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  • 18.07.2011 16:00

HS-Rallye-Team: Happy End nach dramatischem Beginn

Gemischte Gefühle für das HS-Rallye-Team bei der "Seidenstraßenrallye": Frühes Aus für Kahle/Schünemann im Buggy - Klassensieg für den Truck

(Motorsport-Total.com) - Das HS-Rallye-Team kehrt mit gemischten Gefühlen aus Russland zurück: Nachdem die Mannschaft aus Hamburg bei der über 4.000 Kilometer von Moskau nach Sotschi führenden "Seidenstraßenrallye" früh den Verlust des Buggy beklagte, avancierte der Truck mit dem Klassensieg zum Retter des verlorenen Schatzes.

Titel-Bild zur News: Matthias Kahle/Thomas Schünemann beim Start der Silk-Way-Rallye 2011

Für das Duo Kahle/Schünemann war die Silk-Way-Rallye 2011 früh beendet

Der berühmt-berüchtigte "Sprung ins kalte Wasser" hatte bei der Silk-Way-Rallye 2011 tatsächlich etwas mit Wasser zu tun. Starke Regenfälle hatten die erste Prüfung nach dem Showstart auf dem Roten Platz in Moskau in eine Schlamm- und Matschwüste verwandelt. Das rutschige Geläuf stellte gerade die heckgetriebenen Buggys und ihre Piloten auf eine harte Probe. Auf der Suche nach Grip und Traktion waren die Belastungen für den Dieselmotor im Buggy von Matthias Kahle und Thomas Schünemann anscheinend zu groß. Das Triebwerk überhitzte und quittierte 15 Kilometer vor dem Ziel der Etappe seinen Dienst.

Beim HS-Rallye-Team war in der Folge Teamwork gefragt. Der teameigene MAN-Racetruck, gefahren von Mathias Behringer, Hugo Kupper und Michael Karg, kam seiner Aufgabe als "Fast Assistance" perfekt nach und zog den Buggy am Abschlepphaken ins nächtliche Biwak. Dort gelang es den Mechanikern bis zum nächsten Morgen, den 3-Liter-Biturbomotor wieder startklar zu machen. Doch bereits am nächsten Tag zeigte sich, dass die erhöhte Motortemperatur ihre Spuren hinterlassen hatte: Nach gut 310 Kilometern stand der Buggy mit einem Öl- und Wasserverlust in der Wüste.

Die Mannschaft aus Hamburg kämpfte erneut nach Kräften gegen den Ausfall. Behringer nahm den 300 PS starken Buggy an den Haken und schleppte ihn ins Etappenziel. Diesmal konnten die Mechaniker jedoch nur noch einen kapitalen Motorschaden feststellen. "Wir haben wirklich alles gegeben und bis zur letzten Sekunde gekämpft", erklärt Copilot Schünemann. "Jeder im Team hat unglaubliche Moral und Hingabe bewiesen, das war in dieser schwierigen und anstrengenden Phase ein ganz großes Gefühl."

Beeindruckende Serie geht zu Ende

Damit ging für den Buggy des HS-Rallye-Teams eine beeindruckende Serie zu Ende: Seit der Rallye Dakar 2007 hatte der rote Wüstenfloh bei allen Veranstaltungen das Ziel erreicht. In diesen viereinhalb Jahren haben Kahle/Schünemann mehr als 50.000 Kilometer zurückgelegt. Das bedeutet im Klartext: Der HS-Buggy hat von der Distanz her einmal komplett die Erde umrundet und ist danach noch schnell auf direktem Weg von Hamburg nach Singapur gefahren - das Ganze natürlich größtenteils auf Schotter, Sand und Schlamm und ohne einen einzigen Ausfall.

Für den Buggy war die Silk-Way-Rallye also vorzeitig beendet, deshalb bündelte das HS-Rallye-Team seine Kräfte, um dem seriennahen MAN-Racetruck zum bestmöglichen Ergebnis zu verhelfen. Das Trio Behringer/Kupper/Karg lag trotz der doppelten Hilfeleistung auf der 13. Position in der LKW-Wertung und damit vier Positionen hinter dem Führenden in der Klasse der seriennahen Trucks, Johan Elfrink (Mercedes). Den Rückstand auf den Niederländer wollte das Team auf den verbliebenen fünf Etappen unbedingt wettmachen.

Behringer und seine Copiloten lieferten fortan eine ebenso fehlerfreie wie beeindruckende Leistung ab. Die Zehntplatzierten der Rallye Dakar ließen sich selbst von kleineren Schwierigkeiten wie Reifenschäden oder defekten Stoßdämpfern nie aus der Ruhe bringen und kletterten in den Ergebnislisten immer weiter nach oben. Zwei Tage vor dem Ziel eroberte das deutsch-niederländische Trio die angestrebte Führung bei den seriennahen Trucks und gab sie bis ins Ziel nicht mehr ab.

Im Ziel der "Seidenstraßenrallye" nach fast 4.000 Kilometern von Russlands Hauptstadt Moskau ins beliebte Feriendomizil Sotschi konnte das HS-Rallye-Team nicht nur den Sieg bei den seriennahen LKWs feiern, sondern auch den hervorragenden zehnten Platz in der LKW-Wertung. "Viele denken, dass wir nach dem Ausfall des Buggy ganz anders fahren konnten als zuvor", beschreibt Behringer. "Um ehrlich zu sein, haben wir unsere Taktik gar nicht geändert. Wir sind genauso gefahren wie vorher: So schnell, wie es die Bedingungen zuließen ohne dabei allzu große Risiken einzugehen. Es freut mich, dass wir uns noch so weit nach vorne arbeiten konnten. Das nächste Mal werden wir aber wieder alles daran setzen, dass wir alle gemeinsam im Ziel feiern können."