Der Renault 19 war zwischen 1990 und 1994 das meistverkaufte Importauto in Deutschland. Jetzt wird der Kompaktwagen 30 Jahre alt
Einst ein Riesenerfolg, heute fast vergessen: Vor 30 Jahren präsentierte Renault den 19. Er war das letzte Auto der Marke mit einer Ziffer als Modellbezeichnung. In Ostdeutschland verkaufte sich der 19 zeitweilig sogar besser als der VW Golf.
Sowohl der Wind (cW-Wert 0,31) als auch das Auge bleiben kaum an der Karosserie des Renault 19 hängen. Für die sachliche Optik war Giorgio Giugiaro verantwortlich.
Nach Deutschland kam der Renault 19 im Januar 1989, ein halbes Jahr nach der Premiere in Frankreich. Die Produktion hatte Renault übrigens nach japanischen Qualitätsmaßstaben aufgebaut.
Im Angebot war der 4,16 Meter lange Renault 19 zunächst als Drei- und Fünftürer. Rund eine Millarde Euro (nach heutiger Rechnung) hatten die Franzosen in die Entwicklung und Fertigung investiert. Der 19 löste die Baureihen 9 und 11 ab.
Die Mehrzahl der Motoren im Renault 19 waren brave Aggregate: Los ging es mit 58 PS, weitere Stufen lagen bei 73, 90 und 107 PS. Ab 1991 rundete der 135 PS starke 16V mit 135 PS das Angebot nach oben ab.
Auch Diesel-Freunde kamen beim Renault 19 auf ihre Kosten. 64 PS leistete der Sauger, 90 PS der Turbodiesel.
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Als Ende 1989 die innerdeutsche Grenze fiel, hatte Renault mit dem 19 ein ziemliches neues Auto im Programm. Der 19 traf auf dem Gebiet der bald ehemaligen DDR voll ins Schwarze.
Renault nutzte die Gunst die Stunde zum schnellen Aufbau eines Händler- und Servicenetzes in Ostdeutschland. Hinzu kam, dass französische Marken unter den früheren DDR-Bürgern ein gutes Image genossen.
Heute mag es kaum glauben, aber in den neuen Bundesländern verkaufte sich der Renault 19 zeitweise sogar besser als der VW Golf. Besonders die im September 1989 präsentierte Stufenheckversion namens Chamade (auf französisch: Herzklopfen) kam im Osten extrem gut an.
Zugute kam dem Renault 19 auch, dass die Platzhirsche VW Golf und Opel Kadett erst 1991 eine Neuauflage bekamen.
Ergonomisch einwandfrei: Im Cockpit des Renault 19 verzichtete man auf unnötige Spielereien vergangener Jahre. Hier sehen wir einen sehr gut ausgestatteten 19. Der Bediensatellit fürs Radio am Lenkrad hat sich teilweise bis heute bei Renault respektive Dacia gehalten.
Elektrische Fensterheber und eine Digitaluhr waren Ende der 1980er-Jahre noch edle Extras, von der Klimaanlage ganz zu schweigen.
Stets serienmäßig war im Renault 19 eine asymmetrisch umklappbare Rückbanklehne. Das war seinerzeit in der Kompaktklasse nicht so selbstverständlich, wie es heute anmutet. Bis zu 1.310 Liter Gepäck passen in den 19.
Zwischen 1990 und 1994 war der Renault 19 das meistverkaufte Importauto in Deutschland. In den Jahren 1991 und 1992 erreichte der 19 sogar fast die Marke von 100.000 Fahrzeugen.
Die auf den ersten Blick kühlerlose Frontpartie des Renault 19 lag 1988 voll im Trend. Im gleichen Jahr zeigte VW den neuen Passat mit ähnlichem Gesicht. Dort schlugen die Wellen erstaunlicherweise höher als beim Renault 19.
Als Renault den Verkauf des normalen 19 in Deutschland 1995 stoppte, hatte man über 460.000 Fahrzeuge abgesetzt. Keine schlechte Zahl für sechs Jahre.
Insgesamt produzierte Renault bis 1995 rund 3,2 Millionen Exemplare des 19. Doch damit war noch nicht Schluss: Erst 2000 endete die Fertigung in Lateinamerika, in der Türkei sogar erst 2003.
30 Jahre nach seiner Premiere scheint der Renault 19 fast vergessen worden zu sein. Sein unaufgeregtes Erscheinungsbild war einst ein Trumpf des 19, heute gerät es eher zum Nachteil. So wirkt der 19 zwar zeitlos, aber auch wenig begehrenswert.
Einzig der optisch auffälligere 16-Ventiler lockt ein paar Fans zum Renault 19. So muss man fast zur Rettung der normalen Varianten dieses für Renault so wichtigen Autos aufrufen.
Was heute kaum mehr jemand weiß: Kurz nach seinem Debüt wurde der Renault 19 in Deutschland zum Auto des Jahres gewählt.
Teuer sind die übriggebliebenen Renault 19 in Deutschland nicht, aber schon relativ selten. Nur rund 60 Exemplare listen die Gebrauchtwagenbörsen auf.
Aus Sammlersicht sind die frühen Renault 19 vor dem Facelift von 1992 empfehlenswert. Hier geht es bereits in Richtung H-Kennzeichen.
Mal ehrlich: Wann haben Sie das letzte Mal einen Renault 19 gesehen? Sein Design brennt sich nicht unbedingt ins Gedächtnis ein.
1991 kam das Renault 19 Cabriolet auf den Markt. Verantwortlich für die Entwicklung war Karmann, der Wagen wurde auch in Deutschland gebaut. Sein Pluspunkt war der fehlende Überrollbügel.
Das Facelift des Renault 19 bescherte ihm 1992 eine Frontpartie mit mehr Grill und dunkle Rückleuchten. Als Lohn gab es im gleichen Jahr das Goldene Lenkrad.
Windschnittig im Halbdunkel: So präsentierte Renault vor 30 Jahren den 19.
Etwas gröbkörnig zeigt dieses Pressefoto von 1988 die windschnittige Frontpartie des Renault 19.
Der Renault 19 war zwischen 1990 und 1994 das meistverkaufte Importauto in Deutschland. Jetzt wird der Kompaktwagen 30 Jahre alt