MotoGP-Superstar, der tiefe Fall, Neustart in der Superbike-WM - Marco Melandri hat eine Karriere mit Höhen und Tiefen
Marco Melandri wird am 7. August 1982 in Ravenna (Italien) geboren. Er zählt jahrelang zu den besten Fahrern der Königsklasse MotoGP und der Superbike-WM. Als einem der wenigen gelingt es ihm, in beiden Serien Rennsiege zu feiern.
1998 und 1999 kämpft Melandri in der 125er-Klasse um den WM-Titel. 1999 fehlt ihm trotz fünf Siegen ein Punkt auf die Krone. 2000 wird er in der 250er-Klasse Nachfolger von Valentino Rossi im Aprilia-Team, bleibt aber hinter den Erwartungen zurück. Erst 2001 gelingt ihm der erste Sieg. Die Saison wird von Daijiro Kato dominiert. 2002 ist schließlich Melandris Jahr. Er gewinnt neun Rennen und wird 250er-Weltmeister.
2003 startet Melandri im Yamaha-Werksteam in der MotoGP-Klasse und ersetzt Max Biaggi. Die M1 ist aber nicht konkurrenzfähig. Melandri scheidet bei acht Rennen aus, fährt nur zweimal in die Top 10 und landet abgeschlagen auf WM-Platz 15. 2004 wechselt er ins Kundenteam Tech3. Zwei dritte Plätze in Barcelona und Assen sind die Höhepunkte. Der Rest der Saison ist von Stürzen geprägt.
Yamaha entlässt Melandri für 2005 aus dem Vertrag und er dockt im Gresini-Honda-Team an. Plötzlich ist der Italiener ganz vorne dabei - hier in Le Mans hinter Max Biaggi auf der Werks-Honda.
Melandri fährt 2005 in Jerez, Schanghai, Barcelona, Assen und Losail auf das Podest. Dann gewinnt er sensationell das vorletzte Saisonrennen, den Grand Prix der Türkei in Istanbul. Es ist Melandris erster Sieg in der Königsklasse.
Gleich darauf gewinnt Melandri auch in Valencia. Damit ist er hinter Valentino Rossi und vor Nicky Hayden der Vizeweltmeister der MotoGP-Saison 2005.
Für 2006 gilt Melandri als einer der Titelanwärter, doch die Saison läuft nicht nach Plan. Er gewinnt zwar in Istanbul, in Le Mans und auf Phillip Island, doch in der WM reicht es nur zu P4. Am Ende fehlen ihm 24 Punkte auf Weltmeister Nicky Hayden. Obwohl Melandri nur einmal ausfällt, fehlen ihm die konstanten Podestplätze.
2007 beginnt die 800er-Ära der MotoGP-WM und die Honda RC212V ist nicht konkurrenzfähig. Ducati dominiert mit Casey Stoner. Melandri holt drei Podestplätze und wird WM-Fünfter. Im Sommer unterschreibt er einen Vertrag mit Ducati. Nach vier Jahren auf Gresini-Honda mit mehreren Siegen gilt Melandri für 2008 bei vielen als WM-Favorit.
Doch dann kommt alles anders. Marco Melandri ist der erste Fahrer, der komplett am Fahrverhalten der Desmosedici scheitert. In Assen ein Tiefpunkt: Er qualifiziert sich mit drei Sekunden Rückstand als Letzter und fährt auch im Rennen einsam auf dem letzten Platz. Die Saison verkommt zur Katastrophe.
Während Teamkollege Casey Stoner sechs Rennen gewinnt und gegen Valentino Rossi um den WM-Titel kämpft, schafft Melandri einen fünften, einen siebten und einen neunten Platz. Mit lediglich 51 WM-Punkten stürzt er auf Position 17 ab. Melandri und Ducati lösen den Vertrag auf.
Melandri unterschreibt einen Vertrag mit Kawasaki, doch die Japaner ziehen sich wegen der Weltwirtschaftskrise aus der Motorrad-WM zurück. Im Winter 2008/09 besteht die Gefahr, dass Melandri auf der Straße steht. Schließlich erhält er ein Motorrad von Kawasaki und kann die Saison im Hayate-Team fahren, das aus den Resten der Kawasaki-Mannschaft besteht.
