Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Marco Bezzecchi

Liebe MotoGP-Fans,

der Unfall zwischen Marco Bezzecchi und Marc Marquez in Mandalika hat gezeigt, wie schnell es gehen kann. Wenn man sich vorstellt, dass Marc Marquez vielleicht beim vierten, fünften, sechsten Saisonrennen in eine unglückliche Situation verwickelt und sich dabei verletzt hätte ...

Deswegen hat er immer betont, dass die Weltmeisterschaft erst erledigt ist, wenn sie wirklich unter Dach und Fach ist. Ich glaube, er hat auch deshalb die Situation recht locker genommen und keine harten Worte an Bezzecchi gerichtet.

Marc Marquez meinte, dass auch ihm Fehler passieren können, und diesmal ist einem anderen Fahrer ein Fehler passiert. Im engen MotoGP-Feld, in dem Überholen so schwierig geworden ist, gehört das leider auch zum aktuellen Renngeschehen dazu.

Beim Start habe ich genau auf Bezzecchi geachtet, um zu sehen, ob ihm diesmal ein besserer Start als im Sprint gelingen würde. Er hat einen Tick zu spät auf die Ampel reagiert und Plätze verloren. Das Manöver gegen Marc Marquez in der ersten Runde konnte nicht gut gehen.

Bezzecchi war der schnellste Fahrer an diesem Wochenende. Er hätte in Ruhe einen nach dem anderen überholen können und hätte vermutlich gewonnen - oder es wäre Platz zwei hinter Fermin Aldeguer geworden. Das wäre ein wichtiger Schritt zu WM-Platz drei gewesen.

Für mich sind Bezzecchi und Alex Marquez die - ich will nicht sagen Entdeckungen der Saison -, aber sie sind klar die Aufsteiger, die wahrscheinlich nicht nur mich am meisten beeindruckt haben. Beide haben sich grundsätzlich super entwickelt.

Wobei wir bei Alex Marquez gesehen haben, dass er seinen Bruder Marc nur auf Strecken besiegen kann, die ihm liegen und Marc etwas weniger. Das sind leider nur zwei, drei Strecken im Jahr. Marc Marquez ist überall sonst besser und das insgesamt bessere Gesamtpaket.

Bei Bezzecchi stand vor dieser Saison die Frage im Raum, ob er eine "Eintagsfliege" ist. Alsodass er das eine oder andere Rennen pro Jahr gewinnen kann, im Endeffekt aber nur Highlights zeigt und im WM-Kampf keine Rolle spielt - so wie es 2023 bei VR46 der Fall war.

Wenn ich die Entwicklung von Aprilia und Bezzecchi in diesem Jahr betrachte, dann wird wirklich etwas Phantastisches gemeinsam aufgebaut. Ich habe das Gefühl, dass da etwas entsteht, das Marc Marquez wirklich unter Druck setzen und herausfordern kann.

Ob es dann gegen den besten Fahrer im Feld für einen WM-Titel reicht, ist natürlich eine andere Frage. Aber wenn die Entwicklung weiterhin so gut wie in den vergangenen Monaten läuft, dann kann ich mir durchaus vorstellen, dass Bezzecchi im nächsten Jahr eine große Rolle spielen wird.

Alex Marquez hat in Assen bei der Kollision mit Pedro Acosta und spätestens beim Unfall mit Joan Mir in Brünn seine Lektion gelernt. Das hat man auch gut in Motegi und jetzt in Indonesien gesehen. Beides waren sehr schwierige Wochenenden für ihn.

Trotzdem ist Alex Marquez ruhig geblieben, hat mit seinem Gresini-Team gut gearbeitet und am Ende aus zwei schwierigen Wochenenden noch respektable Ergebnisse mitgenommen - Platz sechs in Motegi und Rang drei in Indonesien.

Und nun muss Bezzecchi seine Lektion aus dem unnötigen und übermütigen Manöver gegen Marc Marquez lernen. Ich glaube, dass er das auch tun wird, weil er ziemlich clever ist. Generell ist er auch kein aggressiver, unfairer Fahrer.

Wie gesagt, wenn er in schwierigen Situationen in Zukunft auch kühlen Kopf bewahrt und sich damit als Gesamtpaket verbessert, dann habe ich ihn im nächsten Jahr als einen großen Herausforderer von Marc Marquez auf der Rechnung.

Euer

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