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Zum ersten Mal seit 1999 besuchte die Motorrad-WM wieder Argentinien. Zum insgesamt elften Mal wurde in diesem südamerikanischen Land ein Grand Prix ausgetragen.
Schauplatz war zum ersten Mal der Termas de Rio Hondo Kurs im Nordwesten des Landes. Der 4,8 Kilometer lange Kurs wurde im Jahr 2008 gebaut und im Vorjahr modifiziert. Die letzten Arbeiten wurden erst knapp vor dem MotoGP-Gastspiel fertig. Es gibt fünf Links- und neun Rechtskurven. Die längste Gerade beträgt genau 1.076 Meter.
Termas de Rio Hondo befindet sich in der Provinz Santiago del Estero. In dieser Stadt wohnen rund 28.000 Menschen. Diese Region ist vor allem durch den Tourismus bekannt, denn es gibt viele Thermalquellen und rund 170 Hotels.
Obwohl die MotoGP zum ersten Mal überhaupt in dieser Region gastiert, ist die Begeisterung für den Motorradsport überall zu sehen und zu spüren. Am Sonntag werden knapp 25.000 Zuseher auf den Tribünen gezählt. Über das gesamte Wochenende sollen rund 100.000 Fans den Kurs besucht haben.
Das bekommen auch die MotoGP-Fahrer zu spüren. Sie können kaum einen Schritt aus dem Hotel machen und werden von Fansmassen umlagert. Valentino Rossi besuchte am Mittwoch ein Restaurant, bis sich schließlich so viele Fans versammelt hatten, dass ihn die Polizei zum Hotel eskortieren musste.
Von der Strecke zeigen sich die Fans beeindruckt, obwohl der Asphalt an den Trainingstagen noch sehr schmutzig und sandig ist. Dadurch ist der Reifenverschleiß hoch. Trotzdem zählt Termas de Rio Hondo von der Durchschnittsgeschwindigkeit nun zur zweitschnellsten Strecke im Kalender: Klassenprimus ist weiterhin Phillip Island in Australien.
Das Qualifying bringt keine große Überraschung: Marc Marquez dominiert die Trainings und holt sich seine dritte Pole-Position in Folge und seine zwölfte in der Königsklasse.
Die Begeisterung der Fans erreicht am Sonntag seinen Höhepunkt. Die Tribünen sind rappelvoll und es herrscht Party-Stimmung.
Und schon im ersten Rennen des Tages bekommen die Fans einen spannenden Grand Prix zu sehen: In der letzten Kurve rempelt sich Romano Fenati (5) an Alex Marquez (12) und Jack Miller (8) vorbei und holt sich den Sieg.
Miller ist zwar überhaupt nicht zufrieden, aber die Rennleitung verhängt gegen Fenati nur einen Strafpunkt. Da der Italiener für das Team von Valentino Rossi fährt, jubelt der Superstar über seinen ersten Sieg als Teambesitzer.
Das Moto2-Rennen wird eine klare Angelegenheit für "Tito" Rabat. Der Spanier fährt seinen zweiten Saisonsieg locker nach Hause und vergrößert seinen WM-Vorsprung auf 28 Punkte.
Bemerkenswert: Xavier Simeon (links) holt als Zweiter sein bestes Karriereergebnis. Moto2-Aufsteiger Luis Salom (rechts) schafft es ebenfalls zum ersten Mal auf das Podest in der mittleren Klasse.
Schließlich ist alles bereit für das große Spektakel: Bradley Smith ist in der Startaufstellung völlig konzentriert und hat keine Augen für sein Gridgirl.
Unter Druck steht Jorge Lorenzo, der zum ersten Mal in diesem Jahr aus der ersten Reihe startet. Nach seinem Sturz in Katar und dem Frühstart in Austin muss der Yamaha-Werksfahrer ein Spitzenergebnis holen.
Diesmal startet Lorenzo perfekt und übernimmt sofort die Führung. Es werden aber turbulente erste Runden mit vielen Überholmanövern...
...teilweise liegen auch die Ducati-Fahrer Andrea Dovizioso und Andrea Iannone auf den Plätzen zwei und drei...
...die Fahrer bieten beste Unterhaltung und Rennaction pur!
Nicht dabei ist Alvaro Bautista: Schon in der ersten Kurve stürzt der Spanier von seiner Gresini-Honda. Es ist der dritte Crash im dritten Rennen. Mit Tränen in den Augen kehrt Bautista an die Box zurück. Auch Danilo Petrucci stürzt schon in der ersten Kurve.
Auch für Aleix Espargaro (41) gestaltet sich das Rennen nicht nach Wunsch: Schon in der zweiten Runde rutschte er über das Vorderrad weg. Espargaro startet eine Aufholjagd und holt als 15. immerhin noch einen WM-Punkt.
