Stichtag im Dopingfall Iannone: Espargaro & Smith hoffen auf Stabilität

Aleix Espargaro wünscht sich Andrea Iannone als Teamkollege zurück - Bradley Smith aber hat wenig Interesse, wieder zu testen - Cal Crutchlow findet blumige Worte

(Motorsport-Total.com) - Am heutigen Donnerstag soll im Dopingfall Andrea Iannone die Entscheidung fallen, ob dem Einspruch des Italieners gegen seine lange Sperre stattgegeben wird, oder aber ob sie aufrechterhalten wird und Iannone somit bis zum 16. Juni 2021 weiterhin für Rennen der Motorrad-WM gesperrt bleibt.

Titel-Bild zur News: Andrea Iannone, Bradley Smith, Aleix Espargaro

Muss Smith schon bald wieder für Iannone weichen und nur noch testen? Zoom

Bei Iannones Arbeitgeber Aprilia beobachtet man die Situation mit Spannung. "Ich habe gestern noch mit Andrea gesprochen. Er macht momentan wirklich eine schwierige Zeit durch", sagt Aleix Espargaro am Medientag zum Aragon-Grand-Prix und fügt hinzu: "Ich hoffe für ihn, aber auch für Aprilia, dass die Sache geklärt wird."

"Es wäre für Aprilia sehr wichtig, ihn nächstes Jahr an Bord zu haben", so Espargaro weiter. "Hoffentlich kann er bald wieder mit mir zusammen fahren und Bradley [Smith] kann sich wieder als Testfahrer betätigten, um das Bike weiter zu verbessern. Wir brauchen eine bessere Balance im Team, denn die aktuelle Situation ist schwierig."

Smith will Vollzeitfahrer bleiben

Smith allerdings hat wenig Interesse, wieder zum Testfahrer degradiert zu werden, nachdem er alle acht bisherigen Saisonrennen anstelle von Iannone auf der zweiten RS-GP neben Espargaro bestritten hat.

"Momentan habe ich kein Interesse an einem Job als Testfahrer. Ich will Rennen fahren, und zwar auf Vollzeitbasis", stellt Smith klar und setzt seinen regelmäßigen Rückstand auf Espargaro ins Verhältnis: "Ich habe mich in diesem Jahr so gut es ging auf das Bike eingestellt, trete aber gegen jemanden an, der dieses Bike seit vier Jahren fährt."

Momentan weiß Smith aber noch nicht einmal mit Bestimmtheit, ob er auch an diesem Wochenende fahren wird. "Sollte sich heute alles in Andreas Sinne klären, könnte er morgen früh hier sein und loslegen", meint der Brite mit Verweis auf die Berufungsverhandlung.

Bradley Smith

Bradley Smith hat derzeit keine Klarheit, wie es für ihn weitergeht Zoom

Ernsthaft rechnet Smith aber zumindest für dieses Wochenende wohl doch nicht mit einer Ablösung im Team: "Die Wahrscheinlichkeit, dass es so kommt, ist gering. Deshalb bin ich da und bereite mich ganz normal vor. Für nächste Woche ist das aber definitiv noch nicht so gesetzt. Warten wir mal ab, was passiert."

Mit Blick auf 2021 merkt Smith genau wie Espargaro an, dass es für Aprilia wichtig wäre, Stabilität im Team zu haben. Und deshalb will er selbst weiter Rennen fahren, anstatt wieder ins zweite Glied zurückgestuft werden zu müssen.

Dovizioso weiterhin ein Thema für Aprilia

"Momentan höre ich immer nur ein Wenn und ein Vielleicht. Und diese Wörter sind in einem professionellen Sport ein Albtraum. Es ist einfach wichtig, in allen Bereichen Vertrauen und Gewissheit zu haben. Aufgrund der Umstände ist das bei uns momentan aber nicht der Fall", bedauert Smith und unterstreicht: "Mein klares Ziel ist es, als Vollzeitfahrer in diesem Team zu bleiben."

Neben Iannone gibt es aber noch einen anderen Italiener, der Smith im Team den Rang ablaufen könnte: Andrea Dovizioso, sollte er von Ducati zu Aprilia wechseln und 2021 Iannones Nachfolge antreten.

Andrea Dovizioso

Andrea Dovizioso als Iannone-Nachfolger? Für Aprilia noch nicht vom Tisch Zoom

Das weiß Smith ganz genau. "Der Fokus liegt natürlich momentan auf den beiden Andreas", sagt er, will sich selbst aber unbedingt im Gespräch halten: "Sollte es anders kommen, bin ich als die nächste Option bereit. Es ist einfach wichtig, Kontinuität im Team zu haben."

Dovizioso, dessen Manager unter anderem auch mit Suzuki in Kontakt steht, sagt selbst nur, dass er "mit mehr als nur einem Hersteller" spricht und dass "ein Fahrer mit viel Erfahrung für jeden Hersteller eine große Hilfe" sei. Allerdings bezieht sich "Dovi" in seinen Aussagen am Donnerstag eher auf eine zukünftige Rolle als Testfahrer denn als Stammfahrer.

Kein Platz mehr für Crutchlow?

Und was sagt Cal Crutchlow? Genau wie Dovizioso wird auch der momentan noch für LCR-Honda fahrende Brite als möglicher Aprilia-Pilot für 2021 gehandelt. Dem Fall Iannone schenkt Crutchlow eigener Aussage zufolge aber trotzdem keine Aufmerksamkeit: "Das hat nichts mit mir zu tun. Daher kümmert es mich nicht. Es hat absolut nichts mit mir zu tun. Und deshalb verfolge ich das Thema auch nicht."

Auf Nachfrage, ob es für ihn auch okay wäre, wenn es für ihn 2021 keinen Platz mehr im Feld gibt, antwortet Crutchlow: "Ich habe gesagt, dass ich gerne weitermachen würde. Wir müssen abwarten, wie sich alles entwickelt. Wenn sich nichts ergibt, muss ich das auch akzeptieren. So ist das Leben. Momentan habe ich aber nicht die Absicht aufzuhören."

Cal Crutchlow

Crutchlow und der WM-Titel: "Chance so groß wie Mond mit Schneeball zu treffen" Zoom

Sollte seine MotoGP-Karriere mit Ablauf der Saison 2020 zu Ende gehen, wirkt Crutchlow nicht unzufrieden: "Ich habe alles erreicht, was ich wollte. Ich habe ein paar Rennen gewonnen und ein paar großartige Podiumsplätze eingefahren."

Und mit blumigen Worten fügt Supersport-Weltmeister von 2009 abschließend hinzu: "Natürlich wäre ich auch gerne MotoGP-Weltmeister geworden. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass das klappt, war so groß wie den Mond mit einem Schneeball zu treffen."

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