Von argentinischen Gaststarter zum "König der Tourenwagen": Jose-Maria Lopez' Karriere in der WTCC
Jose-Maria Lopez: Kein anderer Fahrer hat in der WTCC je derartigen Eindruck hinterlassen wie er. Der in Europa fast schon vergessene Argentinier wurde innerhalb von drei Jahren zum König der Tourenwagen.
Schon bei seinem ersten Auftritt hinterlässt er eine gewaltige Duftmarke. Beim ersten WTCC-Rennen in Argentinien als lokaler Gaststarter verpflichtet, gelingt ihm im August 2013 im zweiten Rennen von Termas de Rio Honda im Wiechers-BMW sensationell der Sieg!
Damit bringt sich "Pechito", so Lopez' Spitzname, auf das Radar von Citroen, die einen dritten Fahrer für den WTCC Einstieg 2014 suchen. Bei Tests ist Lopez teilweise schneller als WTCC-Rekordchampion Yvan Muller und sichert sich damit ein Cockpit für die Saison 2014.
Dass er sich bei Citroen nicht mit der Rolle der Nummer drei hinter Yvan Muller und Rallye-Rekordchampion Sebastien Loeb begnügen will, macht Lopez schon am ersten Rennwochenende des Jahres klar. In Marrakesch fährt er auf die Pole-Postion und im ersten Rennen gleich zum Sieg.
Es folgen weitere Siege - fast an jedem Rennwochenende. Bei der Rückkehr nach Termas die Rio Honda gelingt Lopez sogar das Kunststück, beide Rennen an einem Wochenende zu gewinnen. Das hatten bis dahin nur vier anderer Fahrer vor ihm geschafft.
Die logische Konsequenz dieser Siegesserie ist der WM-Titel. In Suzuka krönt sich Lopez zum WTCC-Champion 2014. Damit gewinnt er als erster Südamerikaner seit Ayrton Senna eine FIA-WM und tritt in die Fußstapfen seines legendären Landsmanns Juan-Manuel Fangio.
Am Ende der Saison 2014 kommt Lopez bei 23 Rennen auf zehn Siege. Das ist ein neuer WTCC-Rekord - den er im Jahr darauf prompt einstellt.
Das Unternehmen Titelverteidigung startet Lopez im März 2015 standesgemäß mit einem Sieg beim Auftaktrennen in seiner Heimat Argentinien.
Am 16. Mai 2015 schreibt "Pechito" abermals Motorsportgeschichte. Die WTCC fährt erstmals auf der Nürburgring-Nordschleife, und Lopez wird nach 1983 der erste Fahrer, der sich bei einem WM-Rennen auf dem legendären Eifelkurs in die Siegerliste eintragen kann.
Auch 2015 entscheidet Lopez die WM vorzeitig zu seinen Gunsten. Mit einem Sieg in Buriram verteidigt er seinen WTCC-Titel. Das ist vorher nur Andy Priaulx und Yvan Muller gelungen.
Verneigung für den Champion. Auf dem Weg zum Siegerpodest bilden seine Rivalen ein Ehrenspalier und bekunden so ihre Hochachtung vor dem WTCC-Dominator.
Und wieder ein Fall für die WTCC-Geschichtsbücher. Beim Auftakt der Saison 2016 findet in Le Castellet mit dem Team-Zeitfahren MAC3 ein im Motorsport völlig neuer Wettbewerb statt. Und zum Team von Citroen, das diese Weltpremiere gewinnt, gehört natürlich auch Lopez.
Ende Mai 2016 wiederholt Lopez das Kunststück, das ihm 2014 in Argentinien gelungen war, und gewinnt unter teils dramatischen Umständen beide Rennen an einem Wochenende.
Am 7. Juli 2016 verkündet "Pechito" zum Saisonende seinen Ausstieg aus der WTCC und den Wechsel in die Formel E. Vorher hat er aber noch ein großes Ziel: WM-Titel Nummer drei.
Den sichert sich Lopez Anfang September in Motegi. Am Ende der Saison tritt der Argentinier nach 71 Rennen, von denen er 29 gewonnen hat, von der WTCC-Bühne ab.