Der Weg zurück in den Motorsport
Mai 2003: Sein schwerer Unfall liegt gerade einmal 20 Monate zurück, als Alessandro Zanardi erstmals wieder einen Rennwagen bewegt. Und es ist eine besondere Gelegenheit für den damals 36-Jährigen: Auf dem Lausitzring fährt er in einem ChampCar-Fahrzeug die 13 Runden, die ihm seit seinem Unfall - an gleicher Stelle - 2001 fehlen.
Alessandro Zanardi verblüfft und begeistert die Menge. Mit seiner Rundenzeit hätte er im Qualifying den fünften Startplatz erobert! Nach seinen 13 schnellen Runden steigt der Italiener aus und winkt in die Menge. Er hat das Rennen beendet, das sein Leben für immer verändert hat.
Juli 2003: Wenige Wochen nach seinem Comeback auf der Rennstrecke schnuppert Alessandro Zanardi erneut Rennluft. Er tut dies beim ROAL-Rennstall von Roberto Ravaglia auf der Santa-Monica-Bahn bei Rimini.
Das Auto, das ihm dabei zur Verfügung steht, ist ein BMW 320i. Mit diesem Fahrzeug bestreitet Alessandro Zanardi ab 2004 auch Rennen in der europäischen Tourenwagen-Meisterschaft (ETCC) und ab 2005 auch in der Weltmeisterschaft (WTCC).
August 2005: Alessandro Zanardi gewinnt den Start zum Tourenwagen-WM-Lauf in der Motorsport-Arena. Er profitiert von der umgekehrten Startaufstellung im zweiten Rennen und münzt seine Pole-Position in die frühe Führung um. Er kontrolliert das Rennen.
Wenige Runden später schreibt Alessandro Zanardi Sportgeschichte: Als erster beinamputierter Rennfahrer gewinnt er einen WM-Lauf. Und er feiert dies, wie seine Siege in der US-amerikanischen CART-Meisterschaft - mit Donuts auf der Zielgeraden von Oschersleben!
Freudentränen fließen, der Applaus will nicht enden: Alessandro Zanardi steigt auf das Siegerpodest der Motorsport Arena und bejubelt dort seinen ersten Sieg in der WTCC. Drei weitere Rennerfolge lässt der sympathische Italiener bis 2009 noch folgen.
Bei den Fans ist er nicht erst seit seinem Sieg in Oschersleben die absolute Nummer eins. Den größten Andrang bei der Autogrammstunde gibt es traditionell vor dem Tisch des BMW-Piloten, der geduldig jeden Signatur- und Fotowunsch erfüllt. Mit einem Lächeln im Gesicht. Auch deshalb schätzen ihn die Fans.
Egal, ob Groß oder Klein - Alessandro Zanardi begeistert sämtliche Fans auf den Tribünen und die Zuschauer vor den TV-Bildschirmen. Der Italiener avanciert in der WTCC rasch zum absoluten Publikumsliebling und steht in der Gunst der Fans sogar über den Weltmeistern Yvan Muller, Andy Priaulx und Gabriele Tarquini.
Und er scheut sich nicht, selbst Hand anzulegen. Hier ist Alessandro Zanardi damit beschäftigt, seine Helme zu reinigen. In der Boxengasse und während einer WTCC-Veranstaltung.
Neue Erfahrungen bereiten ihm Freude. Deshalb nimmt er die Einladung zum Granja Viana, dem berühmten Kartrennen von Formel-1-Fahrer Felipe Massa im brasilianischen Florianopolis, an. Hier hilft ihm IndyCar-Pilot Tony Kanaan beim Einstieg in das kleine Fahrzeug.
Mit der Startnummer 73 mischt Alessandro Zanardi im wie üblich sehr prominent besetzten Kartrennen gleich richtig gut mit. Gemeinsam mit seinem Team erzielt er eine Top-5-Platzierung.
