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  • 15.10.2018 07:14

  • von Julia Spacek

Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Warum wir glauben, dass Mercedes-Pilot Paul di Resta eine unruhige Nacht hinter sich hat und warum es vielen Teammitgliedern der Stuttgarter wohl genau so ging

Titel-Bild zur News: Paul di Resta

Paul di Resta hatte in Hockenheim keinen Grund zum Jubeln Zoom

Liebe DTM-Freunde,

was war das für ein Final-Wochenende! Obwohl es das letzte DTM-Wochenende von Mercedes war, sah man am Sonntag nur strahlende Gesichter im Lager der Sterne. Na ja, fast. Bei den meisten überwog die Freude über den Titelgewinn durch Gary Paffett - der damit das Triple für die Stuttgarter perfekt gemacht hat. Nur einer konnte sich nicht so richtig freuen: Paul di Resta.

Der Schotte kam als Meisterschaftsführender nach Hockenheim mit einem Vorsprung von vier Punkten auf Paffett.

From Hero to Zero

Die Heimreise tritt er mit 22 Zählern Rückstand auf den DTM-Champion und dem dritten Platz in der Fahrerwertung an. Durch den dritten Doppelsieg von Rene Rast - also sechs Siegen hintereinander - wurde der Mercedes-Mann in der Tabelle sogar noch von der Audi-Speerspitze überholt. Deshalb ist di Resta derjenige, der letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat.

Der 32-Jährige wäre es gerne gewesen, der Mercedes mit dem Titel in die DTM-Rente schickt. Aber es war sein Kollege Paffett, dessen Zukunft bereits gesichert ist, denn er wird ab Dezember mit HWA in der Formel E starten.

Wohin geht es für di Resta? Ungewiss. Der Schotte deutete an, dass er möglicherweise der DTM erhalten bleibt. Aber mit welchem Hersteller wollte er noch nicht verraten. Es wird gemunkelt, dass er 2019 mit DTM-Neueinsteiger Aston Martin antreten wird.

Meisterfeier mit Abschiedsschmerz

Die Abschiedsfeier von Mercedes war gleichzeitig die Meisterfeier von Paffett. Di Resta wird seinen Frust über den verpassten zweiten DTM-Titel mit dem einen oder anderen Getränk hinuntergespült haben. Ein gewisser Abschiedsschmerz über das Ende seines Arbeitgebers in der deutschen Tourenwagenserie wird wohl noch hinzukommen.

Auch die Teammitglieder von Mercedes werden letzte Nacht schlecht geschlafen haben - oder vielmehr: wenig. Denn sie haben "ihren" Champion gefeiert und gleichzeitig das letzte Mal DTM. Viele von ihnen waren viele Jahre lang ein Teil der Crew der Stuttgarter. Und das DTM-Fahrerlager ist so etwas wie ein zweites Zuhause für sie geworden. Ein Zuhause, das es seit heute nicht mehr gibt.

Bei der Party am Sonntagabend werden nach den Jubelgesängen wohl auch ein paar Tränen geflossen sein. Denn auch für sie endet eine Ära und geht ein Kapitel zu Ende. Der Gewinn des Triples ist irgendwie auch ein Happy End für sie. Denn das Final-Wochenende 2018 in Hockenheim werden sie wohl so schnell nicht vergessen.

Ob sie schon richtig realisiert haben, dass im Mai 2019 beim Saisonauftakt nicht mehr dabei sein werden? Das haben wir alle wohl noch nicht so richtig. Aber dann, wenn die neue Saison beginnt, wird viele von uns ein Gefühl verbinden: Wehmut. Und die Erinnerung an die gute alte DTM-Zeit mit Mercedes.

Gary Paffett, Paul di Resta

Bei der Meister-Siegerehrung fiel Paul di Resta das Lächeln schwer Zoom

Am vergangenen Wochenende in Hockenheim wurden die Stuttgarter mehrmals darauf angesprochen, ob sie es sich mit dem Ausstieg nicht nochmal überlegen wollen. Und wann sie wieder zurückkommen werden. Viele in der DTM-Szene sind überzeugt, dass spätestens 2020/21 die Marke mit dem Stern zurückkehren wird. Ob es wirklich so kommt, steht momentan noch in den Sternen.

Eines ist sicher: Mit dem Gewinn der Fahrer-, Hersteller und Team-Meisterschaft hat sich Mercedes selbst das schönste Abschiedsgeschenk gemacht.

"Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist", sagte Mercedes-DTM-Teamchef Ulrich Fritz nach dem letzten Rennen. Und genau das tut die Marke mit dem Stern jetzt: Nach 30 Jahren ist Schluss.


Fotos: DTM-Finale in Hockenheim, Sonntag


Vielleicht bleibt Paul di Resta der DTM erhalten. Vielleicht kann er dann schon 2019 wieder um die Meisterschaft fahren. Und vielleicht kann auch er sich dann wieder freuen und lächeln.

Ich möchte an dieser Stelle Gary Paffett zum Gewinn des DTM-Titels 2018 gratulieren und mich bei allen 18 DTM-Fahrern und drei Gaststartern bedanken, dass sie in der abgelaufenen Saison für Spannung und Rennaction vom Feinsten gesorgt haben. Denn eines ist sicher: Langweilig wurde es an keinem der zehn Rennwochenenden.


Fotostrecke: Die DTM-Karriere des Paul di Resta

Auch bei Ihnen, den Lesern meiner Kolumne, möchte ich mich bedanken, dass sie diese aufmerksam gelesen haben. Ich wünsche Ihnen und uns eine erholsame Winterpause und hoffe insgeheim, dass sie schnell vorbeigeht. Denn mit dem Einstieg von Aston Martin 2019 steht uns wieder eine spannende Saison bevor, auf die wir uns freuen können. Denn: Nach der Saison ist vor der Saison.

Ihre
Julia Spacek

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