In Le Mans 2009 fährt Melandri sensationell als Zweiter auf das Podest. Da die Kawasaki nicht weiterentwickelt wird, fällt er in der zweiten Saisonhälfte aber immer weiter zurück. Ende 2009 wird auch Hayate geschlossen.
Für 2010 kehrt Melandri ins Gresini-Honda-Team zurück und hofft, an die alten Erfolge anknüpfen zu können. Dieser Plan misslingt aber ebenfalls, weil er keine Werksunterstützung erhält. Ein fünfter Platz in Mugello ist das beste Ergebnis, sonst fährt Melandri rund um Platz zehn.
Entnervt kehrt Melandri der MotoGP-WM den Rücken. Er will nicht mehr hinterherfahren. Im Yamaha-Werksteam sieht er für 2011 eine neue Chance, und zwar in der Superbike-WM.
Der Umstieg klappt. Melandri gewinnt schon sein drittes Rennen (Donington). Es folgen drei weitere Saisonsiege und am Ende ist er hinter Carlos Checa Vizeweltmeister. Die Hiobsbotschaft aber im Sommer: Yamaha zieht das Werksteam zurück und Melandri steht erneut auf der Straße.
BMW erkennt, dass es einen Fahrer wie Melandri braucht, um den gewünschten Erfolg zu holen. Der Italiener wechselt für 2012 und bringt seine Crew mit. Das ist der fehlende Baustein. Melandri kämpft sofort um Podestplätze und holt in Donington den ersten WSBK-Sieg für BMW. Es folgen noch fünf weitere Triumphe und WM-Rang drei.
2013 soll Melandri mit BMW Weltmeister werden. Trotz starker Ergebnisse passieren aber auch Fehler, Stürze und schlechte Ergebnisse. Am Ende wird Melandri nur WM-Vierter. BMW zieht sich werksseitig aus der Superbike-WM zurück.
Melandri wechselt für 2014 zu Aprilia und unternimmt einen neuen Anlauf auf den WM-Titel. Erst in der zweiten Saisonhälfte kommt er mit der RSV4 klar und gewinnt sechs Rennen.
Der Punkterückstand ist aber zu groß und es kommt zu Stallorderdiskussionen mit seinem Teamkollegen Sylvain Guintoli. Melandri hilft, ist aber unzufrieden. Guintoli wird trotzdem Weltmeister, Melandri nur WM-Vierter.
Aprilia entscheidet sich für 2015 für ein MotoGP-Comeback. Da Melandri einen Vertrag hat, muss er in die Königsklasse zurückkehren. Der Italiener enttäuscht aber auf ganzer Linie und verlässt das Projekt im Sommer.
2016 fehlt Melandri im internationalen Rennsport, aber hinter den Kulissen bahnt sich ein sensationelles Comeback in der Superbike-WM an.
2017 nimmt ihn Ducati unter Vertrag. Melandri ist zurück in der Superbike-WM und fährt gleich wieder im Spitzenfeld mit. Es gelingen ihm 13 Podestplätze, aber gegen die übermächtigen Kawasakis nur ein Rennsieg. 2018 folgen zwei weitere Erfolge.
2019 probiert es Melandri im GRT-Yamaha-Team, aber die R1 passt nicht zu seinem Fahrstil. Gute Ergebnisse sind Mangelware. Melandri entscheidet sich schließlich dazu, seinen Helm zum Jahresende an den Nagel zu hängen. Ganz zu Ende ist seine aktive Karriere damit aber noch nicht.
2020 zieht Melandri für Barni-Ducati doch noch einmal für ein paar Rennen den Helm auf. In Jerez fährt er zweimal in die Top 10, ansonsten aber verläuft die Saison enttäuschend. Im Sommer zieht sich Melandri endgültig zurück.
Die MotoGP-Bilanz von Marco Melandri: 139 Grands Prix, 5 Siege, 20 Podestplätze, 3 schnellste Rennrunden, Vizeweltmeister 2005.
Die WSBK-Bilanz von Marco Melandri: 201 Rennen, 22 Siege, 75 Podestplätze, 4 Poles, 21 schnellste Rennrunden, Vizeweltmeister 2011.
MotoGP-Superstar, der tiefe Fall, Neustart in der Superbike-WM - Marco Melandri hat eine Karriere mit Höhen und Tiefen