Die in vielfacher Hinsicht von Aufbruch geprägte Zeit war eine große Suche nach neuen Formen, neuer Technik und absoluter Einzigartigkeit. Teil 1 unseres Rückblicks
Die 70er: Viele Autohersteller wagten sich in eine Zukunft, die schnell wieder in Vergangenheit geriet. Es wurden Sportwagen gebaut, die aus heutiger Sicht peinlich oder ebenso auch als genial gelten. Auf unserem Streifzug stellen wir Ihnen einige dieser Sportwagen-Ikonen vor. Machen Sie sich selbst ein Bild von den Tops und Flops.
Lamborghini Urraco:Obwohl luxuriöser Supersportler, war der Urraco das Einstiegsmodell von Lamborghini. Statt mit teurem V12, wurde er von einem relativ kleinen V8-Motor angetrieben. Im Herbst 1970 debütierte der Urraco auf dem Turiner Salon mit dem Zusatzkürzel P250.
Das P (=posteriore) deutete auf die Unterbringung des Motors im Heck und die 250 auf seine 2,5-Liter Hubraum. Die ersten Serienfahrzeuge kamen 1973 als P200, P250 und P300 auf den Markt. Der P200 war mit zwei Litern Hubraum und 182 PS die Einstiegsmotorisierung, der 250 leistete 220 und die Topversion P300 mit drei Litern Hubraum ...
ganze 250 PS. Bis 1977 wurden fast 800 Fahrzeuge des rassigen Zweisitzers gebaut. Heute ist der Volks-Lambo ein Kultobjekt für Sammler. Der Mittelmotor-Sportwagen versprüht wie nur wenige Autos das Flair der 70er-Jahre. Gebrauchte Exemplare kosten heute zwischen 30.000 und 50.000 Euro.
Jaguar E-Type V12: Der 1971 überarbeitete E-Type war nicht wirklich ein Kind der 70er-Jahre. Seit nunmehr über zehn Jahren hat der E als Coupé und Cabrio Sportwagen-Enthusiasten begeistert. Die optischen Änderungen der Neuauflage sahen manche Fans sogar als eine Verunglimpfung. Dafür konnte er mit einer tollen Überraschung aufwarten:
Erstmals kam der klassische Sportler statt mit einem V6-Motor nun mit einem sensationellen V12. Das besonders seidige, leichte und kompakte Triebwerk leistete 272 PS. Damit katapultierte das E-Type Coupé in 6,6 Sekunden auf Tempo 100 und erreichte 240 km/h Topspeed.
Lamborghini Countach LP 400 S:Das kantig-zerklüftete Design des Countach wirkte bei seiner Präsentation wie aus einer fernen Zukunft. Sein Debüt feierte der Countach entsprechend als Studie auf dem Genfer Autosalon im Jahr 1971. Die ersten Serienfahrzeuge kamen als LP 400 S erst drei Jahre später auf die Straße.
Markant waren seine nach vorne und oben klappenden Flügeltüren und die lange und flache Frontscheibe. Mit Vierliter-V12-Motor leistete der Countach 375 PS und fuhr über 300 km/h schnell. In vielen Auto-Quartetts war er damit die absolute Trumpfkarte. Bis 1990 wurde die Baureihe in verschiedenen Evolutionsstufen weitergebaut.
Der Quattrovalvole von 1985 war sogar seinerzeit der schnellste Serienwagen der Welt. 1990 ersetzte der Diablo den Countach. Von den ersten Countach der 70er-Jahre gibt es nur wenige Exemplare, die heute im gut erhaltenen Zustand über 100.000 Euro kosten dürften.
Mercedes Benz SL 350:Im April 1971 wurde mit dem 350 SL die neue Baureihe auf dem Autosalon in Genf vorgestellt. Noch im gleichen Jahr kam das geschlossene Coupé SLC. Der Motor des 350 SL leistete 200 PS und brachte den Stern-Sportler in Kombination mit der Automatik in müden 11,0 Sekunden auf Tempo 100.
Caterham Super Seven: Lotus mochte ihn nicht mehr haben, Caterham durfte ihn weiterbauen. So geschah es im Jahr 1973. Über vierzig Jahre später wird der Super Seven respektive Seven immer noch gebaut, wenngleich mit anderen Motoren.