Auch mit seinen Fahrerkollegen aus der WTCC wagt sich Alessandro Zanardi auf die Strecke. Erneut beweist er seine Klasse.
Auf einer Sponsorenveranstaltung von Barilla entdeckt Alessandro Zanardi 2007 den Handfahrrad-Sport für sich. Sofort ist er fasziniert davon und widmet sich in seiner Freizeit verstärkt dieser für ihn neuen Art der sportlichen Fortbewegung.
Was ihn aber nicht vom Siegen abhält: Wie hier in Brünn gelingt es Alessandro Zanardi immer wieder, die Konkurrenz zu überraschen. Seine letzten WM-Punkte in der WTCC holt er 2009 in Imola mit zwei vierten Plätzen.
Im Fahrerlager ist Alessandro Zanardi meist ebenso flink unterwegs wie auf der Rennstrecke. Mit seinem Roller flitzt er zwischen Boxen und Trucks hin und her. Für ein Foto mit den Fans oder ein Autogramm hält er aber gern an.
November 2006: Beim Formel-BMW-Weltfinale in Valencia steigt Alessandro Zanardi zum ersten Mal seit 1999 wieder in ein Formel-1-Auto. Dank BMW erhält er die Chance, den BMW Sauber F1.06 zu fahren. Hier bereitet er sich auf seine Ausfahrt vor.
Die ersten Installationsrunden absolviert Alessandro Zanardi auf Intermediates, um ein Gefühl für Fahrzeug und Strecke zu bekommen. In Valencia scheint nur für ihn die Sonne zu scheinen.
Sieben Jahre nach seinem letzten Formel-1-Rennen in Suzuka bewegt Alessandro Zanardi wieder ein Formel-1-Fahrzeug um einen Rennkurs. Er genießt diese Ausfahrt sehr.
Zu Tränen gerührt oder einfach nur amüsiert? Alessandro Zanardi im Cockpit des BMW Sauber F1.06, mit dem er in Valencia einige Proberunden drehen darf.
Übrigens ist das Formel-1-Auto ebenso auf seine Bedürfnisse zugeschnitten wie sein WTCC-Fahrzeug. Hier zu sehen ist der "Gasring" unterhalb des Lenkrads. Damit dosiert Alessandro Zanardi die Beschleunigung des Fahrzeugs. Mit seinen Prothesen kann er bremsen, das Gas bedient er mit den Händen.
Dezember 2009: Wie all dies auf einem Motorrad funktioniert, findet Alessandro Zanardi auf Einladung von BMW in Monza heraus. Die modifizierte BMW HP2 bewegt er rasch mit hohem Tempo um die legendäre Rennstrecke.
Seine Prothesen legt Alessandro Zanardi während seiner Motorrad-Fahrt auf spezielle Halterungen. So kann er die Erfahrung vollkommen genießen.
März 2010: Alessandro Zanardi wagt sich bei Turin auf die Skipiste. Er nimmt an einem Projekt teil, das Skikurse für Behinderte anbietet. Trotz seiner Beinprothesen wirbelt Zanardi mächtig viel Schnee auf ...
Seine Krücken hat Alessandro Zanardi trotz allem stets dabei. Hier im Fahrerlager der Formel 1, dem er in regelmäßigen Abständen Besuche abstattet. Alessandro Zanardi ist ein gern gesehener Gast. Und bei den Journalisten ein beliebter Interviewpartner. Durch seine Fröhlichkeit und durch seine charmante Art erobert er die Herzen seiner Mitmenschen ohnehin im Sturm.
September 2012: Seine Teilnahme an den Paralympics krönt Alessandro Zanardi mit dem Gewinn der Goldmedaille im Handfahrrad-Zeitfahren. Doch das war nicht das letzte Abenteuer, dem er sich gestellt hat. Schon ein Jahr später verblüfft er die Handfahrrad-Szene erneut und wird Weltmeister im Einzel-Zeitfahren und im Straßenrennen...
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