Vor 50 Jahren startete Dacia den Autobau in Rumänien: Was mit einer Renault-Lizenz begann, endete als Renault-Tochter
Jubiläum bei Dacia: Die rumänische Marke feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Im August 1968 rollte im Stammwerk Pitesti als erstes Modell der Dacia 1100 vom Band, ein Lizenzbau des Renault 8.
Doch wie fing es an? Im Jahr 1965 beschloss die rumänische Regierung den Aufbau einer eigenen Automobilindustrie. Ähnlich wie ungefähr zeitgleich Lada in der Sowjetunion und Polski-Fiat in Polen entschied man sich pragmatisch für eine Lizenzfertigung. ...
Die Wahl fiel in Rumänien auf Renault, gebaut werden sollte das noch in der Entwicklung befindliche Modell Renault 12. Doch am 20. August 1968 startete die Produktion zur Überbrückung zunächst mit dem Renault 8 alias Dacia 1100. Von ihm liefen 26.582 Exemplare vom Band.
1969 war schließlich es soweit: Unter dem Namen Dacia 1300 begann die Produktion des Renault 12. Kurios: Das französische Original war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht offiziell vorgestellt. Ob als Kombi wie hier im Bild oder Limousine: Der Renault 12 war bewusst auf ...
Robustheit hin konstruiert worden, um in Schwellenländern zu punkten. Nicht nur in Rumänien wurde er populär, sondern auch in der Türkei und Nordafrika. Das Cockpit des Renault 12 änderte Dacia kaum. Die drei trichterförmigen Rundinstrumente wirken aus heutiger Sicht fast schon verspielt.
Vor dem Beifahrer prangte stolz der Name Dacia. Die Fertigung des 1300 erfolgte in der Nähe von Pitesti, Grundlage war ein Lkw-Komponentenwerk. Fünf Jahrzehnte später laufen hier immer noch Dacia-Fahrzeuge vom Band.
Als 1301 geriet der Dacia fast schon nobel. Das gezeigte Auto stammt aus dem Jahr 1975. Zwei Jahre zuvor begann der Import von Dacia-Fahrzeugen in die DDR. Im Land der zweitaktenden Trabis und Wartburgs wurde der frontgetriebene Viertakter schnell beliebt. Bald stellte sich aber aufgrund miserabler Verarbeitungsqualität Ernüchterung ein.
Viel Bodenfreiheit, große Pritsche: Der 1975 gestartete Pick-up, hier als Dacia 1304 von 1983, war ideal für die rumänische Landbevölkerung. Was keiner ahnen konnte: Er sollte sich als letzter Dacia der ursprünglichen Ära bis Ende 2006 halten.
1978 endete der Lizenzvertrag mit Renault. Fortan konnte Dacia den R12 nach eigenem Gutdünken optimieren. Nur war das in der sozialistischen Mangelwirtschaft Rumäniens gar nicht so einfach. 1979 gab es ein erstes Facelift mit schwarzem Grill, der Name wechselte zu Dacia 1310.
Eher eine Verschlimmbesserung war das zweite Facelift des Dacia 1300 ab 1983. Überraschend war jedoch der 1410 Sport, eine Coupéversion der eigentlich viertürigen Renault-Basis. Das gezeigte Fahrzeug stammt aus dem Jahr 1985.
Anzeigen für die Temperatur des Kühlwassers und den Öldruck sollten zeigen, warum direkt daneben ein Dacia-Sport-Logo protzte.
Sogar mit einem Heckspoiler konnte der Dacia 1410 Sport angeben. Bei 65 PS aus 1,4 Liter Hubraum war die Mini-Theke technisch aber nicht wirklich nötig.
1989/90 fegte die politische Wende über Rumänien hinweg. Wer sollte jetzt noch angestaubte Dacias kaufen, wo westliche Gebrauchtwagen das Land überschwemmten? Dacia reagierte 1991 mit dem 1325 Schrägheck. Sein passender Zusatzname: Liberta, auf deutsch Freiheit.
Allen Modernisierungsversuchen zum Trotz. Das Cockpit des Dacia 1325 Liberta verspühte noch immer viel realsozialistischen Charme. Zur Ehrenrettung sei gesagt: Dacia machte aus begrenzten Mitteln das Bestmögliche.
Erinnern Sie sich noch an den Dacia 1300 vom Anfang? Bis zum 21. Juli 2004 lebte die Renault-12-Basis unverkennbar im 1400 fort. Massive Kunststoff-Stoßfänger waren die ultimative Ausbaustufe, wie dieses Fahrzeug von 1998 zeigt.
Wie der Spagat zwischen 1968 und 1998 innen aussah? Bitte sehr. Ein Konglomerat aus Hartplastik und Renault-12-Charme. Knapp zwei Millionen Exemplare des 1300 und seiner Weiterentwicklungen baute Dacia bis 2004.
Abgeleitet von der Bodengruppe des Peugeot 309 entstand ab 1995 bei Dacia der Nova. Sein Name war Programm: Er sollte einen Neuanfang für die rumänische Marke darstellen. Doch bald merkte man, dass es so nicht weitergehen konnte. 1999 wurde Dacia Teil des Renault-Konzerns.
Vom Renault-Know-How profitierte Dacia schrittweise: Zunächst wanderten moderne Motoren unter die Haube des Nova, bevor der Nova selbst umgekrempelt wurde. Von 2003 und 2005 verkaufte man ihn unter dem Namen Solenza. Optische Anleihen zum späteren Logan sind unübersehbar.
Auch innen markierte der Dacia Solenza einen deutlichen Schritt nach vorn. Sehr viele Komponenten stammten aus dem Renault-Regal.
Rumänischer Preisbrecher: Direkt neben dem Solenza parkt der Dacia Logan. Die kompakte Stufenhecklimousine wurde ursprünglich als 5.000-Euro-Auto für Schwellenländer konzipiert. Im Jahr 2004 vorgestellt, kam er 2005 zum Kampfpreis von 7.200 Euro in Deutschland auf den Markt. Seinen Durchbruch erlebte er im Zuge der "Abwrackprämie" 2009.
Mehr Auto braucht kein Mensch: So könnte man die Einfachheit des Logan-Cockpits beschreiben. Die Limousine wurde auch als Renault vermarktet. Nach nur zwölf Monaten übertraf die Produktion des Stufenheckmodells bereits die 100.000er-Marke.
Obwohl der Logan bereits auf dem Markt war, baute Dacia den Pick-up noch bis 2006 weiter. Erst dann war die Renault-12-Basis endgültig beerdigt. 2009 folgte ein Pick-up auf Basis des Logan.
Sehr bunt und rustikal: Dieses Cockpit aus dem Dacia 1307 Pick-up mit Doppelkabine ist tatsächlich erst zwölf Jahre alt!
So sah das Dacia-Logo von 2004 bis 2008 aus. Woher hat die Marke eigentlich ihren Namen? Nun, Dacia bezieht sich auf die alte römische Provinz Dakien als Keimzelle des heutigen Rumäniens.
Vor 50 Jahren startete Dacia den Autobau in Rumänien: Was mit einer Renault-Lizenz begann, endete als Renault-Tochter