Jorge Lorenzo führt das Rennen bis neun Runden vor Schluss an. Dann muss er sich aber Marc Marquez beugen, der problemlos überholt und davonzieht.
Schließlich bekommt Lorenzo auch noch Druck von Dani Pedrosa. Der Honda-Werksfahrer kommt Schritt für Schritt näher und nimmt Lorenzo in der Schlussphase noch den zweiten Platz ab.
Niemand kann Marc Marquez in Argentinien wirklich gefährtlich werden. Der Spanier gewinnt somit die ersten drei Saisonrennen von der Pole-Position aus. Das gelang zum letzten Mal Giacomo Agostini im Jahr 1971. Damals gewann der legendäre Italiener die Rennen auf dem Salzburgring, in Hockenheim und auf der berühmten Isle of Man.
In der WM hat Marquez nach drei Rennen schon 19 Punkte Vorsprung auf seinen Teamkollegen Dani Pedrosa, und gewaltige 53 auf Lorenzo. "Ich denke sogar, dass es jetzt einfacher wird", entgegnet Marquez seinen Kritikern. "Nach drei Siegen ist man extrem selbstbewusst, aber ich weiß, dass die Saison sehr lang ist.
Für Dani Pedrosa wurde es wieder einmal "nur" der zweite Platz hinter seinem Teamkollegen. Dafür macht er vor allem die Anfangsphase verantwortlich: "Nach dem ganzen Durcheinander in der ersten Runde hing ich in einer Gruppe fest und kam nicht direkt vorbei."
Jorge Lorenzo fällt mit diesem dritten Platz ein Stein vom Herzen. Selten hat man den zweifachen MotoGP-Weltmeister nach einer Niederlage gegen das Honda-Duo so gut gelaunt gesehen. "Es ist vielleicht der schönste dritte Platz meiner MotoGP-Karriere, denn ich habe zuletzt zwei große Fehler gemacht", sagt er euphorisch.
Für Valentino Rossi wird es wieder einmal ein vierter Platz. Speziell in der ersten Rennhälfte lieferte er sich ein enges Duell mit Stefan Bradl. "Ich hatte das Potenzial für das Podium, aber leider machte Bradl einen Fehler und drängte mich von der Strecke", schiebt Rossi in Richtung des Deutschen.
Stefan Bradl ist mit dem fünften Platz zufrieden, denn er ist der beste Nicht-Werksfahrer: "Wenn man den Sturz im Qualifying und den neunten Startplatz bedenkt, dann können wir mit diesem Ergebnis sehr zufrieden sein."
Sehr zufrieden ist auch Andrea Iannone, der nicht nur bester Ducati-Pilot ist, sondern mit Platz sechs auch das beste Ergebnis seiner MotoGP-Karriere feiert: "Ich habe jetzt ein besseres Gefühl für das Motorrad und arbeite immer besser mit meinem Team zusammen."
Das Tech-3-Yamaha-Duo kann nicht im Spitzenfeld mitkämpfen. Bradley Smith setzt sich schließlich gegen Pol Espargaro durch und wird Siebter.
Für das Ducati-Werksteam ist es ein schwieriges Wochenende. Andrea Dovizioso wird zwei Wochen nach seinem Podestplatz nur Neunter. "Ich hatte etwas Pech, denn ich hatte ein Problem mit dem Motor", merkt der Italiener kritisch an. "Es trat Öl aus und wir verloren Leistung. Außerdem glaube ich, dass ich mich für den falschen Vorderreifen entschieden habe." Crutchlow-Ersatz Michele Pirro sammelt als 17. keine WM-Punkte.
Spannend geht es bis zur Ziellinie im Duell der Aspar-Teamkollegen um Rang zehn zu: Hiroshi Aoyama besiegt Nicky Hayden noch in der letzten Kurve und fährt mit einem Wheelie über die Ziellinie. "Wir wechselten in der letzten Runde mehrmals die Positionen. Ich freue mich darüber vor ihm als Zehnter ins Ziel gekommen zu sein", lacht der Japaner.
Einziger Südamerikaner in der MotoGP ist derzeit Yonny Hernandez bei Pramac-Ducati. Der Kolumbianer kämpft bei seinem "Heimrennen" gegen das Aspar-Duo und muss sich als Zwölfter knapp geschlagen geben. "Ich habe die Unterstützung meiner Fans hier in Argentinien gespürt und möchte mich bei allen bedanken", richtet er die Worte an die zahlreichen Fans auf den Tribünen.
Die Premiere in Termas de Rio Hondo ist mit dem zweiten Doppelerfolg für Honda in Folge zu Ende gegangen. Nun geht es Schlag auf Schlag: Die Motorrad-WM kehrt nach Europa zurück, wo bereits am kommenden Wochenende in Jerez gefahren wird. Der Rummel um Marc Marquez wird gigantisch sein.
Bis dahin... ¡Adiós!
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