Lorenzo sicher: "Aprilia und Martin werden sich zusammenraufen"

Jorge Lorenzo glaubt nicht an eine vorzeitige Trennung von Aprilia und Jorge Martin - Außerdem vergleicht er die Fahrstile von Marc Marquez und Francesco Bagnaia

(Motorsport-Total.com) - Auch wenn es zwischen Aprilia und Jorge Martin im Moment gehörig knirscht, glaubt Ex-MotoGP-Pilot Jorge Lorenzo nicht, dass sich beide Parteien tatsächlich vorzeitig trennen werden. "Ich glaube, es ist wahrscheinlicher, dass Aprilia und Martin sich am Ende doch zusammenraufen, notfalls gezwungenermaßen."

Titel-Bild zur News: Jorge Martin

Jorge Martin will vorzeitig raus aus seinem Vertrag, aber um welchen Preis? Zoom

Der Spanier geht davon aus, dass sie "zumindest den aktuellen Vertrag erfüllen" werden. Martin hatte sich zuletzt auf eine Ausstiegsklausel berufen, die es ihm ermöglichen soll, das Team schon Ende 2025 zu verlassen. Aprilia sieht das anders und besteht auf die Erfüllung des auf zwei Jahre geschlossenen Vertrags.

Sollte es doch zur vorzeitigen Trennung kommen, nennt Lorenzo im Gespräch mit GPOne.com zwei mögliche Szenarien für die Nachfolge: einen erfahrenen Mann wie Enea Bastianini oder ein Nachwuchstalent aus der Moto2.

"Bastianini ist ein Fahrer, der schon MotoGP-Erfahrung hat, Rennen gewonnen und viele Podestplätze geholt hat. Also hast du die Garantie, dass er schnell fahren kann, wenn er ein Motorrad bekommt, das ihm gefällt."

"Ein Moto2-Fahrer ist vielleicht jünger, aber muss sich erst noch beweisen. Falls sie nicht mit Martin weitermachen, wird Aprilia sicherlich Alternativen haben", meint Lorenzo.

Marquez als Referenz und Bagnaia unter Druck

Auch über das Spannungsverhältnis innerhalb des Ducati-Werksteams hat Lorenzo gesprochen. Während Marc Marquez in seiner ersten Saison auf dem aktuellen Ducati-Werksbike die klare Referenz ist, kämpft sein Teamkollege Francesco Bagnaia mit Unsicherheiten, vor allem beim Fahrgefühl für die Front.

"Psychologisch fühlst du dich immer stärker, wenn du der Schnellste bist oder auf Augenhöhe mit ihm. Wenn du dich unterlegen fühlst, verlierst du an Vertrauen. So war es bei mir mit Stoner oder Valentino", zieht Lorenzo den Vergleich.

Bagnaia schlage sich seiner Meinung nach wacker, aber es sei eben extrem schwer, konstant an einem Ausnahmetalent wie Marquez dranzubleiben. Aus technischer Sicht verweist Lorenzo auf die Unterschiede in den Fahrstilen der beiden.


Fotostrecke: Vor Bagnaia und Marquez: Sie waren Ducati-Teamkollegen in der MotoGP

"Pecco ist ein Fahrer, der sowohl auf als auch neben der Strecke gerne alles unter Kontrolle hat, und momentan fühlt er sich mit dem Vorderrad des Motorrads nicht wohl. Mit seinem Stil braucht er viel Vertrauen ins Vorderrad, während Marquez eher daran gewöhnt ist, ohne dieses Vertrauen zu fahren", analysiert er.

Und der Ex-Pilot ergänzt: "Bagnaia hat einen Fahrstil wie ich, Biaggi oder Cadalora. Wir brauchen ein sehr stabiles Motorrad. Fahrer wie Marquez oder Stoner hingegen sind auch dann schnell, wenn das Motorrad viele Schwächen hat."

Nicht derselben Fehler wie bei Honda machen

Die Entwicklungsarbeit bei Ducati betrachtet Lorenzo differenziert. Die Sorge, dass sich Ducati zu sehr an Marquez' extremen Fahrstil anpassen und damit in eine ähnliche Sackgasse wie Honda geraten könnte, teilt der Spanier nur bedingt.

"Ducati hört nicht nur auf das Werksteam. Sie analysieren auch die Rückmeldungen von VR46 und anderen Teams. Deshalb glaube ich nicht, dass sie nur auf Marquez hören."

"Er hat sicher einen sehr extremen Fahrstil, ganz als anders als ein Standardfahrer. Aber es ist auch wahr, dass er viel Erfahrung hat und ein Veteran der Kategorie ist. Er wird sich in diesem Aspekt also definitiv verbessert haben", meint Lorenzo.