragik als noch im Jahr zuvor. Doch binnen zweieinhalb Stunden verliert Toyota alle Fahrzeuge aus dem Kampf um den Sieg. Den Anfang macht Fahrzeug #8, das mit einem Defekt im Antrieb auf Platz zwei liegend 28 Runden und damit alle Chancen verliert.
Fahrzeug #7 kommt nicht viel weiter: Ein Kupplungsdefekt wirft den führenden Toyota aus dem Rennen. Und um das Drama perfekt zu machen, wird der TS050 Hybrid #9 von einem LMP2 gerammt, als die Benzinversorgung kurz aussetzte. Sowohl Fahrzeug #7 als auch #9 sterben einen Tod, der sich minutenlang hinzieht.
Oft ist Toyota bei den 24h Le Mans dramatisch gescheitert, doch 2018 sind die Japaner endlich die großen Sieger