Trotz einer Vielzahl von Rückschlägen gibt Jorge Lorenzo in der MotoGP-Saison 2015 nie auf und krönt sich am Ende zum fünften Mal in seiner Karriere zum Weltmeister
Er hat es geschafft: Jorge Lorenzo setzt sich 2015 zum dritten Mal die MotoGP-Krone auf und wird zum fünften Mal Motorrad-Weltmeister. Bis zu seinem Triumph in Valencia ist es allerdings ein langer und vor allem steiniger Weg. Während der Saison muss der Spanier viele Rückschläge einstecken und es sieht mehrfach danach aus, dass der Titel an seinen Teamkollegen Valentino Rossi geht. Doch Lorenzo gibt nie auf und verdient sich den Titel am Ende auch durch seinen Kampfgeist.
Die Saison beginnt in Katar gleich mit einem Rückschlag. Weil sich ein Teil seiner Helmpolsterung löst, kann er mit dem Spitzentrio um Rossi nicht mithalten und wird lediglich Vierter. Nach dem ersten Rennen der Saison liegt er in der WM damit sofort hinter seinem Teamkollegen, der in diesem Jahr sein größter Rivale sein wird. Rückstand nach dem ersten Saisonrennen: 12 Punkte.
In Austin und Argentinien folgen zwei weitere Rückschläge: Lorenzo wird krank und kann in beiden Rennen nicht seine beste Leistung abrufen. Während er das Podium jeweils verpasst holt Rossi einen dritten Platz und einen weiteren Sieg. Der Italiener baut seinen Vorsprung deutlich aus und für Lorenzo scheint nach 2014 eine weitere Katastrophensaison zu folgen. Rückstand nach dem dritten Saisonrennen: 29 Punkte.
Ausgerechnet bei Lorenzos Heimspiel in Jerez gelingt dem Spanier die Wende. Der Yamaha-Pilot ist an diesem Wochenende das Maß aller Dinge, und erstmals in der Saison 2015 kann er Rossi schlagen. Es ist der Startschuss einer tollen Aufholjagd. Rückstand nach dem vierten Saisonrennen: 20 Punkte.
Lorenzo gewinnt anschließend auch in Le Mans, Mugello und Barcelona. Erstmals in seiner Karriere triumphiert der Spanier damit bei vier Rennen in Serie. Der 28-Jährige scheint in der Form seines Lebens zu sein und auch in der WM ist plötzlich wieder alles offen. Rückstand nach dem siebten Saisonrennen: 1 Punkt.
In Assen hat Lorenzo die Chance, erstmals in der Saison die WM-Führung zu übernehmen. Doch Rossi beweist mit einem Sieg in der Kathedrale des Motorsports, dass er Lorenzo den Titel in diesem Jahr nicht kampflos überlassen wird. Auch beim folgenden Rennen auf dem Sachsenring sieht der Italiener die Zielflagge vor seinem Teamkollegen. Lorenzo steht erneut vor einer Aufholjagd. Rückstand nach dem neunten Saisonrennen: 13 Punkte.
Mit einem zweiten Platz in Indianapolis und einem Sieg in Brünn gelingt Lorenzo wieder die Wende. Vor allem in Tschechien lässt der Spanier die Muskeln spielen: Er sichert sich zunächst die Pole und fährt anschließend im Rennen ungefährdet seinen fünften Saisonsieg ein. Rossi wird in beiden Rennen nur Dritter. WM-Stand nach dem elften Saisonrennen: Gleichstand.
Spätestens ab Silverstone sind dann allerdings Lorenzos Nehmerqualitäten gefragt, denn im britischen Regen brummt Rossi seinem Teamkollegen mit einem Sieg bereits zum dritten Mal in dieser Saison einen großen Rückstand auf. Besonders bitter: Erneut macht der Helm des Spaniers Probleme, im Regen beschlägt sein Visier. Rückstand nach dem zwölften Saisonrennen: 12 Punkte.
In Misano scheint danach die WM-Vorentscheidung zu fallen. Zum ersten und einzigen Mal stürzt mit Lorenzo einer der beiden Titelkandidaten. Der Rückstand des Spaniers ist damit fast wieder so groß wie zu Saisonbeginn, der Effekt der tollen Aufholjagd ist komplett verpufft. Ans Aufgeben denkt der spanische Kämpfer aber auch zu diesem schwierigen Zeitpunkt nie. Rückstand nach dem 13. Saisonrennen: 23 Punkte.
Der nächste Rückschlag folgt in Motegi. Nach seinem Sieg in Aragon scheint Lorenzo auch in Japan ungefährdet dem Sieg entgegen zu fahren. Doch bei den schwierigen Bedingungen halten die Reifen des Spaniers nicht durch. Am Ende wird er hinter Dani Pedrosa und Rossi nur Dritter. Drei Rennen vor Ende spricht damit eigentlich alles für Rossi. Rückstand nach dem 15. Saisonrennen: 18 Punkte.
Das Rennen in Australien ist erneut ein kleiner Rückschlag. Lorenzo führt das Rennen lange an, doch in der letzten Runde zieht Marc Marquez noch an seinem Landsmann vorbei und bringt ihn damit um fünf wertvolle Punkte. Weil Rossi aber nur Vierter wird, leben Lorenzos WM-Hoffnungen trotzdem weiter. Rückstand nach dem 16. Saisonrennen: 11 Punkte.
Auch in Malaysia verpasst Lorenzo anschließend den Sieg. Dieses Mal zieht er gegen Pedrosa den Kürzeren. Trotzdem schrumpft der Vorsprung von Rossi, der sich in einen Kleinkrieg mit Marquez verstrickt, weiter. Kurios: Bis zum letzten Saisonrennen hat Lorenzo kein einziges Mal mehr Zähler auf dem Konto als Rossi. Rückstand nach dem 17. Saisonrennen: 7 Punkte.
Vor dem Finale in Valencia gerät der WM-Kampf allerdings fast zur Nebensache. Nach seiner Kollision mit Marquez in Sepang brummen die Rennkommissare Rossi drei Strafpunkte auf. Der WM-Spitzenreiter legt Protest ein, scheitert damit allerdings. Pikant: Lorenzo reicht den Antrag ein, bei der Verhandlung ebenfalls gehört zu werden. Mit der Aktion macht sich der Spanier keine Freunde.
Trotz der hitzigen Tage vor dem Finale zeigt Lorenzo in Valencia keine Schwäche. Er gewinnt das Rennen vor Marquez. Rossi, der wegen seiner Strafe von ganz hinten starten muss, wird lediglich Vierter. Das reicht Lorenzo zum Titelgewinn. Zwar hat der Ausgang der WM nach den Ereignissen rund um Sepang einen faden Beigeschmack, doch das ist dem neuen Champion an diesem Tag völlig egal. Vorsprung nach dem 18. und letzten Saisonrennen: 5 Punkte.
Trotz einer Vielzahl von Rückschlägen gibt Jorge Lorenzo in der MotoGP-Saison 2015 nie auf und krönt sich am Ende zum fünften Mal in seiner Karriere zum Weltmeister