Chevrolet Corvette Stingray: Bereits 1968 wurde die Corvette mit dem Namenszusatz Stingray neu aufgelegt. Auffälliges Merkmal der Stingray war die lang gezogene Front und die besonders stark geschwungenen Kotflügel. Gebaut wurde die Corvette als Coupé, Vollcabriolet und als Cabrio mit Targadach.
Für Leistungsfetischisten kam es in den frühen Siebzigern zum Affront: Die Leistung des 5,7-Liter-V8-Motor wurde auf zivile 165 bis 250 PS gekappt. Die bis zu 450 PS starken Varianten waren im Angesicht der Ölkrise wohl nicht mehr zeitgemäß. So wurde die 270 PS starke Big-Block-Version mit 7,4 Litern Hubraum nur bis 1974 gebaut.
Alfa Romeo Alfetta GT: Im Jahr 1974 präsentierte Alfa Romeo mit dem Alfetta GT ein viersitziges Coupé. Für die vorderen Passagiere war reichlich Platz, während es hinten etwas beengt zuging. Zunächst wurde die Alfetta von einem 1,8-Liter-Reihenvierzylinder angetrieben.
1976 folgten ein 1,6-Liter-Benziner mit 109 PS und ein Zweiliter-Aggregat mit 122 PS. Die Krönung der Baureihe war die Einführung des GTV im Jahr 1979: Der Alfetta wurde mit einem 2,5-Liter-V6-Motor bestückt, der 160 PS leistete und eine Höchstgeschwindigkeit von 218 km/h ermöglichte. Gebrauchte Exemplare kosten rund 5.000 Euro.
Lancia Stratos: Mit dem Stratos brachte Lancia 1974 eine von Bertone entworfene Fahrmaschine auf den Markt. Befeuert wurde der Zweisitzer von einem V6-Motor aus dem Hause Ferrari. In der schwächsten Version leistete er 190 PS und katapultierte den roten Keil mit Fiberglas-Karosserie auf 237 km/h. In 6,8 Sekunden knackte er die 100 km/h.
Gedacht war der Stratos vor allem als Wettbewerbsfahrzeug im Rallye-Sport. Dort war er sogar einige Zeit sehr erfolgreich. Auf die Straße kamen hingegen nur wenige Exemplare. Gebaut wurden ohnehin nur ein paar hundert Fahrzeuge. Heutzutage muss man für dieses seltene Sammlerstück 100.000 und mehr Euro bezahlen.
Porsche 911: Eine wichtige Evolutionsstufe des 911er markierte das Jahr 1974. Statt der bislang 165 PS starken 2,3-Liter-Motoren kamen nun 2,7-Liter-Aggregate in verschiedenen Leistungsstufen mit 165 bis 210 PS zum Einsatz. Auffälliges Merkmal der ab 1974 gebauten 911er waren die wuchtigen Stoßfänger vorne und hinten, ...
die hinten noch zusätzliche, recht unschöne Stoßkeile aus Kunststoff erhielten. Ende 1974 wurde dann erstmalig auch der 911 Turbo auf den Markt gebracht. Mit riesiegem Heckspoiler ausgestattet, brachte die Turbo-Version 260 PS auf die Straße. Das reichte für 250 km/h Topspeed und einen 100-km/h-Sprint in 5,2 Sekunden.
Jaguar XJS: 1975 debütierte der XJS, der erst nach 21 Jahren Produktionszeit und 112.052 Einheiten eingestellt wurde. Obwohl der XJS den E-Type ablöste, war er kein direkter Nachfolger. Zu deutlich unterschieden sich der XJS und E-Type in Größe, Platzangebot und Design. Begehrenswert machte den XJS vor allem sein V12-Motor.
Der seidige Antrieb lieferte aus 5,3 Litern Hubraum 289 PS und sorgte für 238 km/h Höchstgeschwindigkeit. Erst im Jahr 1988 legte Jaguar noch eine wunderschöne Cabrio-Version des XJS auf. Eine ganz besonders sehenswerte Rarität waren übrigens Kombiversionen vom XJS, die in England von Lynx und in Deutschland von Arden gebaut wurden.
Lotus Esprit: Im James-Bond-Streifen ,Der Spion der mich liebte" von 1976 ging der Lotus Esprit auf Tauchstation. Die Faszination des Esprit wurde durch den 007-Einsatz zwar enorm gesteigert. Doch einen reißenden Absatz fand der Brit-Sportler nie. Auf dem Pariser Autosalon wurde er erstmalig im Herbst 1975 vorgestellt.
Wenige Monate später kamen die ersten Exemplare des Mittelmotor-Coupés auf die Straße. Angetrieben wurde das futuristische Gefährt von einem 2,2-Liter-Vierzylinder mit bescheidenen 160 PS. Erst später folgten stärkere Versionen wie der Turbo mit 210 PS. In den 90er-Jahren kam der Esprit V8 mit 354 PS, der bis 2003 produziert wurde.
Porsche 924:Als Hausfrauen-Porsche erlangte der 924 etwas fragwürdige Berühmtheit. Mit dem Motor des damaligen Audi 100 ausgerüstet, sollte der Volksporsche auf Kundenfang bei weniger betuchten Sportwagenfreunden gehen. Mit aus heutiger Sicht bescheidenen 125 PS war der Wagen insgesamt ein durchaus erfolgreiches Modell:
Immerhin 150.000 Exemplare der Baureihe wurden verkauft. Versionen mit Turboaufladung folgten. Zunächst wurde der Reihenvierzylinder auf 177 PS aufgeladen und machte den 924 immerhin 230 km/h schnell. Anfang der 80er-Jahre kamen noch die Wettbewerbsversionen GTS und GTR mit 245 und 375 PS. Dem Image war der Audi-Porsche jedoch abträglich
BMW 6er: Im März 1976 erblickten auf dem Genfer Autosalon die neuen BMW-Modelle 630CS und 633 CSi das Licht der Welt. Der Sechser gefiel mit einer elegant fließenden, formschönen und ausgewogen Seitenansicht. Markant war die kurze Dachfläche, praktisch der große Kofferraum.
Der Dreiliter-Sechszylinder-Motor des 630CS mobilisierte 185 PS, während der größere 3,2-Liter-Antrieb des 633 mit 200 PS aufwartete. Damit konnte der 630CS immerhin 210 km/h schnell fahren und in 8,9 Sekunden auf Tempo 100 sprinten. Flaggschiff wurde 1978 der 635CSi mit 218 PS und 228 km/h Spitze. Der 6er wurde über 86.000-mal gebaut.
Porsche 928: Vornehmlich für den amerikanischen Markt wurde das 2+2-Coupé 928 konzipiert. In der Grundform ähnelte er dem günstigen 924. Doch im Gegensatz zum 924 war der 928 ein echter Zuffenhausener weil er von Porsche entwickelt und gebaut wurde. Technisch war der 928 jedoch für einen Porsche ungewöhnlich.
Statt eines Boxermotors im Heck bollerte ein 4,5-Liter-V8-Motor unter der Fronthaube mit zunächst 240 PS. Bei den späteren Versionen S, S4 und GTS wuchsen Hubraum und Leistung auf schließlich 350 PS. Der sehr rundliche 928 kann auch als Gegenentwurf zu den in dieser Zeit vorherrschendem kantigem Design gesehen werden. 61.000 wurden gebaut
BMW M1: In der Seitenansicht hatte der M1 viel Ähnlichkeiten mit dem Lotus Esprit. Es war das Erstlingswerk der Motorsport GmbH M. Das 1976 begonnene Projekt M1 war also vielmehr eine Art PR-Aktion für den Motorsport. Zwischen 1978 wurden 399 M1 für die Straße und 56 für den Rennsporteinsatz gebaut.
Bei der Markenweltmeisterschaft brachten die Turbovarianten bis zu 850 PS. Der Straßen-M1 wurde von einem 3,5-Liter-Sechszylinder-Reihenmotor angetrieben. 277 PS sorgten für 265 km/h Höchstgeschwindigkeit und brachten die flache Flunder in sechs Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h.
Die in vielfacher Hinsicht von Aufbruch geprägte Zeit war eine große Suche nach neuen Formen, neuer Technik und absoluter Einzigartigkeit. Teil 1 unseres Rückblicks